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Curtius, Ernst [Hrsg.]
Die Ausgrabungen zu Olympia (Band 2): Übersicht der Arbeiten und Funde vom Winter und Frühjahr 1876-1877 — Berlin, 1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.764#0013
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IV. SITUATIONSPLAN.

T~\er Situations-Plan Tafel XXXII ift auf den durch die bis-
-*— herigen Arbeiten berührten Theil der Ebene von Olympia
befchränkt worden, um die gefundenen Baurefte nach ihrer Lage,
Gröfse und Geftaltung in einem moglichft grofsen Maafsftabe
von 1:1000 zu veranfchaulichen. Das bis zum Niveau des Altis-
bodens ausgegrabene Terrain ift weifs ftehen geblieben, wäh-
rend die noch unberührte Erdoberfläche einen gelblich braunen
Ton empfangen hat. Hierdurch läfst fich der Stand der Ar-
beiten am Schluffe der zweiten Kampagne (i. Juni 1877) deut-
lich erkennen und mit dem entfprechenden Arbeitsftande am
Schluffe der erften Kampagne — fkizzirt dargeftellt auf Tafel
XXXIII des erften Bandes [Tafel XXIII der Lichtdruck-Aus-
gabe] -— vergleichen.

Die der klaffifchen Zeit angehörigen Bauten find je nach
dem Grade ihrer Erhaltung fchwarz getönt oder durch eine
dunkle Schraffirung von den fpäteren — heller fchraffirten ■—■
byzantinifchen bezw. flavifchen Bauanlagen unterfchieden worden.
Auf Wiedergabe des verworrenen Geflechts der fogenannten
Slavcnhänfer wurde der Deutlichkeit halber verzichtet. Nur
die drei im Abfchnitte II erwähnten Mauerzüge, welche, von der
Südweft- und Nordoftecke des Zeus Tempels auslaufend, eine
Zeitlang forlifikatorifchcn Zwecken gedient zu haben fcheinen,
find zur Darftellung gelangt.

Längs der Südfeite des Zeustempcls hat eine weitere Be-
seitigung des Terrains nicht ftattgefunden, weil lohnende Funde
nicht in Ausficht ftanden. Dagegen wurde vor der Oftfront die
Aufdeckung von 22 Meter Diftanz (von der Oberftufe gemeffen)
auf durchfehnittlich 52 Meter erweitert, und das noch völlig un-
berührte Terrain vor der Weftfront auf rot. 33 Meter fowie
das nur zum kleinften Theilc (an der Nordoftecke) angebrochene
Terrain längs der Nordfeite auf eine durch fch nittliche Entfer-
nung von 35 Meter befeitigt. Was innerhalb diefer Grenzen
rings um den Zeustempel von antiken Baureften zu Tage ge-
treten ift, zeigt der Plan.

Bemerkenswert!"! find darunter vier alte, ursprünglich wabr-
fcheinlich gedeckte (jetzt theilweis zerftorte) Wafferlcitungsrinnen,
drei vor der Weftfront, eine vor der Nordoft- und Oftfeite,
letztere mit einem Schöpfplatze füdlich von dem Punkte, wo
der öftliche Nordgraben zur Halle des Herodes Attikus führt.
Alle diefe Leitungen fowie eine mit drei Schöpfplätzen verfehene
fünfte, welche die byzantinifche Kirche an drei Seiten umzieht,
find mit ihrem Gefälle nach dem Alpheios gerichtet. Ob fie
einem und demfelben Waffervertheilungspunkte weltlich vom
Kronoshügel entftammen, bedarf noch weiterer Aufklärung.

Von den am alten Platze vor der Oftfront flehenden Bafen find
drei auf Grund ihrer Infchriften näher bezeichnet: 1) die der Nike,
2) die des Kallias und 3) die des eretrifchen Stieres. Weltlich
von den beiden letzten find die drei halbkreisförmigen Bafen
fichtbar, auf denen die Statuen elifchcr Jungfrauen errichtet waren.
Andere Bafen ftehen füdlich. theilweis dichtgedrängt bis zu dem
Standplätze der Nike. Mit A ift der ausgehöhlte cylindrifche
I'afcnblock bezeichnet, welcher das Weihcgefchenk der Lake-
dämonier für den dritten meffenifchen Krieg trug. Leider fteht,
wie der Augenfchein lehrt, der als Bau Hein verwerthete.Block
nicht mehr auf der alten Stelle; aber fein urfpdinglicher Stand-
platz ift wohl ganz in der Nähe gewefen.

Die beiden mittelftark fchraffirten Mauern, die eine ca. 32
Meter weltlich vor der Weftfront des Zeustempels und die
zweite ca. 34 nördlich von feiner Nordfeite, fcheinen Fundament-
mauern für Rinnen und Leitungen gewefen zu fein, deren Ober-
theile jetzt fehlen.

Der Weftgraben — zwifchen Zeustempel und Kladeos —
hatte den Zweck, die von der franzöfifchen Expedition aufge-
fundene, später wieder verfchüttete, byzantinifche Kirche freizu-
legen. Aufser der Entdeckung eines römifchen Ziegelbaues
nahe am weltlichen Ende wurde durch diefe Arbeit die wichtige
Thatfache ermittelt, dafs der fteinerne Unterbau der altchrift-
lichen Backfteinkirche hellenifchen Urfprunges ift und als Peri-
bolosmauer einen heiligen Bezirk umfchloffen hat, deffen Ein-
gangsthor nach Ölten lag.

Achnliche Funde hat der fchon in der erften Kampagne
ausgeführte Nordwellgniben bei genauerer UiUerfuchung in Aus-
ficht geftellt. Drei antike Mauern find darin aufgetaucht: zwei
parallele mit weftöftlicher, eine mit nordfüdlicher Richtung. Die
letztere beanfprucht um deswillen ein befoncleres Intereffe, als
ihre wohlerhaltene Struktur und bisher ermittelten Dimenfioncn
eine grofse AehnHchkeit mit der Peribolosmauer unter der
Kirche bekunden.

Von den beiden Nordgräben führte der weltliche zur Ent-
deckung eines mittelgrofsen dorifchen Peripteraltempels von 6
zu 16 Säulen, den die glückliche Auffindung der von Paufanias
erwähnten Hermes - Statue des Praxiteles als das Heraion
erkennen liefs. Die rafch vorgenommene aber nicht ganz
beendigte Aufdeckung bildete den Abfchlufs der Ausgrabungs-
Arbeiten der zweiten Kampagne. Der zweite —■ öftliche Nord-
graben brachte am Fufse des Kronoshügels einen andern bis-
her ganz unbekannt gebliebenen Bau an's Tageslicht, — eine
backfteinerne Exedra mit zwei rechtwinkeligen Mauervorfprün-
 
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