Porträtaufnahmen.
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mit auf die Ähnlichkeit. Wir sehen den Menschen gewöhnlich aus der
Höhe des geradeblickenden Auges, seltener beim Hinauf- oder Herunter-
blicken. Als normale Höhe des Objektives kann daher gelten: bei
sitzenden Personen etwa 1,10 m, bei stehenden Personen etwa 1,50 m
und bei Kindern mindestens 1 m. Bei zu großer Höhe des Apparates
erscheint der obere Kopfteil und die Stirn zu groß, das Auge zu tief,
die Nase zu lang und der Hals zu kurz. Das Umgekehrte tritt bei zu
tief stehendem Apparat ein: der Hals erscheint sehr lang und ver-
wächst mit dem Kinn; die Nase wird verkürzt und man bemerkt zu
viel die Nasenlöcher; die Augenhöhlen verflachen sich; die Stirn er-
scheint kürzer und vom oberen Kopfteil sieht man zu wenig.
Das Neigen der Mattscheibe bzw. des ganzen Apparates
bei der Aufnahme von Brustbildern aus größerer oder geringerer als
der normalen Höhe bewirkt eine Verkürzung der oberen oder unteren
Teile des Kopfes, die aber nur geringfügig ist. Bei der Aufnahme
stehender Personen aus normaler Höhe hat das Neigen der Mattscheibe
sichtbare Folgen. Beim Neigen nach unten werden die Beine ver-
kürzt und der Kopf erscheint größer als bei vertikaler Stellung der
Mattscheibe, die Gestalt gedrungener, eine die Ähnlichkeit in sehr un-
erwünschter Weise beeinflussende Erscheinung. Wird hingegen die Matt-
scheibe nach oben geneigt, so erscheinen im Verhältnis die Beine
länger und der Kopf etwas kleiner, die ganze Gestalt also schlanker.
Diese veränderte Zeichnung berührt zwar ebenfalls die Ähnlichkeit, wird
aber von der dargestellten Person gewöhnlich nicht empfunden oder
lieber gesehen, weil sie nicht unvorteilhaft wirkt.
Weiter erscheint es von Wert, mit dem Objektiv einen Verschluß
zu verbinden, der möglichst unauffällig angebracht ist, geräuschlos ar-
beitet und, mit einem langen Auslöser verbunden, auch noch in einiger
Entfernung betätigt werden kann. Dadurch wird der Zeitpunkt der Be-
lichtung nicht vorzeitig verraten und eine größere Unbefangenheit und
Natürlichkeit des Gesichtsausdruckes gewahrt. In dieser Beziehung ist
der Grundner-Verschluß (Kap. 16) sehr empfehlenswert. Ferner sollte
dafür gesorgt werden, daß alles falsche und schädliche Licht von
der Platte vollkommen abgehalten wird, besonders auch das vom Ka-
merabalg reflektierte, um jede Verschleierung derselben zu vermeiden.
Diesen Zweck erfüllt in bester Weise der Grainer-Kamera-Vor-
bau von Ernemann, welcher das Objektiv umschließt und vorn einen
entsprechend großen Ausschnitt besitzt, siehe Fig. 149.
Die nächste Sorge gilt dem Aufnahmematerial, und da kann
nicht stark genug betont werden, daß gewöhnliche Platten wegen ihrer
falschen Wiedergabe der Farbenwerte zur Unähnlichkeit führen und daß
daher für Porträtaufnahmen nur hochempfindliche und orthochro-
matische Platten angezeigt .sind, am besten solche, die infolge Gelb-
färbung ihrer Schicht eine gedämpfte Blauempfindlichkeit und außerdem
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mit auf die Ähnlichkeit. Wir sehen den Menschen gewöhnlich aus der
Höhe des geradeblickenden Auges, seltener beim Hinauf- oder Herunter-
blicken. Als normale Höhe des Objektives kann daher gelten: bei
sitzenden Personen etwa 1,10 m, bei stehenden Personen etwa 1,50 m
und bei Kindern mindestens 1 m. Bei zu großer Höhe des Apparates
erscheint der obere Kopfteil und die Stirn zu groß, das Auge zu tief,
die Nase zu lang und der Hals zu kurz. Das Umgekehrte tritt bei zu
tief stehendem Apparat ein: der Hals erscheint sehr lang und ver-
wächst mit dem Kinn; die Nase wird verkürzt und man bemerkt zu
viel die Nasenlöcher; die Augenhöhlen verflachen sich; die Stirn er-
scheint kürzer und vom oberen Kopfteil sieht man zu wenig.
Das Neigen der Mattscheibe bzw. des ganzen Apparates
bei der Aufnahme von Brustbildern aus größerer oder geringerer als
der normalen Höhe bewirkt eine Verkürzung der oberen oder unteren
Teile des Kopfes, die aber nur geringfügig ist. Bei der Aufnahme
stehender Personen aus normaler Höhe hat das Neigen der Mattscheibe
sichtbare Folgen. Beim Neigen nach unten werden die Beine ver-
kürzt und der Kopf erscheint größer als bei vertikaler Stellung der
Mattscheibe, die Gestalt gedrungener, eine die Ähnlichkeit in sehr un-
erwünschter Weise beeinflussende Erscheinung. Wird hingegen die Matt-
scheibe nach oben geneigt, so erscheinen im Verhältnis die Beine
länger und der Kopf etwas kleiner, die ganze Gestalt also schlanker.
Diese veränderte Zeichnung berührt zwar ebenfalls die Ähnlichkeit, wird
aber von der dargestellten Person gewöhnlich nicht empfunden oder
lieber gesehen, weil sie nicht unvorteilhaft wirkt.
Weiter erscheint es von Wert, mit dem Objektiv einen Verschluß
zu verbinden, der möglichst unauffällig angebracht ist, geräuschlos ar-
beitet und, mit einem langen Auslöser verbunden, auch noch in einiger
Entfernung betätigt werden kann. Dadurch wird der Zeitpunkt der Be-
lichtung nicht vorzeitig verraten und eine größere Unbefangenheit und
Natürlichkeit des Gesichtsausdruckes gewahrt. In dieser Beziehung ist
der Grundner-Verschluß (Kap. 16) sehr empfehlenswert. Ferner sollte
dafür gesorgt werden, daß alles falsche und schädliche Licht von
der Platte vollkommen abgehalten wird, besonders auch das vom Ka-
merabalg reflektierte, um jede Verschleierung derselben zu vermeiden.
Diesen Zweck erfüllt in bester Weise der Grainer-Kamera-Vor-
bau von Ernemann, welcher das Objektiv umschließt und vorn einen
entsprechend großen Ausschnitt besitzt, siehe Fig. 149.
Die nächste Sorge gilt dem Aufnahmematerial, und da kann
nicht stark genug betont werden, daß gewöhnliche Platten wegen ihrer
falschen Wiedergabe der Farbenwerte zur Unähnlichkeit führen und daß
daher für Porträtaufnahmen nur hochempfindliche und orthochro-
matische Platten angezeigt .sind, am besten solche, die infolge Gelb-
färbung ihrer Schicht eine gedämpfte Blauempfindlichkeit und außerdem