Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Curtius, Ernst [Hrsg.]
Die Ausgrabungen zu Olympia (Band 2): Übersicht der Arbeiten und Funde vom Winter und Frühjahr 1876-1877 — Berlin, 1877

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.764#0014
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
gen, in deren Ecken die Refte kleiner Rundtempel (landen.
Die dabei gemachten Statuen- und Infchriftenfunde legen die
Vermuthung nahe, dafs die Bauanlage dem Herodes Attikus,
der auch fonil als opferwilliger Wohlthäter für Olympia bekannt
ift, ihren Urfprung verdankt.

Mit dem letzten, dem Nord oftgraben wurde gleichfalls am
Südabhange des Kronion eine vier Stufen hohe Terräffenmauer
erreicht, jenfeits welcher in noch höherer Stellung die ftark re-
ducirten Unterbauten von 4—5 Gebäuden kleinllen Maafsflabes
hervortraten. Ob in dieien Fragmenten Rede der nach Pau-
fanias Befchreibung hier geftandenen Schatzhaufer zu fehen
find, ift nicht ficher, aber wahrfcheinlich. Ueberhaupt harrt der
ganze Diftrikt nördlich und öftlich vom Heraion bis über das
Ende des Nordoftgraben hinaus noch weiterer Erforfchung,

Einen zweiten Situationsplan in grösserem Maafsflabe
(1 : 250) bringt Tafel XXXIII zur Anfchauung. Auf demselben
find die Grundriffe beider Fronten des Zeustempels unter Fort-

laffung aller Zwifchentheile fo nahe wie möglich aneinander
gerückt und dann fowohl inner- wie außerhalb die Fundftätten
der entdeckten Giebelfculpturen und Metopen verzeichnet worden.
Dabei wurden alle Einzelftücke, fofern ihre Zufammenge-
hörigkelt ficher erkannt oder mit einiger Wahrscheinlichkeit
vermuthet werden konnte, durch Linien verbunden. Durch
diefes Verfahren hat (ich herausgestellt, dafs nur einige wenige
Bildwerke wie z. B. die drei Statuen aus der Nordecke des Oft-
giebels (Kladeos, Knabe und Greis), die Atlasmetope und einige
Köpfe des Weftgiebels durch ihre, tempelnahe und zusammen-
hängende Lage, wie theilweife fehr gute Erhaltung u. dgl. den
Schlufs geftatten, dafs fie am alten Fallorte gefunden find. Der
bei weitem gröfste Theil des Bildfchmuckes beweift aber durch
die regellofe Lage und weite Zerftreuung der einzelnen Frag-
mente, dafs nach dem Sturze eine ganz willkürliche vielleicht
mehrfache Verfehleppung Stattgefunden hat, welche auf die ur-
fprünglichen Standplätze irgendwelche sichere Folgerungen zu
ziehen behindert.

V. ARCHITEKTONISCHES.

I. Zeus-Tempel. Die vollständig bewirkte Aufdeckung
des Tempels hat für den im Bande I. Seite 20 gegebenen
Grundrifs zu einigen Berichtigungen und Ergänzungen geführt,
welche eine Mittheilung erheifchen. Erftlich find von den Perip-
teralfäulen der Nordreihe (wobei von Often gezählt wird) am
alten Platze flehend gefunden: die erfte, zweite, dritte, fünfte,
achte, nennte, zehnte und eüfte, — die letztere nur zu einem
Drittel des Umfanges erhalten. Alle übrigen find entweder bis
auf die lelzte Trommel nach auSsen geftürzt oder ganz zerftört.
von mehreren fehlt felbft die fiebere Standfpur. Ferner haben
fich die in der Cella nur vermuthungsweife angegebenen Mauer-
fchranken in der dritten, vierten und fünften Zwifchenweite der
Südfäuleureihe in analoger Stellung und Gröfse vorgefunden,
wie in der Nordreihe. Auch hat fich die im nördlichen Seiten-
fchiffe angedeutete Standfpur einer zweiflügligen Ouerfchranke
an entsprechender Stelle im Südlichen Seitenfchiffe wiederholt
und dadurch weiteren AuffchluSs über die räumliche Eintheilung
des Innern geliefert. An den unteren Trommeln der drei welt-
lichen Säulenpaare find parallel zur Längsaxe Dübeilocher
identifcher Gröfse und Länge beobachtet worden, welche beweifen,
dafs der hinterfte Theil des MittelSchiffs nach den Seitenfchiffen
hin durch Metallgittci* und nicht durch niedrige Mauern abge-

trennt war. Endlich ift mitten im Naos vor der vierten
Südfäule (von OSten gezählt) und etwas Südlich von der Haupt-
axe eine 0,71 m. lange und 0,16 m. breite Steinfchwelle her-
vorgetreten, welche zwei oblonge Dübeilocher besitzt, in denen
irgend ein hochgerichteter Gegenftand, — eine Stele vielleicht
auch zwei Füfse eines Tifches — eingelafSen waren.

Die drei verschiedenen Konftruktions weifen im Pflaftcr des
MittelfchifSes laSSen in Verbindung mit den oben erwähnten
SchrankenSpuren auf eine dreifache Raumehitheilung des Mittel-
raums fchliefsen, doch mufs eine genauere Darlegung des Orts-
befundes ebenfo wie die Schlüffe, welche Sich an das Specielle
Nivellement knüpfen laffen, der Späteren ausführlichen Mono-
graphie vorbehalten bleiben.

Eine genauere VermeSSung konnte erft nach völliger Be-
seitigung der ausgelagerten ErdmaSSen ftattfinclen und muSste
Selbft dann noch auS die wichtigsten zu diefem Behufe be-
fonders geklärten Punkte befchränkt bleiben. Herr Baumeifter
Streichert hat diefe Meffung mit Mefsftangen und unter mehr-
maliger Repetition aller Hauptmaafse vorgenommen. Durch
diefe Arbeit Sind bei mehrfachen Uebereinftimmutfgen in wich-
tigen Maafsen doch auch nicht unerhebliche Abweichungen von
den früheren Meffungen konftatirt worden. Einige der im
 
Annotationen