Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Propyläen. 14g

bau den inneren Raum der Akropolis einfassen sollten. Der südliche Theil
dieser Doppelhalle musste das Gebiet der brauronischen Artemis schneiden.
Auch hier begegnete man einem zähen Widerspruch und sah sich zu
wesentlichen Aenderungen des Bauprogramms gezwungen. Perikles wusste,
wie unsicher die Aussicht auf eine längere Dauer der Friedensjahre sei,
und that. was er konnte, um das Erreichbare so rasch wie möglich zu
Stande zu bringen. Er setzte also durch, dass für die Propyläen und
die damit zusammenhängenden Bauten eine Summe von 2012 Talenten
(so viel ist im Ganzen in fünf Jahren ausgegeben worden) flüssig gemacht
wurde (LXXVH 49); eine ständige Kommission wurde auch für diesen
Bau eingesetzt; das erste Jahr (85,4; 437/6) und das vierte ihrer Ver-
waltung sind in den Rechnungsurkunden verzeichnet. * Der Mittelbau
wurde programmmässig ausgeführt, und ebenso der Nordflügel mit dem
fast quadratischen Saale der Pinakothek und seiner Vorhalle. Der Süd-
flügel dagegen wurde eingezogen, indem die südliche Mauer um sechs
Meter nach Norden vorgerückt wurde. Damit war die Symmetrie der
ganzen Bauanlage aufgegeben, aber nicht endgültig, denn wir glauben
aus gewissen Kennzeichen schliessen zu dürfen, dass Vorkehrungen ge-
troffen wurden, um unter günstigen Umständen den Bau nach dem ur-
sprünglichen Plane des Mnesikles wieder aufnehmen zu können. Darauf
weist besonders der Wandpfeiler am Südflügel hin, welcher einer Säulen-
stellung entspricht, die in dem zu Stande gekommenen Bau niemals aus-
geführt worden ist; endlich ist von den nach dem Innenraume der Burg-
offenen Säulenhallen der südliche Theil, der die Terrasse der Artemis
berührte, von Anfang an aufgegeben, der nördliche vorbereitet, aber nie-
mals ausgeführt worden.

Auch in seinem verkümmerten Zustande war der Propyläenbau der Stolz
von Athen, das am meisten anerkannte und bewunderte Denkmal seiner
Grösse, so dass Epameinondas seinen Mitbürgern sagen konnte, wenn sie
ihrer Stadt eine Stellung in Griechenland, wie die von Athen, geben wollten,
müssten sie die Propyläen an den Aufgang der Kadmeia verpflanzen.**
Eine besondere Bedeutung für die Baugeschichte Athens erhielt das
Werk dadurch, dass die beiden Baustile, die sich fern von einander ent-
wickelt hatten, hier zuerst harmonisch mit einander verbunden wurden.

* CIA. I 314 f. Rechnungsablage der Inustaxai UQonvlaiov iQyaaias. Auf
der Vorderseite von den ersten drei Jahren (85,4 — 86,2), auf der lliickseite von
den beiden letzten Jahren des Baues (86,3 und 4). Die Geschichte des Propyläen-
baus verdanken wir Dörpfeld, Mitth. des athen. Inst. X, 28 ff. 131 ff.

** Aeschines de F. L. 105: tp? xütv 'A9tjt'aiu>y aXQonöltta? nqo7iv).uia fxtxivtyxth'
HS t>iv nqoaxaa'iav xijs Kadftrias.
 
Annotationen