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neigung 0,06 m. Der verstümmelte, noch auf dem Gewände
liegende Rest des Sturzblockes (Z 311 Tf. 36; F 313, 314
Tf. 136; Z145 Tf. 6—7) läßt erkennen, daß auch der Sturz
die gleiche Teilung in den vorderen und hinteren Rand-
streifen mit zwischenliegender Eintiefung wie die Ge-
wände besaß, die hier 0,106 m tief ist und durch ihreLage
zeigt, daß das Oberlager der Gewände der Lichthöhe der
Türe entspricht. Danach ergibt sich als Lichtmaß der oberen
Türbreite: 2,108 — 2 X0,06 = l,988m und hei einerHöhe
von 5,472 m und einer unteren Lichtweite von 2,108 m
ein Yerhältnis der Türöffnung von 1:2,5958. Die Türen
sind also entsprechend ihrer größeren Höhe noch etwas
schlanker als die Türen der Wangenkammern.

Bei der Mitteltüre zeigt das erhaltene Stück des Nord-
gewändes bei einer Höhe von 3,41 m eine Überneigung
von 23 mm, und das Südgewände mit einer Höhe von
3,055 m eine solche von 20 mm. Daraus ergibt sich für
die ganze Höhe

x

57472

0,023

= 0,036 und

0,020

== 0,036 m,

3,41 ’ 5,472 3,055

woraus man als obere Lichtweite erhält: 2,059 — 2 X 0,036
= 1,987 m. Es zeigt sich also die merkwürdige Tatsache,
daß die obere Breite bei allen drei Türen die gleiche war
und daß die untere Verengung der Mitteltüre durch
größere Steilheit derselben ausgeglichen wurde.

Ein vereinzelt erhaltenes Bruchstück (Z 318/4 Tf. 40) der
oberen Endigung eines Gewändeblockes - da es sicher von
der Westseite stammt, ist es ein vom Beschauer aus linkes
Gewände, von dem nicht festzustellen ist, welcher der drei
Türen es angehört — ist wichtig, weil es zeigt, daß die
Türen mit den üblichen verkröpften Ohren versehen
waren. Das stark beschädigte Stück hat an seiner Ansichts-
seite, die das Profil in seiner ganzen Breite durch-
schneidende, vom Oberlager nach links unter 45 ° ab-
fallende Gehrungsfuge, die als 0,113 m tiefe Ausklinkung
in den Block eingetieft ist und zur Aufnahme des in dem
beliebten komplizierten Steinsclinitt als besonderer Ansatz
an das Unterlager des Sturzblockes angearbeiteten, ver-
kröpften Profilohres diente. Ist die Anwendung dieses
sdiwierigen Steinschnitts, der diehöchsten Anforderungen
an Genauigkeit und Sorgfalt der Ausführung und an die
Aufmerksamkeit beim Versetzen stellt, schon bei kleinen
Verhältnissen erstaunlich, so ist es im höchsten Grade
bewundernswert, daß man sich bei den gewaltigen
Sturzblöcken dieser großen Türen einer solchen Mühe
unterzog, nur um die kleine Ungelegenheit zu ver-
meiden, das Ohrprofil über der Verkröpfung von einer
horizontalen Fuge durchschneiden zu lassen. Von den
Sturzen haben sich außer dem formlosen, über dem
Südgewände der Südtüre an seinem Platz liegenden
FragmentfünfBruchstücke erhalten von0,830m, 0,825m,
0,480 m, 0,750 m und 0,810 mBruchlänge, von denen zwei
unmittelbar aneinander passen. Alle Stücke gehören der
Westseite an, zwei Stücke sind rechte Ecken — vom Be-
schauer aus —, eins gehört einer linken Ecke an. Das am
besten erhaltene, ein rechtes Eckstück (Z 318/2 Tf. 40),
zeigt an seinem Unterlager den 0,318 m breiten und
0,110 m tiefen Rahmen der Anschlagsnische und an
diesem die Bruchstelle des 0,100 m tiefen Ansatzes der
Ohrprofilgehrung, die in die entsprechende Ausarbeitung
des Gewändeblockes eingriff. Die glatte Vorderfläche des
Sturzes wird an der Ohrseite ansteigend und ohen hori-

zontal von dem gleichen Profil aus Rundstab, lesbischem
Kyma und Platte wie dem der Gewände umzogen, doch
mißt die glatte Fläche liier nur 0,203 m gegen 0,239 m
bis 0,254 m dort, sie ist also am Sturz um 40 mm bis 50 mm
schmaler als an den Gewänden. Die ansteigenden Profile
des Ohres nehmen die Neigung der Gewände nicht auf,
sondern sie stehen genau senkrecht. Über die horizontale
Platte des Profils legt sich eine Verdachung (Z 319/3
Tf. 40), bestehend aus einem sehr schön gezeichneten,
weit ausladenden dorischen Kyma und hoher, ungefähr
viertelkreisförmiger Hohlkehle mit dünnem Plättchen.
Das Oberlager des mit 0,585 m Dicke sich in die normale
zehnte Quaderschicht — über den Orthostaten — ein-
ordnenden Sturzes wird von der 0,514 m über der Sturz-
unterkante befindlichen Oberkante der Verdachung aus
durch eine nur rauh zugerichtete Schräge erreicht.

Da die Ausladung des Verdachungsprofils vor der Ge-
wändeumrahmung 0,179 m beträgt und der Abstand
zwischen Ohr und Halbsäule unter Berücksichtigung der
Türneigung im äußersten Falle 0,301+0,060 — 0,100
= 0,261 m mißt, also nur Raum zur freien Entfaltung der
umgekröpften Verdachung bleibt, so ist es sicher, daß
diese Türen, ebenso wie die Türen der Treppenwangen,
keine Konsolen besaßen.

Bemerkenswert ist das linke Sturzbruchstück (Z 318/3,
319/2 Tf. 40) — das in den Einzelheiten der Profilierung
kleine Abweichungen zeigt, die aber nur beweisen, daß
derartige Glieder nicht mit der Schablone, sondern frei-
händig gearbeitet worden sind —, weil es an seinem Ober-
lager die Bettung einer großen Vierung trägt. Auf seine
ganzeerhalteneLänge von mehr als 0,80 m ist unmittelbar
über dem dorischen Kyma ein 0,239 m tiefes Lager ab-
gearbeitet; es war also die Hohlkehle der Verdachung
beschädigt, und sie ist hier durch ein eingefügtes großes
Vierungsstück ersetzt worden. Eine interessante Vierungs-
bettung (Z 317/7 Tf. 40) zeigt auch die ansteigende Kante
der hinterschnittenen Wandfläche südlich neben dem Ge-
wände der Nordtüre in der achten Schicht der Westseite,
in Gestalt einer sorgfältig hergestellten dreieckigen Aus-
arbeitung zur Aufnahme eines nicht melir vorhandenen
Flickstückes, das durch den Falz des Gewändes in seiner
Lage gehalten wurde.

Infolge der Brandzerstörung sind keinerlei Fragmente
der östlichen Sturzseiten übriggeblieben, nur das noch
0,487 m hohe untere Stück einer — vom Beschauer aus —
rechten Türkonsole hat sich im Zweisäulensaal gefunden,
das, da es keinerlei Feuerbeschädigungen zeigt, schon vor
dem Brand abgesplittert und in den deckenden byzanti-
nischen Schutt geraten sein muß (Z 525/27—30 Tf. 73).
Da die Ostseite der mittleren Türe durch ihre reichere
Gewändegliederung ausgezeiclinet ist, so kann man ihr
auch, im Gegensatz zu den übrigen einfach umrahmten
Türen, diese Konsole mit Wahrscheinlichkeit zuweisen.
Die ausgemuldete rechte Seite des sehr schlanken Konsol-
körpers enthält oben die Reste einer Volute und einer
hängenden Palmette, sie verengt sich nach unten, um in
den Kanalis der vollständig erhaltenen Fußschneckeüber-
zugehen, in deren oberein Winkel Ansätze der Zwickel-
palmette erhalten sind. Der unten 0,193 m breite Polster-
körper, der die rechte und linke Schnecke verbindet, ist
in zwei Kanäle gegliedert, die denjenigen der Vorder-
fläche des Konsolkörpers entspredien. Die trennenden

Höhe der Türen
u. Neigung der
Gewände. Ohren

Sturze der drei
Türen. Ausstattung
der Ostseite
der Mitteltüre.
Konsole

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