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Diest, Walther ¬von¬; Coler, Harry ¬von¬ [Hrsg.]; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Nysa ad Maeandrum: nach Forschungen und Aufnahmen in den Jahren 1907 und 1909 — Berlin, Band 10.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.29678#0032
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Mastaura. — Plutonion.

bar fand ich nur einzelne »Nysa-Bogen«; das sind die bei Nysa in Menge
über der Erde erhaltenen Gewölbe, die mir ebensooft zur Stützung
oder als Keller von darüber errichteten Gebäuden gedient zu haben
scheinen, als zur Anlage von »Terrassenkulturen«, welch letztere bei
der geschilderten geologischen Eigentümlichkeit des Südhanges der
Messogis eine wichtige Rolle spielen mußten. Hier in Mastaura war in
diese Strukturen kein System hineinzubringen, das ganze Relief des
Bodens ist in dem weichen Konglomeratgestein zerrissen, die alte Stadt-
lage — ähnlich wie Sardes am Hang des Tmolos — fast vollständig ein-
geschlemmt und begraben. Denn Mastaura liegt im Unterschied von Nysas
freien Hochflächen in einem Bergkessel, von dessen Hängen aup die mit
Verfall der Stadt nicht mehr regulierten Frühjahrswassermassen ungehinder-
tes Spiel hatten. Den einzigen von mir entdeckten Grundriß eines Gebäudes
bilden die Mauern auf einem am östlichen Talrande steil ansteigenden Berg-
kegel. Auf seinem ovalflachen Gipfel ragt ein malerisches Kastell, 312 m
über der Bachsohle, mit wunderbarer Fernsicht über das Mäandertal, das
wir in einer Stunde erkletterten. Die mittelalterlichen Befestigungen
umschließen einen Raum von 160 m Länge und 20—30 m Breite, am
Nordende findet sich eine Zisterne von 6x3m, 4 m tief. Von antiken
Steinen ist nichts zu sehen, Sattelverbindung mit dem Massiv des Ge-
birges nicht vorhanden; im Altertum dürfte der Berg als Warte, nicht
als »Akropolis« gedient haben. Im Volksmunde heißt er Eskia-kale,
Räuberschloß.

Nach Beendigung der ersten Aufnahme der engeren Stadtlage die Umgegend
von Nysa zu durchstreifen, der Fortsetzung der Bogenstraße nachzuspüren, Acha-
raka zu erkunden, die Lage von Aroma im höheren Gebirge aufzusuchen, war nun
die gewiesene Aufgabe. Jedoch war sie im Hinblick auf das allgemeine Reisepro-
gramm nicht ausführbar. Ein kurzer Besuch im Dorfe Salavatli wurde noch durch
ein Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen gestört. Doch gelang es mir, die Ruinen
des Plutonion festzustellen, welche mir die Eingeborenen hart östlich ihres Ortes
zeigten, gewaltige Säulenreihen in situ, Marmorblöcke, Kapitelle; nahe dabei eine
Quelle mit schwefelhaltigem Wasser. »Hasta-hane« d. i. Krankenhaus heißt der
Platz noch heute im Volksmund.

Am 8. Mai verließen wir Sultanhissar in südlicher Richtung zur Durchquerung
von Karien, über welche, wie schon erwähnt, in Petermanns Mitteilungen von 1909
ausführlich berichtet worden ist.
 
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