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Curtius, Ernst; Milchhoefer, Arthur
Die Stadtgeschichte von Athen — Berlin, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.5159#0229
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IV.

Tlienristokles — Kiinon.

Die Athener sind sehr allmählich Herren ihres Meers geworden.
Der erste Schritt war die Eroberung von Salamis, aber nachdem Megara
unschädlich gemacht worden war, traten die Aegineten immer drohender
auf und haben dadurch einen wesentlichen Einfluss auf die Stadtgeschichte
von Athen gehabt.

Die Verwickelungen mit den Städten, deren Gestade so nahe gegen-
über hegen, stammen aus der Tyrannenzeit. Epidauros und Athen waren
die beiden Hauptstädte, aber Aigina, ursprünglich von Epidauros abhängig,
war beiden Städten weit voraus. Von ihrer kleinen Felsinsel aus hatten
die Aegineten im saronischen Golf zuerst das Meer als den Schauplatz
griechischer Volksgeschichte erkannt, und, während die Anderen sich in
kleinstädtischen Verhältnissen bewegten, hatten sie einen Weitblick, und
ihr Geld beherrschte beide Meerseiten. Argwöhnisch betrachteten sie den
Aufschwung der Athener, und als die Epidaurier in eine gewisse Ab-
hängigkeit von ihnen kamen (S. 70), mussten die in der Mitte wohnenden
Insulaner das Schlimmste besorgen und ein erbitterter Hass gegen Athen
war die Triebfeder ihrer ganzen Politik.

Sie waren zur Zeit die erste Seemacht im Archipelagus. 519 hatten
sie Kydonia in Kreta den Sannern entrissen und da sie bis zum Pontus
hinauf ihre Schiffe schickten, beobachteten sie eifersüchtig die Versuche
Athens, überseeische Küstenplätze zu gewinnen und sich am Hellespont
festzusetzen; sie wünschten also nichts sehnlicher, als die junge Marine
im Keime zu vernichten.

Auch die Athener waren nicht unthätig. Auf den Rath des delphi-
schen Gottes errichteten sie auf ihrem Markte ein Heiligthum des Aiakos
(XTiTV 75), offenbar nicht bloß um den alten Inselkönig zu ehren, sondern
um durch diese Stiftung ein gewisses Anrecht auf die Nachbarinsel zu
erweisen.* Delphi suchte zu vermitteln, aber statt der dreissigjährigen

* loh denke an das Arkasgrab in Mantineia, das Orestesmal in Tegea und
Sparta. Peloponnesos I, 239, 267, 271; II, 223.
 
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