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Diest, Walther ¬von¬; Coler, Harry ¬von¬ [Hrsg.]; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Nysa ad Maeandrum: nach Forschungen und Aufnahmen in den Jahren 1907 und 1909 — Berlin, Band 10.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.29678#0104
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92

II. Anhang.

von der nur die eine (linke) Reihe, 6 nackte Jünglinge, sichtbar ist — nur auf 152
sieht man auch den Kopf des Vordermannes der rechten Reihe —, trägt auf den
Schultern einen Buckelstier; ein Strick geht um dessen Hörner, das Ende des
Strickes trägt ein voranschreitender nackter Jüngling über der Schulter (nur irr-
tümlich hat man ihn -— vgl. S. 86 Anm. 3 — für einen Flötenspieler gehalten).
Auch der gelegentlich als Münzbild auftretende stehende Buckelstier (38, 40)
bezieht sich wohl hierauf, und nicht auf Men, der so früh, wie 38 fällt, noch nicht
in Nysa auftritt. — Zur Kore gehört ihre hier und da auch beischriftlich (AHMHTHP)
bezeichnete Mutter Demeter (s. Index), die ja auch in der Inschrift von Delos
(oben S. 70.Anm. 1) dem Pluton und der Kore folgt; beliebt ist natürlich bes. die
im Schlangenwagen über die Erde fahrende Göttin, die ihre entführte Tochter
sucht1); auch ihr Attribut, die Ähre (einmal als KOPOC bezeichnet) und flohn, tritt
als Münzbild auf (s. Index). Demeter mußte um so größerer Verehrung sich er-
freuen, als in Altertum und Neuzeit die besondere Fruchtbarkeit der Gegend
gerühmt wird (v. Diest oben S. 5; 25 f.). Diese Fruchtbarkeit wird außer durch
die schon erwähnte Aufschrift KOPOCH) auch durch das Füllhorn (s. Index)
als selbständigen Münztypus illustriert, das einmal die Beischrift €Y["IOCIA trägt (69) 3)
und auf dem häufig ein Knabe sitzt, der wohl nicht als Dionysosknabe — ob-
wohl gerade für Nysa dessen Erscheinen wegen der hernach zu erwähnenden
Lokalsagen gut denkbar wäre —, sondern als Plutosknabe aufzufassen ist 4).
Zu ihm gehört auch bei der engen Verbindung von Eirene und Plutos deren
CIPHNH bezeichnetes Brustbild auf frühkaiserzeitlichen Stücken (s. Index), auf
griechischen Münzen eine nicht eben häufige Personifikation, die hier aber auch den
Namen Eirenaios (165) bedingt hat. Endlich schließt sich hier der Zeus nAOYTO-
AOTHC an, der sitzend, mit Nike und Scepter, dargestellt wird und auch ohne diese
Beischrift so oder mit Schale statt der Nike hier und da auftritt (s. Index). In Lakonien,
von wo ja die Nysäer den Ursprung ihrer Ansiedlungen herleiteten (vgl. oben S. 65
Anm. 2; 70 Anm. 2), gab es einenZsu? Tlkouato? (Paus. III19, 7), inHalikarnass einen Zsus
llkouxsus (CIG 2655 b); dieser Zeus entspricht dem sonst Zsüs ^Dövtoc genannten Gotte; in
seinen Funktionen berührt er sich mit dem »Reichtumspender« Pluton 5). Sonst weist
auf Zeus hier nur der Name Diodotos (s. Index) und der Blitz, der auf einem Cistophor
(6) als zweites Beizeichen neben den Dionysos tritt und wohl Beamtenwappen ist.

Nächst Pluton und Kore ist Dionysos der wichtigste Gott für Nysa6). Nysa ist (vgl.
oben S. 71 Anm. 2) einBestandteildesWortesDionysos, das ursprünglich thrakischeNysa
ist die Heimat des Gottes7); hierher brachte Hermes nach Apollodor bibl. III 4 § 3 das
Dionysoskind. Das übertrug sich natürlich auf jede Stadt, die den Namen Nysa

*) Vgl. Overbeck, Kunstmyth. II S. 660/1.

2) Imhoof, Stadtm. S. 109 (»Überfülle«). Cavedonis
(Spicilegio S. 190) Herbeiziehung von Hesychios’
Glosse (s. v.), wonach das Wort auch ein Korn-
maß bedeutet, will angesichts des Typus des
Ahrenbündels nichts besagen.

3) Über GYnOCIA und sußoatcc vgl. Imhoof, Stadtm.
S. 108 u. 182.

4) Imhoof, Stadtm. S. 109.

5) Schaefer, De Iove apud Cares culto, Hallenser
Diss. 1912 S. 408/9, 455.

6) Vgl. Quandt, De Baccho ab Alexandri aetate in
Asia minore culto, Hallenser Diss. 1912 S. 191/2
und für Dionysoskult in Lydien überhaupt
dort S. 175—188.

7) Literatur bei Malten S. 291 Anm. 2.
 
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