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Conze, Alexander
Archäologische Untersuchungen auf Samothrake (Band 1) — Wien, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.752#0086
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Allem des Oberbaues, sich etwa nicht ganz gleichmässig rings um den Bau fortgesetzt hatte. Ausser den
gezeichneten Stücken fanden sich noch glatte Quadern, nur an der coneaven Seite rein bearbeitet und demnach
dem Inneren angehörend, 0,74 Met. hoch, 1,2 Met. lang, 0,24 Met. dick, ferner Platten von 0,22 Met. Stärke
1,175 Met. Breite und 1,35 Met. äusserer Bogenlänge, und endlich Stufen von o,33 Met. Höhe, o,35 Met
Breite und i,3 Met. Länge; die beiden letzteren Formen habe ich mit dem Sockel in Verbindung gebracht
In dem cylindrischen Unterbau befand sich an der Westseite die Eingangsthür. Im Mauerwerk des
Fundamentes (Taf. LVI) ist vorn die Stelle ersichtlich, wo einige Stufen zu derselben hinan führten. Es ist
indessen kein Bruchstück gefunden worden, aus welchem auf die architektonische Behandlung der Thüre ge-
schlossen werden könnte. Fig. I auf Taf. LXV, ein Bruchstück, an dem in der unteren Flüche zwei schwache
Dübeleisen erhalten, auf der oberen die Spuren zweier Dübellöcher erkennbar sind, dürfte kaum mit dieser
Frage in Verbindung stehen; ausserdem fand sich noch ein kleines Fragment mit demselben Profil.

Der Restaurationsversuch dieses merkwürdigen Rundbaues auf Grundlage der aufgefundenen Frag-
mente ergibt zunächst das auffallende Resultat, dass hier ein bauliches Motiv, welches so sehr auf den
Zweck der Beleuchtung des Innern hinweist, wie die oben beschriebene Pfeilergallerie, wahrscheinlich nur
als Dekoration einer geschlossenen Wand verwendet wurde. Da nun nichts für die Annahme spricht, dass
sich Fenster in dem Unterbau unterhalb des oberen Palmettenfrieses befunden hätten, da ferner die Vermuthung,
dass etwa gar zwischen den Triglyphen Licht eingefallen sei, abgesehen von allen anderen Gründen, dess-
halb zurückgewiesen werden muss, weil die Bearbeitung der Triglyphenblöcke an beiden Seiten auf einge-
setzte Mctopenplatten hinweist, so kommt man zu dem Schlüsse, dass entweder die nicht sicher bekannte Be-
stimmung des Gebäudes nur künstliche Beleuchtung des Innern erforderte oder dass eine Lichtöffnung im
Dache sich befand'). Ich habe dieser letzteren Idee in dem Restaurationsversuchc Ausdruck gegeben. Meine
Lösung dieser Hypäthral-Dachconstruction Ist selbstverständlich nur eine von vielen möglichen. Ich nehme
an, dass von den 44 Dachsparren — diese Zitier entspricht der Zahl der Rinnleistenplatten — je der zweite
bis zur Spitze des Daches hinauflief, während die übrigen 22 Sparren nur bis zur Höhe von etwa zwei
Dritteln des Daches hinaufreichten und dort durch einen Ring verbunden waren; die dadurch entstehende
kreisförmige Oeffnung wurde durch jene 22 Sparren in eben so viele Dreiecke getheilt, welche möglicherweise
vorübergehend verschlossen werden konnten. Im Inneren legt sich an die Streben, deren untere Enden in
die Ausschnitte der Triglyphenblöcke eingreifen (siehe oben Seite 9) eine verschalte hölzerne Decke in Form
eines flachen Gewölbes. Die Spitze des Daches krönte vielleicht jener marmorne Conus, welcher auf Taf.
L1X, Fig. IV gezeichnet ist; derselbe wird auch von Coquart als Dachaufsatz betrachtet (Rapport etc.
S. 275). Die Fragmente dieses Aufsatzes wurden von Deville und Coquart auf der Trümmerstelle gefun-
den und nach Enos gebracht, woselbst ich dieselben aufnahm. Der Conus ist hohl gearbeitet, um sein
Gewicht zu verringern, und trug vielleicht eine Figur aus Metall.

Das Fundament des Rundbaues Tafel LVI, aus tertiärem Sandstein in der Dicke von 2,55 Met. aus-
geführt, trägt eine obere Schichte, deren einzelne Steine sehr sorgfältig durch eiserne Klammem in Blei-
verguss verbunden waren; nur ein einziges dieser Klammereisen fand ich noch fest an seinem Platze, hin
grösserer Theil der marmornen Randeinfassung des Stereobates befindet sich noch in der ursprünglichen
Lage; in diesem Marmorrande sieht man zahlreiche Dübellöcher eingearbeitet, aus deren Stellung ic"
schliesse, dass die unterste Stufe des Sockels nahezu bis an den Rand des Stereobates vortrat. Aus der
Grösse der vorgefundenen Stufen und aus der Breite des Raumes zwischen der AusscnÜäche des Mairaor-
Unterbaues und dem Rande des Fundamentes (siehe Durchschnitt Tafel LV) ergibt sich mit Wahrscheinlich-
keit, dass zwei Stufen vorhanden waren.

') Auf Münzen von Kyzikos, wo ein dem snmothrnkisclicn nHehstverwnndler Cultus zu Hause war, erscheint rnehriach ein
flacher Rundbau, in dessen sonst i;;m/ uiuhirdibroclicner und auch ungegliederter Wand nur die Thüroll'inii!;4 sich hoiinJel. w
diesem Gcbüude stellen in den Münzbildern drei Frauen mit Fackeln. Mionnet descr. de med. H, n. 1J7. 17J. 190. 207. :io. as&-
unterscheidet diesen Bau nicht von einem Altare, der allerdings auch auf Münzen von Kyzikos vorkommt.
 
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