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Jhrg.III.

—-

Die „Dioskuren" erschei-
nen am 1. u. 15. jedes Mo-
nats in 1—2 Bogen gr. 4.

, Abonnementspreis vier-
teljährlich i Thlr. prajmun.
für ganz Deutschland.

Sämmtliche Löbl. Post-
anstalten u. Buchhand-
lungen des In- und Aus-
landes nehmen Äbonne -
ments an. In Commission
der Nicolai'schen Buch-
handlung in Berlin.

Co

1858.

Ä>

Mittheilungen und Cor-
respondenzen aller Art, wel-
che den Inhalt der Zeitung
betreffen, find an die „Re-
daction der Dioskuren"
(Jägerstr. 38), Reclama-
tionen an die „Erpedi-
tiou der Dioskuren"
(ebend.) zu richten.

sPreis einer einzelnen
Nummer 5 Sgr. ohne
Knnstbeilage.j

Zeitschrift fiir Kunst, Kunstindustrie und künstlerisches Men,

reötgirt unter Mitwirkung einheimischer unö auswärtiger Aunstsreunde


Von

Nw. 31.

Dr. Max Schaslev,

Secretair des „Museums für Kunst und künstlerische Interessen" in Berlin.

Q

1. April.

Das Redaktionsbureau der „Dioskuren“ (Jägerstrasse 38) ist in der Regel täglich von 11 —12 Uhr geöffnet.

Zur Kunstbeilage: „Mühle am Wasser u. s. f."

Abhandelnde Artikel: Die Häupter der modernen französischen Malerei.
Ein Beitrag zur Geschichte und Kritik derselben von Richard Fischer.
VII. Bonheur. (Schluß.)

Corrcspondcu;en: ch Hamburg, den 25. März. (Zur Schweriner Antikritik.) —
z Dresden, am 2l. März. — München, im März. (Ausstellung des
Kunstvereins.)

Inhalt:

Kunstchronik: Verschiedene Lokalnachrichteu ans Berlin, Königsberg, Dresden,
Worms, Brüssel, Mästricht, Paris, Rom, Neapel.

Kunstgeschichte und Antiquitäten: Die Entwendung des Adrian Ostade aus der
Gemäldegalerie der k. k. Akademie zu Wien.

Kunstinstitute und Kunsttiereine: Königliche Akademie der Künste in Berlin. —
Architekteu-Verein. (Schinkelfest.)

Zur KuiMieilage:

am Wasser," nach einer Aquarelle von Charles Hoguet, in Oelfarbendruck ausgeführt von Storch & Kramer.

Das dieser Nummer beigegebene schöne Kunstblatt, entlehnt aus der reichen Mappe unseres genialen Meisters Ch. Hoguet, gehört
einer der Lieblingsrichtungen desselben, nämlich den „Mühlen", an, und dürfte den Lesern der „Dioskuren" eine um so willkommenere Gabe sein,
als iil dieser durch das Institut von Storch & Kramer mit größter Sorgfalt hergestellten Nachbildung das Original auch in der Farbenstim-
mung mit vorzüglicher Treue und Charakterwahrheit wiedergegeben wurde.

Die „Dioskuren" haben bereits mehrmals Gelegenheit gehabt, auf die große Bedeutung und das wahrhaft künstlerische Gepräge hinzu-
weisen, welches allen Werken Hoguets das Siegel einer in sich abgeschlossenen Meisterschaft aufdrückt. Eine spezifische Charakteristik dieses durch
Feinheit des Gefühls für malerische Wirkung wie durch virtuose Technik gleich ausgezeichneten Meisters zu geben, liegt diesmal nicht in unsrer Absicht,
und würde bei der großen Vielseitigkeit seines Schaffens und der Mannigfaltigkeit seines stets rege schaffenden Talents den uns diesmal zngemessenen
Raum weit überschreiten. Begnügen wir uns daher vorläufig mit einigen biographischen Andeutungen über seine künstlerische Entwickelung.

Charles Hoguet ist im Jahre 1821, von französischen Eltern, in Berlin geboren, wo er nach Absolvirung des zu seiner Ausbildung
nöthigen Schulunterrichts im Jahre 1839, also im neunzehnten Jahre seines Alters in das Atelier des Professors Wilhelm Krause trat, um
seiner schon lange rege gewesenen Neigung zur Kunst durch praktische Versuche in der Oelmalerei nachzuleben, «sein Talent entwickelte sich in
so überraschender Weises daß er schon im folgenden Jahre nach Paris sich begab, um dort unter I sa b eh 's Leitung seine Studien fortzusetzen.
Hier fand sein stets auf das Malerische und künstlerisch Prägnante in der Natur gerichteter Sinn eine treffliche Nahrung, während der zahlreiche
Kreis verschiedenster Künstler, welche sich um Jsabeh schaarten, den jungen Künstler zugleich vor Einseitigkeit bewahrte. Sein täglicher Umgang
mit den diesem Kreise angehörenden Meistern, worunter namentlich Alfred de Dreux, dem Pariser Pfexde-Krüger, E. Cicery, Johant,
I. Duprs und Th. Rousseau, die sämmtlich ihre Ateliers mit Jsabeh in demselben Hanse hatten, hervorzuheben sind, förderte ihn unge-
mein und nach den entgegengesetztesten weiten hin.

Erst im Jahre 1852 kehrte Hoguet von Paris, wo er sich-—einige Monate abgerechnet, die er nach den ersten drei Jahren alljährlich
einem Besuche bei seinen Eltern widmete — unausgesetzt seinen Studien ergab, nach Berlin zurück, um hier nunmehr seinen dauernden Wohnsitz
zu nehmen. Jedoch besucht er noch -jedes Jahr die Wiege seiner eigentlichen künstlerischen Ausbildung, wie denn auch der Grund und Boden
seines Schaffens durchaus französischer Natur ist.

Die Hauptrichtungen, welche durch seinen unermüdlich schaffenden Pinsel vertreten werden, sind: zunächst die sogenannte malerische
Marine, jene nämlich, welche nicht das Meer und seine Umgebung als eine Vedute betrachtet, sondern den in ihnen liegenden Stimmungscharakter
in seiner ganzen Mannigfaltigkeit und poetischen Prägnanz wiederzugeben trachtet; sodann die Mühlen, aus deren pittoreske und malerische.
Motive er besonders durch den Besuch des Montmartre hingeführt wurde; ferner die Stimmungslandschaft, endlich das Stillleben, in dem
er verhältnißmäßig vielleicht das Bedeutendste und Feinste leistet. Was die Oertlichkeit seiner Motive betrifft, so entlehnte er seine Strand- und
Marinebilder hauptsächlich der französischen und englischen Küste. Namentlich war es die französische Küste, Calais, Boulogne, Treport, Dieppe rc.,
welche von ihm fast jährlich besucht wurde; in der letzten Zeit gab besonders die Küste von Eträtat durch ihre malerischen Felsen und Pittoresken
Fischerboote reichlichen Stoff zu malerischen Darstellungen. Helgoland hat er zweimal besucht und zahlreiche Motive zu mehreren seiner bedeutendsten
Bilder daher mitgebracht. In Deutschland war es besonders die sächsische Schweiz und München, von wo er eine Sammlung der schönsten
Aquarellen mitbrachte. Eine noch bedeutendere Ausbeute gewährte ihm die Schweiz.

Wenn wir uns nach dieser dürren Uebersicht über das Thatsächliche seines künstlerischen Schaffens ein weiteres Wort über den eigentlichen
Kern seines Talents und das spezifische Gepräge seiner Richtung versagen, so geschieht dies nur, weil wir über einen Künstler von solcher
Bedeutung wie Charles Hoguet lieber nichts, als etwas nicht Zureichendes sagen. Zu dem letzteren aber dürfte sich die Gelegenheit bald
finden, weshalb wir unsere Leser darauf vertrösten müssen. M. Sr.
 
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