Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Diest, Walther ¬von¬; Coler, Harry ¬von¬ [Hrsg.]; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Nysa ad Maeandrum: nach Forschungen und Aufnahmen in den Jahren 1907 und 1909 — Berlin, Band 10.1913

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29678#0041
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Leimon bei Homer.

29

Rundschau über die mächtigen Gebirgsformen, die das Völkertor des Mäandros um-
rahmen, zu dem Rückblick, der sich hier in die graue Vorzeit öffnet.

Nach der Höhle fragte ich freilich vergeblich, die Strabo nennt: ou nopp cd
os xoaxou axop,tdv saxiv tspdv xfdv auxfuv östov, 0 cpaai za&^xstv piypi T“v Äyapaxojv.
Der kurze Novembertag verbot leider eine in die Nachbarschaft weiter ausgreifende
Durchsuchung; an den Hängen des stark durchklüfteten Kisil-kaia mag wohl eine
ähnliche »Verbindung mit dem Hades« wie bei Salavatli vorhanden gewesen sein.
Jedoch von einer merkwürdigen Eigenschaft des heutigen Berggeistes erzählten mir
die Führer: »Top atar«— er schießt mit einer Kanone ! Und als ich diese Funktion
humoristisch auffaßte, wurden beide sehr ernst und versicherten mit Nachdruck,
daß donnerähnliches Schießen aus dem Berge heraus hier oft gehört werde. Der
Name des Heiligen heißt bei den Türken »Iaran-Dede«, d. i. »der Zerspalter« —
sollten nicht unterirdische durch Schwefeldünste hervorgerufene Sprengungen mit
Detonationen das Epitheton des Berggeistes am Roten Fels rechtfertigen und den
Glauben an die Verbindung mit dem Charonion beim nahen Acharaka begründet
haben? — Der Name »Tekkedjik-dere« wird von einem Tekke (türk.: Klosterkirche,
Tempel?) hergeleitet, das hier oben einst gestanden haben soll.

Die dritte Bezugnahme Strabos bei diesem »Leimon« ist unklar; er sagt »xooxov
os xov Iveifjiöiva 6vop.a£eiv xov novrprpi csacriv, oxav cpj; »’Aaup sv Xsijxfüvi«., Sstxvuvxs? Kaüaxpiou xal
’Aaioo xivoc Tjpqiov xal xov Ka'oaxpov uk/jaiov owroppsovxa«. Die Homerstelle (Ilias II 461)
malt beim Vormarsch des Griechenheeres vom Schiffslager über die Skamanderebene
in wunderbar anschaulicher Darstellung, wie die Massen sich entwickeln, dem Be-
obachter von der Stadt aus erscheinen: zunächst als untrennbare Einheit, nur
kenntlich am Funkeln der Waffen im Sonnenschein; dann als Vielheit von Völker-
gruppen, aber noch nicht erkennbar nach Zielen und Angriffsrichtungen, »so wie
auch die Vogelschwärme der Gänse, Schwäne und Kraniche hierhin und dorthin
flattern, mit den Flügeln sich brüstend ’Acsloj sv Xstutovi Kaüaxptoo ap/pl pssllpa«.
Dem Dichter schwebt dabei vor Augen das Gebahren der Zugvögel in der
ihm wohl besonders bekannten von jenen häufig besuchten breiten sumpfigen
Talebene des Kaystros. Diese nun liegt von unsrer Gebirgswiese auf dem Gipfel
des Kisil-kaia etwa 30 km nordwärts entfernt, und es ist unerfindlich, was sie mit
letzterem zu tun haben soll, der nach Strabos eigener Angabe 30 Stadien (5 */* km)
nördlich von Nysa liegt, d. h. ca. 25 km südlich vom Kaystros. Die Erwähnung
eines Heroentempels (rjptöov) des Kaystrios und Asios in der Nähe des Flusses und
die Herbeiziehung des nördlich der Kaystrosebene ansteigenden Tmolosgebirges
(um die Richtung zu bezeichnen?) machen das Ganze nur noch verworrener. Die
Strabo-Kommentare haben, durch Annahme von Text-Verderbnis und -Änderung,
sich bisher vergeblich bemüht, Klarheit hereinzubringen.

Von Iaran-Dede erreichten wirDar-ieri, einen kleinen, 1 km NW entfernten, 80 m
tiefer gelegenen Bergkessel mit hervorragend gutem Getreideboden, die einzige Hof-
anlage mit Ackerland, die weit und breit hier oben auf der Wasserscheide zwischen
Maiandros und Kaystros zu entdecken war. Die Besiedelung des Gebirges be-
ginnt erst wieder an den Hängen des »Kilbianon Pedion«, der etwa 20 km ent-
 
Annotationen