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Lindenau-Stiftung hat mit jenem Grundsatz bedauerliche Resultate erzielt.
Die Bilder, die von den Geldern jener Stiftung für die Galerie angetanst
wurden, bilden den schreiendsten Kontrast zu den dort aufgestapelten Schätzen
der alten Meister. Jedenfalls wird man bei der Verwendung der obengenann-
ten Summe gut thun, wenn man Kunstzwecke, nicht Künstlerzwecke, im Auge
behält. — Die Kammern haben ihre Zustimmung gegeben, 25,000 Thlr. aus
Ueberschössen der Staatskasse für das Nationaldenkmal Friedrich Augusts II.
zu verwenden, so daß wenigstens der Geldpunkt der endlichen Ausführung jenes
Patriotischen Unternehmens kein weiteres Hcmmniß bereitet. Prof. I. Hähnel
ist mit der Projektion oder zunächst Wohl nur Eröffnung von Vorschlägen
beauftragt. — Einen erfreulicheren Eindruck, als die Ausstellung, machten die
Bilder, welche von hier aus nach München zur allgemeinen deutschen Aus-
stellung geschickt worden, und welche vor ihrem Abgänge einige Tage öffentlich
hier ausgestellt waren.' Der König und die verwittwete Königin Marie hatten
dazu alle in ihrem Besitz befindlichen, der hiesigen Jury für die Ausstellung
wünschenswerth erscheinenden Kunstwerke zu überlassen geruht. Ferner hatte
die reiche und gewählte Sammlung des Herrn von Quandt recht schätzbare
Beiträge geliefert, so drei Landschaften vom alten Koch, ein Bild von Over-
beck, von Eggers u. s. w. Von großem Interesse waren zwei Jugendarbeiten
Schnorr's, dann die „Gefangennehmung des Papstes Paschalis" von Lessing,
die Cartons zu den in Aachen ausgeführten Fresken von dem unglücklichen
Rethel, Bilder von Mathäi, Bendemann, Zeichnungen von Aug. Rich-
ter und Reinhardt, Portraits von Gliemann, Gönne und Hübner.
Unter den Landschaften zeichneten sich besonders die von Friedrich, Dahl,
Catel, Rohden, Oehme, Ludwig Richters?) und R. Kummer aus.
Ri et sch el hatte seine „Büste Rauch's" und die „vier Jahreszeiten", vier-
reizende Reliefs, geliefert. Professor Hähnel seinen „Raphael". Man ist
in hiesigen Künstlerkreisen auf die Ergebnisse der Münchener Ausstellung ge-
spannt. In Betreff des Hauptpunktes — daß die Ausstellung zugleich eine»
kunsthistorischen Charakter tragen und einen Ueberblick über die Entwicklung
der neueren deutschen Kunst gewähren solle — können wir denen, welche ihn
angeregt nnd zur Ausführung gebracht haben, nur Glück wünschen. Vielleicht
geschieht der heutigen Zerfahrenheit und Unsicherheit des künstlerischen Schaffens
und Wolleus kein größerer Dienst, als wenn die Ausgangspunkte der deutschen
Kunst wieder aufgedeckt werden und sich dem Bewußtsein Aller mittheilen.

München. — Die A. A. Z. läßt sich von hier berichten: Die Kunst-
ausstellung hat durch eine neue Sendung Sr. Maj. des Königs von Preußen
einen sehr erfreulichen Zuwachs erhalten. Das Friedrichs-Denkmal von Rauch
und eine Reihe Portraits berühmter Männer: Humboldt, I. Müller, Cor-
nelius, Schadow rc., von Begas dem Vater und dem Sohn gemalt. Hiezu
kommen die weiblichen Bildnisse von Magnus (Jenny Lind) und Richter,
welche die Künstler selbst eiugesandt; sie erregten bereits in Paris Aufsehen.
Außerdem hat die Preußische Gesandtschaft der Münchener Akademie angezeigt,
daß das Kultusministerium in Berlin die dortige Kunst durch eine Auswahl
ausgezeichneter Werke in größerer Vollständigkeit, als bisher der Fall war,
vertreten sehen will, und wegen Zeit und Raum angefragt hat. Da die
Antwort, wie natürlich, eine bejahende war, indem für Berlin noch eine Loge
offen steht, so sieht man in München der Sendung entgegen.

Heidelberg. — Am 10. d. M. sollte hier der Ankündigung zufolge die
Versteigerung der Bildergalerie des ehemaligen Bürgermeisters Winter
von hier stattsinden. Es sind ein Paar sehr werthvolle Stücke in derselben;
insbesondere ein „Christuskopf", den die Kenner für einen Leonardo da
Vinci halten, und eine, erst in neuerer Zeit erkannte, Skizze von Murillo,
die, nachdem sie erkannt worden ist, der ganzen Versteigerung eine höhere Be-
deutung zu geben verspricht. Auch andere werthvolle Gemälde kommen dabei
unter den Hammer.

Stuttgart. — Die Abgeordneten-Kammer hat das von der Kom-
mission beantragte Gesuch an die Regierung, 500 bis 1000 fl. für daö Ger-
manische Museum in Nürnberg auszuwerfen, einhellig befürwortet und
genehmigt.

Cherbourg. — Die Bronze-Platte, welche an einer der Seiten des
neuen Bessins zu Cherbourg angebracht wurde, trägt folgende Inschrift:
„Dieses Bassin, von Napoleon I. am 15. April 1803 dekretirt, wurde am
28. Juni 1836 begonnen und am 7. August 1858, in Gegenwart Ihrer
Majestäten des Kaisers Napoleon III. und der Kaiserin Evgenie, als Se.
Exc. Admiral Hainelin Marine-Minister war, eingeweiht." Außerdem wird
eine Platina-Platte mit gleicher Inschrift und Medaillen und einem Stück
von allen Gold-, Silber- und Kupfermünzen, welche unter der Regierung des

Kaisers Napoleon III. geprägt wurden, auf dem^Boden des Bassins befestigt.
Die Reiterstatue Napoleons I. wurde am 24. Juli Nachmittags glücklich auf
das Piedestal gestellt. Auf dem ganzen Wege, welchen die Statue vom
Bahnhofe nach ihrem Standorte am Hafen zurückzulegen hatte, waren StaatS-
und Privatgebäude mit der National-Flagge geschmückt. Unmittelbar vor
Aufstellung der Statue wurden eine Inschrift, Medaillen, Münzen nnd fol-
gendes Protokoll in den Sockel niedergelegt: „„Im Jahre 1858, dem 7. der
Regierung Napoleons III., errichtete die Stadt Cherbourg dieses Denkmal
zur ewigen Ehre des Andenkens des Kaises Napoleons I., ihres Wohlthäters.
Die Einwohner der Stadt und der Gemeinden des Departements de la Manche,
der Staat, die Senatoren, die Abgeordneten, der Generalrath und die Civil-,
Militair- und Flotten-Beamten trugen durch ihre Unterzeichnungen zur Er-
richtung dieses Denkmals der Dankbarkeit bei.""

Nom. — Die durch Auffindung einer dem heil. Stephanus geweihten
altchristlichen Basilika jüngst berühmt gewordenen Ausgrabungen Fortunatis
vor Porta Latina sind bei der steigenden Hitze und der schon jetzt dort
sich erzeugenden Fieberluft eingestellt, um in der Umgegend von Vicovaro im
Sabinergebirg in dieser Woche neu zu beginnen. Bico Varo, der alte Vicus
Variae deö Horaz, zeigt in seiner Umgebung viele Trümmer altrömischer Land-
häuser, besonders an den Gebirgsabhängen, welche die Vallis Ustica bilden.
Jeder Spatenstich in die Erde stößt dort auf Mosaikarbeit, und zerschlagene
antike Marmorfragmente sammelt dort der Landmann auf seinem Saatacker,
sie auf den Fahrweg zu werfen, wie bei uns der Bauer die Feldsteine. Die
Ausgrabungen werden gewiß manchen werthvollen Fund zu Tage bringen.

Venedig. — Die hiesige Kunstakademie, sowie die zu Mailand
werden zu Abtheilungen der dortigen Istituti di scienze, lettere ed arti
umgebildet. Sie werden einen Präsidenten, eine angemessene Anzahl zur
Hälfte besoldeter, zur Hälfte unbesoldeter Mitglieder, dann Ehrenmitglieder
und socii d’arte haben. Ihr Wirkungskreis ist mit besonderer Rücksicht auf
die Interessen der italienischen Kunst und im Sinne der Wiederbelebung des
altitalienischen Kunstruhmes vorgezeichnet. Der Elementarunterricht soll an
Realschulen ertheilt werden, der höhere Unterricht bei bewährten Meistern
nach der Wahl der Kunsteleven zu Theil werden.

Athen. — Das hiesige Kultus - Ministerium (zugleich Ministerium des
öffentlichen Unterrichts) hat an inländische nnd ausländische Architekten den
Aufruf erlassen, zudem projektirten Bau eines Museums Pläne, und
zwar innerhalb eines Jahres, einzuschicken, wobei dem Bevorzugten zugleich
die Leitung des Baues selbst zugesprochen wird. Der Freigebigkeit des grie-
chischen Ehrenbürgers in Petersburg, Herrn Bernadacki, verdankt man die
hierzu erforderlichen Fonds. —

Odessa. ■— Es soll hier ein Monument aus Bronce für den verstor-
benen Fürsten Worontzow errichtet werden. Sicherem Vernehmen nach ist
die hiesige russische Gesandtschaft beauftragt, auch preußische Künstler auf-
zufordern, sich bei der Komposition deö Entwurfes zu diesem Kunstwerk zu
betheiligen.

Kopenhagen. —• Hier ist vor Kurzem eine Sammlung von Photo-
graphien der Thorwaldsen'schen Arbeiten herausgegebeu worden. Die
Bilder, welche in einer Größe von ungefähr 3 Zoll Länge und 2 Zoll Breite
auf Papier dargestellt sind, zeichnen sich nicht allein durch ihre Reinheit,
Scharfheit und Eleganz aus, sondern auch durch ihre große Billigkeit. Ein-
zelne Bilder nach beliebiger Auswahl kommen auf 2 Mk. das Stück, vier
derselben auf 22'/s Sgr. Die erste Sammlung, welche auf den gewöhnlichen
Platten dargestellt, vollständig eingefaßt und doppelt so groß war, kostete
dagegen IV2—2 Thlr. das Stück.

Antwerpen. — Das Börsengebäude, welches kürzlich ein Raub der
Flammen geworden ist, wurde 1531 erbaut; auf den Säulen der Galerien
dieses edlen Bauwerkes sah inan die Rosen von Antwerpen, die Krone von
Spanien, das Wappen von Brabant. Ani 24. Februar 1583 verheerte eine
geoße Feuersbrunst die Börse zum ersten Male; sie wurde unter den Bürger-
meistern Philipp van Schonhoven und Peter van Alst wiederherge-
stellt. Der erste Bau hat 300,000 Kronen gekostet. Ein Antwerpener Bau-
meister, H endrickx, baute 1566 die Londoner Börse nach dem Muster der
Antwerpener. In den Sälen der Börse befand sich von 1664 bis 1811 die
von David Treines gegründete Königliche Akademie, die Brüderschaft von
San Luca hatte ebenfalls ihren Sitz hier und die Plafonds mehrerer Säle
waren von den ersten Meistern Niederlands gemalt.

Kunstgeschichte und Antiquitäten.

Die wichtigsten Kunstdenkmäler in den Kirchen Breslau's.

Von Richard Fischert
(Schluß.)

Die Elisabethkirche, zur Zeit die erste evangelische Haupt- und Pfarr- Kirchlein war von Holz gewesen, und zwar der Hauptmasse nach in dem sehr

kirche Breslau's, ist ein Bauwerk aus der Mitte des dreizehnten Jahr- kurzen Zeiträume von nur vier Jahren, nämlich vom 7. April 1253 bis zum

Hunderts. Zwölf Jahre nämlich nach der Ilebergabc des Hospitals zu St. 19. November 1257, an welchem Tage, dem Tage Elisabeth, jte durch den

Elisabeth nebst der Kirche zu St. Matthias an die „Kreuzherren mit Bischof Thomas I. zu Ehren der heil. Elisabeth, der Landgräsin von Thü-

dem rochen Sterne" durch die Herzogin Anna, der Wittwe des, im ringen, eingeweiht wurde. Die Erbauung des mächtigen Thurmes erfolgte

Jahre 1241 in der „Tartarenschlacht" bei Liegnitz erschlagenen, Herzogs Hein- erst über zwei Hundert Jahr später, nämlich in der Mitte des 15. Jähr-
lich II., wurde die Pfarrkirche zu St. Laurentius, dessen Gestalt wir auch Hunderts. Im Jahre 1456 ward das Mauerwerk des Thurmes vollendet,

über dem Haupteiugange am Thurme erblicken, vermittelst reicher Beisteuer Die für uns wichtigsten Kunstdenkmäler in der Elisabethkirche sind, das

des Rathes und der Bürgerschaft von Backsteinen neu aufgeführt, das frühere ehemalige Sakramentshäuschen, der „Marienaltar" und der Taufstein.
 
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