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Ornament
des Wandfrieses.
Fries der Ostwand

Verteilung
der Antenkapitelle
u. der südliehen
Pfeilerkapitelle

als Löwen gebildete Greife legen eine ihrer Vordertatzen
an eine zwischen ihnen stehende Lyra, so daß jede Wand-
fläche dieses wappenartige Motiv zweimal unverbunden
nebeneinander zeigt (Z 245 Tf. 30; Z 262 Tf. 32; F 263,
264 Tf. 112; F 265, 266 Tf. 113; Z 267 Tf. 33; F 711, 712
Tf. 114).

Bei den Flächen der Ostwand zwischen den Eckpilastern
der Langwände und den Antenpilastern sowie in den drei
mittleren Interkolumnien entsteht eine Schwierigkeit, da
diese wesentlich schmaler als dieübrigen Pilasterzwischen-
räume sind. Sie bieten daher keinen Platz für zwei
Greifengruppen, und eine solche allein mußte hinwiederum
abweichend etwas ausgedehnter komponiert werden. Daß
auch hier der Fries vorhanden war und die Flächen nicht
etwa einfach glatt geblieben sind, ergibt sich für die
beiden Endfelder mit Sicherheit aus der Anschlußstelle
des nordöstlichen Eckpilasterkapitells. Man sieht dort
vor der senkrechten Gehrungsfuge noch einen parallelen,
glatten Streifen, der dadurch entstanden ist, daß hier
beim Versetzen der Werkstücke der Friesblock mit einem
starken Bossen für das Relief anschloß und den man
dann nach der Austiefung des Reliefs nicht mit dem
Kanalis zusammengearbeitet hat. Die Ecke des Abakus
mit der vorauszusetzenden Gehrung ist hier, wie es auch
bei den Antenpilasterkapitellen der Fall zu sein scheint,
zerstört. Für die drei mittleren Interkolumnien, in denen
man wegen der abweichenden Höhe der korinthischen
Kapitelle am ehestenganzglatteFlächenerwartenkönnte,
wird das Vorhandensein des Frieses oder wenigstens des
Eierstabs und Ablaufs durch den allerdings nicht ganz
sicheren Gehrungsrest an der sehr zerstörten Anschluß-
stelle des Ahakus des einen der korinthisehen Kapitelle
wahrscheinlich gemacht. Einige westlich ivor der Ostwand
gefundene Blöcke des Greifenfrieses, derenZugehörigkeit
zu der ersteren nach ihrer Fundlage anzunehmen ist,
geben keinen bestimmten Anhalt für die Gestalt und Ver-
teilung des Ostfrieses.

Die Ausführung der Friesreliefs ist verschiedenartig,
meist handwerksmäßig, aber vereinzelt finden sich
auch sehr sorgfältig mit liebevoller Vertiefung in
Einzelheiten und naturalistische Charakterisierung des
Tierkörpers gearbeitete Stücke (F 266 Tf. 113). Aus
der Art, wie diese eingesenkten Reliefs über die
Fugen der selir verschieden langen Blöcke hinweg-
geführt sind, darf man mit Sicherheit schließen, daß sie
erst nach dem Versetzen der Quader ausgearbeitet
worden sind, im Gegensatz zu den Kapitellen, die wahr-
scheinlich fertig an ihren Platz gebracht wurden. Auf-
fallend ist auch hei diesen da« Fehlen von Wolflöchern
auf ihrer Oberfläche, woraus folgt, daß sie ebenso wie die
übrigen Pilaster- und Wandblöcke nur mit dem Kranztau
gehoben und auf der Maueroberfläche vermittels Walzen
und Wuchteeisen an ihre Stelle gehracht worden sind.
Infolge der oben gezeigten merkwürdigen Vorgänge bei
dem Einsturz der Cellawände hahen die Pilasterkapitelle,
als die gewaltigsten und schwersten Blöeke, meist zuerst
den Erdboden im Inneren des Adytons erreicht, und so
fand sich die Mehrzahl derselben am Fuße ihrer Pilaster
in tieferLage vor, während nur wenige in höheren Lagen,
zum Teil schon bei früheren Untersuchungen, entdeckt
worden sind.

Soweit nach der Fundlage und aus anderen Umständen

eine Bestimmung der Zugehörigkeit der einzelnen Kapi-
telle möglich war, ist dieselbe in der nachstehenden Liste
angegeben, aus der auch zu ersehen ist, wie viele der
Kapitelle noch vorhanden sind.

A = Antenkapitelle; S = Pilasterkapitelle der Südseite;
W = Pilasterkapitelle der Westseite; N = Pilasterkapi-
telle der Nordseite; 0 = Pilasterantenkapitelle der Ost-
seite. Die Zählung beginnt hei S und N im Osten, bei W
im Süden, bei 0 im Norden.

A 1. Nordostante, gefunden im Dodekastylos (F250, 251
Tf. 107; F 251 a Tf. 110).

A 2. Südostante, einige Fragmente, gefunden in der Nähe
der Ante.

A 3. Südwestecke, Fragmente, gefunden außerhalb der
Tempelecke.

A 4. Nordwestecke, in Paris (F 248, 248 a Tf. 108; F 249
Tf. 109. Vgl. Rayet-Thomas Tf. 45, 46). Kleine zu-
gehörige Fragmente, gefunden Herbst 1912 im
Adyton.

[Die bei den deutschen Ausgrabungen gefundenen Bruch-
stücke, die zu den Kapitellen der Nordwest- und Südost-
ecke gehören müssen, sichern die Zuweisung des Pariser
Kapitells A 4, Rayet-Thomas Tf. 45, 46 an die Nordwest-
ecke. Ein schon zu Rayets Zeit zerstörtes Kapitell, von
dem die Dorfbewohnerberichteten (Rayet-Thomas 11,79),
kann dann nur das südwestliche Eckkapitell A 3 gewesen
sein. Möglicherweise ist es in dem bereits Texier, Asie
Mineur (1849) II Tf. 141 in einer offenbar ergänzten
Zeichnung abgebildeten Stück zu erkennen. Nach Texiers
Angabe (II, 327) scheint auch dieses Kapitell im Inneren
des Adytons gelegen zu haben (s. o.) W.]

S 1. Fragmente - unterer Teil und ein oberes Stück -
gefunden in dem Trümmerhaufen außerhalb der
Südwand des Adytons.

S 2. Gefunden am Fuß des Pilasters (F 269, 269 a, b
Tf. 132).

S 3. Gefunden am Fuß des Pilasters (F 270 Tf. 116;
F 270a Tf. 117).

S 4. Gefunden am Fuß des Pilasters; schon durch Rayet
entdeckt (F 271 Tf. 114; vgl. Rayet-Thomas II, 42
Tf. 48).

S 5. Zwei Eckfragmente, gefunden auf dem Trümmer-
haufen außerhalb der Südwand des Adytons.

S 6. Gefunden am Fuß des Pilasters (F 272 Tf. 118;
F 87 Tf. 51; F 91 Tf. 53).

S 7. Gefunden am Fuß des Pilasters (F 273 Tf. 119;

F 87 Tf. 51; F 90 Tf. 54; F 91 Tf. 53).

S 8. Gefunden am Fuß des Pilasters (F 274 Tf. 131;

F 274 a, b Tf. 130; F 87 Tf. 51; F 89 Tf. 54).

S 9. Gefunden am Fuß des Pilasters (F 275 Tf. 119;

Z 261/1—9 Tf. 32; F 87 Tf. 51).

S 10. War seit der Rayetschen Grabung am Westende
des Cellalängsgrabens aufgestellt (F 276 Tf. 120;
Rayet-Thomas Tf. 48).

S 11. Paris (F 277 Tf. 124; F 277a, d Tf. 122; F277e
Tf. 117).

S 11-Wl. (Einspringende Ecke.) Am Siidrand des Rayet-
schen Cellalängsgrabens liegend gefunden (F 277 b
Tf. 123).

W 1. Gefunden am Fuß des Pilasters. Paris (F 277 c
Tf. 123).

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