Schon in den ersten Jahren unserer Arbeiten in Pergamon hatten wir gelegentlich
von einer Ruinenstelle im Jünd-Dag, die man Mamurt-Kaleh nannte, gehört.
Aber wir erfuhren nichts Näheres; der Jünd-Dag wurde wenig aufgesucht. Von
Pergamon erscheint er als das unansehnlichste der umliegenden Gebirge, in ziemlich
gleichmäßiger Höhenerstreckung. Er steht nicht in besonders gutem Rufe; es
sei viel schlechtes Volk da.
Einmal, als ich mit anderer Hauptabsicht von Kinik aus in das Gebirge
das Kara-Dere-Tal hinaufritt, kam ich der Höhe Mamurt-Kaleh, wie ich nachträglich
sah, nahe, fand den Platz aber nicht. Schuchhardt war der erste von uns, der im
Jahre 1887 die Überreste dort oben sah. In einem Briefe vom 27. August gab er
mir Nachricht davon und zeichnete den Grundzug der Bauten mit wenigen Linien.
So berichtete er auch in den Sitzungsberichten der Berliner Akademie (12. Ja-
nuar 1888, S. 1212) über die Tempelanlage auf Mamurt-Kalessi: das Material
Trachyt, der Stil dorisch, die Zeit hellenistisch. Er fährt dann fort: »Ich möchte
den Bau für den Tempel der Göttermutter halten, der nach Strabo (XIII, 2. 6)
in dem in der Gegend von Pergamon (itepl rUpyafiov) gelegenen rauhen und unfrucht-
baren (rpa/u xa't Xtntpov) Asporenos sich befunden haben soll. Der Asporenos
wäre dann der Gündag, auf den die von Strabo gebrauchten Epitheta und
die Etymologie des Namens selbst (von asitopo?) auch einzig passen; der Geikli-
dag, den man bisher dafür hielt, ist wasser- und baumreich.« Diese Aufstellung
mußte immer wahrscheinlicher für uns werden, je mehr wir die Umgegend von Perga-
mon kennen lernten. Nirgends fanden wir auf ein altes Heiligtum deutende Reste
in so zu den Worten des Strabo passender Lage, wie die auf Mamurt-Kaleh, von
dessen Gebirge, dem Jünd-Dag, man die Leute noch ziemlich mit den Worten des
Strabo sprechen hörte.
Nach Schuchhardt haben dann noch Philippson und Beriet auf ihren Arbeits-
reisen Mamurt-Kaleh besucht. Philippson gibt in seinen »Reisen und Forschungen
im westlichen Kleinasien« (Petermanns Mitt. Ergänzungsheft 167, 1910) auf S. 71 ff-
eine Schilderung des Jünd-Dag nach eigener Anschauung. »Trotz der sanften Formen
und der geringen Flöhe«, schreibt er, »bildet der Jünd-Dag ein erhebliches Ver-
kehrshindernis und überhaupt ein unwegsames Gebiet geringer Bevölkerung
und Kultur. Die Andesittafeln sind hier außerordentlich unfruchtbar, nur im
östlichen Teile mit Eichenbeständen bewaldet. Sie verwittern meist in Blbckmeere,
die jeden Schritt des Wanderers, namentlich aber des Lasttieres zur Qual machen;
die Pfade sind in einem grauenhaften Zustande. Dazu kommt, daß die leichte Umgeh-
barkeit des Gebirges im Westen an der Küste, im Osten in den Ebenen von Kyrk-
agatsch und Akhissar den Verkehr ablenkt. Daher haben die Übergänge über den
Jünd-Dag, obwohl sie die kürzesten Linien von Pergamon nach Magnesia und Ak-
hissar bilden, für den Verkehr fast gar keine Bedeutung.«
von einer Ruinenstelle im Jünd-Dag, die man Mamurt-Kaleh nannte, gehört.
Aber wir erfuhren nichts Näheres; der Jünd-Dag wurde wenig aufgesucht. Von
Pergamon erscheint er als das unansehnlichste der umliegenden Gebirge, in ziemlich
gleichmäßiger Höhenerstreckung. Er steht nicht in besonders gutem Rufe; es
sei viel schlechtes Volk da.
Einmal, als ich mit anderer Hauptabsicht von Kinik aus in das Gebirge
das Kara-Dere-Tal hinaufritt, kam ich der Höhe Mamurt-Kaleh, wie ich nachträglich
sah, nahe, fand den Platz aber nicht. Schuchhardt war der erste von uns, der im
Jahre 1887 die Überreste dort oben sah. In einem Briefe vom 27. August gab er
mir Nachricht davon und zeichnete den Grundzug der Bauten mit wenigen Linien.
So berichtete er auch in den Sitzungsberichten der Berliner Akademie (12. Ja-
nuar 1888, S. 1212) über die Tempelanlage auf Mamurt-Kalessi: das Material
Trachyt, der Stil dorisch, die Zeit hellenistisch. Er fährt dann fort: »Ich möchte
den Bau für den Tempel der Göttermutter halten, der nach Strabo (XIII, 2. 6)
in dem in der Gegend von Pergamon (itepl rUpyafiov) gelegenen rauhen und unfrucht-
baren (rpa/u xa't Xtntpov) Asporenos sich befunden haben soll. Der Asporenos
wäre dann der Gündag, auf den die von Strabo gebrauchten Epitheta und
die Etymologie des Namens selbst (von asitopo?) auch einzig passen; der Geikli-
dag, den man bisher dafür hielt, ist wasser- und baumreich.« Diese Aufstellung
mußte immer wahrscheinlicher für uns werden, je mehr wir die Umgegend von Perga-
mon kennen lernten. Nirgends fanden wir auf ein altes Heiligtum deutende Reste
in so zu den Worten des Strabo passender Lage, wie die auf Mamurt-Kaleh, von
dessen Gebirge, dem Jünd-Dag, man die Leute noch ziemlich mit den Worten des
Strabo sprechen hörte.
Nach Schuchhardt haben dann noch Philippson und Beriet auf ihren Arbeits-
reisen Mamurt-Kaleh besucht. Philippson gibt in seinen »Reisen und Forschungen
im westlichen Kleinasien« (Petermanns Mitt. Ergänzungsheft 167, 1910) auf S. 71 ff-
eine Schilderung des Jünd-Dag nach eigener Anschauung. »Trotz der sanften Formen
und der geringen Flöhe«, schreibt er, »bildet der Jünd-Dag ein erhebliches Ver-
kehrshindernis und überhaupt ein unwegsames Gebiet geringer Bevölkerung
und Kultur. Die Andesittafeln sind hier außerordentlich unfruchtbar, nur im
östlichen Teile mit Eichenbeständen bewaldet. Sie verwittern meist in Blbckmeere,
die jeden Schritt des Wanderers, namentlich aber des Lasttieres zur Qual machen;
die Pfade sind in einem grauenhaften Zustande. Dazu kommt, daß die leichte Umgeh-
barkeit des Gebirges im Westen an der Küste, im Osten in den Ebenen von Kyrk-
agatsch und Akhissar den Verkehr ablenkt. Daher haben die Übergänge über den
Jünd-Dag, obwohl sie die kürzesten Linien von Pergamon nach Magnesia und Ak-
hissar bilden, für den Verkehr fast gar keine Bedeutung.«