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— — Außer den Modellen zu den Statuen des General-Feldmarschalls
von Schwerin und des General-Lieutenants von Winterfeld, worüber wir
schon früher berichtet, wird jetzt im Atelier des Prof. Kiß das Modell zu
dem „Begräbnißdenkmale für die Gräfin Hardenberg" ansgeführt. Das Denk-
mal selbst, voraussichtlich eins der schönsten Werke des bewährten Meisters,
wird in Marmor gearbeitet werden, und ist für die Ruhestätte der Ver-
blichenen in Kärnthen bestimmt. Es stellt die Gräfin auf einem Paradebett
liegend dar. An jeder Ecke des Sockels und in der Mitte desselben befinden
sich betende Engel. Am Kopfende ist das Wappen des Geschlechts der Har-
denberg angebracht.
— — In den letzten Tagen ist in dem Gewerbe-Institute in der Kloster-
straße die Statue Beuths nach dem Modell des Prof. Kiß gegossen worden.
Der Guß ist gelungen und die Statue befindet sich gegenwärtig in der Ciselir-
Anstalt. Außerdem sind die Statuen von Zielen, Keith und des alten
Deßauers nach den Modellen desselben Meisters gegossen worden, welche auf
dem Wilhelmsplatze ausgestellt werden sollen.
■-Dem Historien- und Genre-Maler C. Cretius Hierselbst ist das
Prädikat „Professor" beigelcgt worden.
— — Baurath Hitzig, nach dessen Plan die Munizipalität in Triest
kürzlich ein großes Vergnügungslokal hat erbauen lassen, ist jetzt von einem
reichen Amerikaner mit Anfertigung eines Planes für ein in New-Bork zu
erbauendes prachtvolles Wohnhaus beauftragt worden.
-Professor Drakc ist nach Jena gereist, um der heute dort statt-
findenden Enthüllung des von ihm modellirten Denkmals Kurfürst Johann's
des Großmüthigen beizuwohnen.
-In der Schneider'schen Buchhandlung (Unter den Linden 19) be-
merkt man ein Werk, das für Liebhaber alter Waffen sehr interessant sein
dürfte. Es ist betitelt: Fanoplis Furopscmns pur -I. M. Micol. Es ist
zu Brüssel erschienen und umfaßt außer dem begleitenden beschreibenden Texte
100 Tafeln im riesigsten Folio mit den sorgfältig lithographirten, in Ton ge-
druckten Abbildungen der Waffen, bei denen die Verhältnisse zur eigentlichen
Größe jedesmal angegeben sind. Jede Lieferung bringt vier Blätter und
kostet 20 Franks, ein Preis der ein verhältnismäßig außerordentlich geringer
genannt werden muß. Das Ganze ist in zwölf Abtheilungen getheilt:
1) Harnische; 2) Kürasse, Helme; 3) Schilde, Tartschen; 4) Beile, Streit-
hämmer, Kolben; 5) Lanzen, Hellebarden; 6) Schwerter, Flamberge; 7) Espa-
dons, Zweihänder; 8) Dolche, Messer: 9) Schlendern; 10) Kanonen; 11)
Musketen, Pistolen; 12) Bandonliere, Marschallsstäbe u. s. w.
Düsseldorf. — Da das Abschiedsfest, welches, wie wir in unsrer vori-
gen Nummer berichteten, der hiesige Künstlerverein „Malkasten" dem scheiden-
den Meister Lessing bereitete, an dem dazu angesetzten Tage wegen ungün-
stiger Witterung nicht zur vollen Ausführung kam, so wurde dasselbe auf
den folgenden Tag verlegt. Die Düss. Z. berichtet darüber: „Ueberraschend
war beim Eintritt der Blick in die hochgewölbten Laubhallen des Jacobi'schen
Gartens. Tief hinabwallende kolossale Banner zwischen allen Wipfeln der
Hauptallee und weithin über Seitengänge und Wiesen wurden von einer
Doppelreihe glänzender Gasflammen erleuchtet; oben prangte der Ehrensitz
des scheidenden Meisters mit seinem Monogramm C. F. L. in blendendem
Brillantlichte, rechts ab von ihm, zur Seite beider Tafelreihen, war zwischen
Bäumen die Festbühne improvisirt; links gegenüber erhob sich das Orchester
ans einer Fahnenburg in den Farben der'Stadt; den Schlnßpnnkt, über die
Reihen der Gäste hinaus, bildete der buntbelenchtete Teich mit einer Riesen-
flagge vor dem Ulmen Hintergrund. Nachdem sich die so geschmückten Räume
bei beginnender Dämmerung mit Gästen gefüllt hatten, und der Gefeierte
unter den Jubelklängen der Menschen- und Orchesterstimmen und des donnern-
den Geschützes ans seinen Ehrensitz unter hohen Lorbeerbäumen geleitet worden
war, wechselten Musik und Rede in festgemäßer Folge. Die Herren A.
Achenbach und Herm. Becker begrüßten in wohlgewählten und bedeutungs-
vollen Worten den Helden der Feier, schilderten in kurzen Zügen das künst-
lerische Wirken und Wesen des seiner Natur nach so ursprünglich deutschen
Meisters und liehen dem allgemeinen tiefen Schmerzgefühl über das Scheiden
eines solchen Mitglieds ans dem hiesigen Künstlerkreise den beredtesten Aus-
druck. Unterdessen hatten sich die Gruppen des Festspiels unter der Laub-
verhüllung der Scitcngebüsche leise geordnet und die theatralische Darstellung
begann. „Sankt Lncas" trat ans, in schlichter Hans Sachs'scher Weise
seine Himmelsmission zum ferneren Schutze Lcssing'S verkündend, den er
hier auf klassischem Boden suche. Ihm begegnete „Sanct Hubertus", des
Gefeierten Jagdlust repräsentirend, gefolgt zugleich von der „Romantik", dann
von der „Historie", die Folge der Lessing'schen Kunstwerke bedeutend. Die
erstere leitet des Künstlers frühere Werke ein; die betreffenden Gruppen, das
„trauernde Königspaar", „Mönche", „der Räuber und sein Sohn" beschreiten
die Bühne. „Historie" will diese Richtung nicht anerkennen und weist ans
Lessings historische Gemälde hin: „die Hussiten" erscheinen, dann folgt „Huß"
mit „Kardinal" und „Fürst"; den Schluß dieser Reihe bilden „Luther mit
seinen Studenten." „St. Lncas" legt einen humoristischen Protest ein gegen
diese Ketzereien; „Romantik" mahnt zum Frieden, „Hubertus" bemerkt, wie
sich der Künstler stets ans dem Kampf der Geschichte zur grünen Waldcsein-
samkeit gerettet habe. Ein Zug von „Jägern" und „Soldaten" tritt ans, und
drei passend gewählte Chöre von Mendelssohn, Schumann und Weber, vor-
getragen von' der Künstler-Liedertafel unter Leitung ihres Dirigenten, Musik-
direktors Tausch, bezeichnen den Charakter der Lessing'schen Landschafts-
malerei. „Historia" lenkt noch einmal in ihr Gebiet zurück, ans Lessing's
jüngste Schöpfung verweisend: „Papst Paschalis und Kaiser Heinrich V."
mit Priestern und Rittern beschließen den Zug der Gruppen, die sich inzwischen
im Hintergründe der Bühne malerisch geordnet haben. Eine glückliche Stei-
gerung des Gedichts bietet Gelegenheit zu einigen treffenden Bemerkungen,
deren allenfalls Bedenkliches St. Lncas in geschickter Weise ausgleicht. Er
und „Historia" rufen die gesammten Figuren ans znm Festzug, und nach all-
gemeinem Hoch ans den Gefeierten bewegt sich schließlich die bunte Masse,
unter den Tönen des Mendelssohn'schen Festmarsches von der Bühne hinab-
schreitend, um die Tafeln und zu Lessings Ehrensitz. Die malerische Wirkung
der Fenspielgruppen und des Zuges, für die, wie wir hören, die Herren
M. Heß, A. Schmitz und A. v. Wille thätig waren, zeigte sich als eine sehr
wohlthnende, und daß die poetische des Gedichts ebenfalls eine höchst befrie-
digende war, bewies die gespannte Aufmerksamkeit des zahlreich versammelten
Publikums. An Festspiel und Zug reihte sich ein stattliches Feuerwerk ans
dem Teiche, welches dem regendrohenden Himmel ebenso entschieden trotzte,
als die freilich gemalten Barometer an den Bäumen mit ihrem listigen Finger-
zeig auf „beständig Wetter". Aus den entlegeneren Räumen des Gartens
nahte sich endlich mit Pauken- und Trompetenschall, ja mit einem Soloschläger
auf acht Pauken, ein kostümirter Fackelzng, der die bnntflammende Wasserfläche
imposant umschloß und dann ebenfalls an Lessing's Ehrenplatz begrüßend
vorbei defilirte. Hiermit endete der eigentlich offizielle Theil des Festes, aber
noch lange machte sich die höher angeregte Laune in Toasten und Liedern, bei
Bowlen und ländlichen Tänzen ans dem Bühnenpodium bis in die späte Nacht
hinein geltend.
Dresden. — In der heutigen Sitzung der Ersten Kammer vom 5. August
gelaugte man zu dem Bericht über die Petition der Vorstände des germa-
nischen Museums zu Nürnberg um Unterstützung ans Staatskassen. Die
Zweite Kammer hat diese Petition, weil von Ausländern ausgehend, für for-
mell unzulässig erklärt. Die Deputation der Ersten Kammer konnte sich jedoch
diesem Beschlüsse nicht anschließen, rieth vielmehr der Kammer an, diese Pe-
tition der StaatS-Regiernng zur Berücksichtigung zu übergeben, indem sie
bemerkte, daß es Ehrensache für Sachsen sei, dieses nationale Unternehmen
nach Kräften zu unterstützen und zu fördern. Nachdem Freiherr von Schönberg-
Bibran sich für die Deputation erklärt und Oberbürgermeister Pfotenhauer
bemerkt, daß nicht bloS deutsche Staaten, sondern auch deutsche Städte, z. B.
Dresden und Leipzig, Unterstützungen für genanntes Museum geliefert, sprach
Staatsminister vr. von Falkenstein sich dahin ans, daß das Ministerium sich
schon für diese Angelegenheit lebhaft interessirt habe, tu pekuniärer Hinsicht
aber bis jetzt nichts habe geschehen können, und daß das Ministerium dem
Abgehcn von der strengen Form, wie sie die Landtagsordnnng vorschreibt,
keineswegs entgegentreten werde. Der Präsident erklärte, daß das formelle
Hindernis; ein geringes geworden, da das Ministerium zugesichert, nicht auf
der strengen Beobachtung der Landtagsordnung bestehen zu wollen. Vice-
präsident Freiherr von Friesen: Er werde zwar für den Vorschlag der De-
putation stimmen, allein er müsse ans das Bedenkliche der Provokation von
Bewilligungen Hinweisen und könne nicht verschweigen, daß der sächsische Alter-
thumsverein, die Bibliothek und das vaterländische Archiv, welches nächst dem
Wiener und venetianischen das reichste sei, wohl noch eher Berücksichtigung
und Unterstützung verdienten, als ein neugegründetes ausländisches Institut.
Staatsminister IJr. von Falkenstein dankte dem Freiherrn von Friesen für die
vollkommen richtige Bemerkung und die warme Theilnahme, die er besonders
rücksichtlich deS Archivs gezeigt. Der Antrag der Deputation wurde von der
Kammer bei namentlicher Abstimmung einstimmig angenommen.
-Die „Zeit" bringt einen Feuilletonartikel von hier, welchem wir
folgende Mittheilungen entlehnen: Die Theilnahme des Publikums für die
im vorigen Monat im Saale der langen Galerie ans der Brühl'schcn Terrasse
eröffnete Ausstellung von Werken der bildenden Künste ist bis jetzt eine sehr
laue gewesen, und man kann es den Leuten auch nicht verdenken, wenn sie lieber
eisschlürfend in der Bonboniere neben dem Ausstellunaslokal sich niederlassen,
schwelgend in dem reizenden und belebten Bild, welches dort die Natur vor
ihren Augen entrollt, als die leeren Säle der Ausstellung durchwandern, an-
gegähnt von der farbigen Ohnmacht, die sich dort ausgebreitet hat. Der
Katalog zählt bis jetzt 154 Nummern, theils an Gemälden, Zeichnungen,
plastischen Bildwerken, Kupferstichen und Holzschnitten — im Verhältnis; zu
den Ausstellungen anderer Städte doch gewiß eine unbedeutende Ausstellung.
Nicht nur quantitativ, auch qualitativ bietet dieselbe wenig genug und zeugt,
obwohl wir wissen, daß diese Ausstellungen nur einen Bruchtheil des künst-
lerischen Lebens der Gegenwart repräsentiren, doch immerhin von einer be-
denklichen Abnahme der künstlerischen Produktionslust. Die gleichzeitigen Aus-
stellungen zu München und Düsseldorf mögen nicht ohne Einfluß gewesen sein
und manches gute Bild der hiesigen Ausstellung entzogen haben; doch ist nicht
zn leugnen, daß dieselbe auch in früheren Jahren, unter günstigeren Verhält-
nissen, den anderen deutschen Ausstellungen gegenüber immer klein, leer und
isolirt erschienen ist. Nur selten verirren sich Bilder ausländischer Künstler
hieher, und ebenso selten steigen die hiesigen Sterne erster Größe in
ihren Werken in das Ausstellnngslokal herab. Dresden besitzt ein vort-
reffliches Material, aus welchem sich das Beste entfalten müßte: eine der
ersten Bildergalerien, eine Akademie mit den renommirtesten Lehrern, einen
bemittelten Kunstverein und nach dem Adreßbuch Künstler beinah eine Legion,
kurz ein so vollständiges Material, wie es nur Residenzen ersten Ranges
aufweisen können, so daß die Aermlichkeit der hiesigen Ausstellungen wohl
Wunder nehmen darf. Auch sucht die Regierung, so viel sie kann, der bil-
denden Kunst ans die Beine zn helfen. Erst kürzlich haben die -Landstände
wieder 5000 Thlr. jährlich für Kunstzwecke bewilligt. Diese 5000 Thlr. sind
übrigens, beiläufig bemerkt, ein zwischen die Dresdener Künstlerschaft gewor-
fener Erisapfel, da jeder Einzelne Ansprüche darauf zu machen sich berechtigt
glaubt. Zunächst dürfte die Summe wohl für Fresken verwendet werden, mit
welcher der obere Treppenkorridor im neuen Museum noch ausznschm'ücken ist.
Davon Staffcleibildcr für die königliche Galerie anznkanfen, wie von einigen
Seiten vorgeschlagen, ist nicht zn rathen, wenigstens wenn man sich von dem
engherzigen Grundsatz leiten läßt, nur von Dresdnern Bilder zn kaufen. Die
— — Außer den Modellen zu den Statuen des General-Feldmarschalls
von Schwerin und des General-Lieutenants von Winterfeld, worüber wir
schon früher berichtet, wird jetzt im Atelier des Prof. Kiß das Modell zu
dem „Begräbnißdenkmale für die Gräfin Hardenberg" ansgeführt. Das Denk-
mal selbst, voraussichtlich eins der schönsten Werke des bewährten Meisters,
wird in Marmor gearbeitet werden, und ist für die Ruhestätte der Ver-
blichenen in Kärnthen bestimmt. Es stellt die Gräfin auf einem Paradebett
liegend dar. An jeder Ecke des Sockels und in der Mitte desselben befinden
sich betende Engel. Am Kopfende ist das Wappen des Geschlechts der Har-
denberg angebracht.
— — In den letzten Tagen ist in dem Gewerbe-Institute in der Kloster-
straße die Statue Beuths nach dem Modell des Prof. Kiß gegossen worden.
Der Guß ist gelungen und die Statue befindet sich gegenwärtig in der Ciselir-
Anstalt. Außerdem sind die Statuen von Zielen, Keith und des alten
Deßauers nach den Modellen desselben Meisters gegossen worden, welche auf
dem Wilhelmsplatze ausgestellt werden sollen.
■-Dem Historien- und Genre-Maler C. Cretius Hierselbst ist das
Prädikat „Professor" beigelcgt worden.
— — Baurath Hitzig, nach dessen Plan die Munizipalität in Triest
kürzlich ein großes Vergnügungslokal hat erbauen lassen, ist jetzt von einem
reichen Amerikaner mit Anfertigung eines Planes für ein in New-Bork zu
erbauendes prachtvolles Wohnhaus beauftragt worden.
-Professor Drakc ist nach Jena gereist, um der heute dort statt-
findenden Enthüllung des von ihm modellirten Denkmals Kurfürst Johann's
des Großmüthigen beizuwohnen.
-In der Schneider'schen Buchhandlung (Unter den Linden 19) be-
merkt man ein Werk, das für Liebhaber alter Waffen sehr interessant sein
dürfte. Es ist betitelt: Fanoplis Furopscmns pur -I. M. Micol. Es ist
zu Brüssel erschienen und umfaßt außer dem begleitenden beschreibenden Texte
100 Tafeln im riesigsten Folio mit den sorgfältig lithographirten, in Ton ge-
druckten Abbildungen der Waffen, bei denen die Verhältnisse zur eigentlichen
Größe jedesmal angegeben sind. Jede Lieferung bringt vier Blätter und
kostet 20 Franks, ein Preis der ein verhältnismäßig außerordentlich geringer
genannt werden muß. Das Ganze ist in zwölf Abtheilungen getheilt:
1) Harnische; 2) Kürasse, Helme; 3) Schilde, Tartschen; 4) Beile, Streit-
hämmer, Kolben; 5) Lanzen, Hellebarden; 6) Schwerter, Flamberge; 7) Espa-
dons, Zweihänder; 8) Dolche, Messer: 9) Schlendern; 10) Kanonen; 11)
Musketen, Pistolen; 12) Bandonliere, Marschallsstäbe u. s. w.
Düsseldorf. — Da das Abschiedsfest, welches, wie wir in unsrer vori-
gen Nummer berichteten, der hiesige Künstlerverein „Malkasten" dem scheiden-
den Meister Lessing bereitete, an dem dazu angesetzten Tage wegen ungün-
stiger Witterung nicht zur vollen Ausführung kam, so wurde dasselbe auf
den folgenden Tag verlegt. Die Düss. Z. berichtet darüber: „Ueberraschend
war beim Eintritt der Blick in die hochgewölbten Laubhallen des Jacobi'schen
Gartens. Tief hinabwallende kolossale Banner zwischen allen Wipfeln der
Hauptallee und weithin über Seitengänge und Wiesen wurden von einer
Doppelreihe glänzender Gasflammen erleuchtet; oben prangte der Ehrensitz
des scheidenden Meisters mit seinem Monogramm C. F. L. in blendendem
Brillantlichte, rechts ab von ihm, zur Seite beider Tafelreihen, war zwischen
Bäumen die Festbühne improvisirt; links gegenüber erhob sich das Orchester
ans einer Fahnenburg in den Farben der'Stadt; den Schlnßpnnkt, über die
Reihen der Gäste hinaus, bildete der buntbelenchtete Teich mit einer Riesen-
flagge vor dem Ulmen Hintergrund. Nachdem sich die so geschmückten Räume
bei beginnender Dämmerung mit Gästen gefüllt hatten, und der Gefeierte
unter den Jubelklängen der Menschen- und Orchesterstimmen und des donnern-
den Geschützes ans seinen Ehrensitz unter hohen Lorbeerbäumen geleitet worden
war, wechselten Musik und Rede in festgemäßer Folge. Die Herren A.
Achenbach und Herm. Becker begrüßten in wohlgewählten und bedeutungs-
vollen Worten den Helden der Feier, schilderten in kurzen Zügen das künst-
lerische Wirken und Wesen des seiner Natur nach so ursprünglich deutschen
Meisters und liehen dem allgemeinen tiefen Schmerzgefühl über das Scheiden
eines solchen Mitglieds ans dem hiesigen Künstlerkreise den beredtesten Aus-
druck. Unterdessen hatten sich die Gruppen des Festspiels unter der Laub-
verhüllung der Scitcngebüsche leise geordnet und die theatralische Darstellung
begann. „Sankt Lncas" trat ans, in schlichter Hans Sachs'scher Weise
seine Himmelsmission zum ferneren Schutze Lcssing'S verkündend, den er
hier auf klassischem Boden suche. Ihm begegnete „Sanct Hubertus", des
Gefeierten Jagdlust repräsentirend, gefolgt zugleich von der „Romantik", dann
von der „Historie", die Folge der Lessing'schen Kunstwerke bedeutend. Die
erstere leitet des Künstlers frühere Werke ein; die betreffenden Gruppen, das
„trauernde Königspaar", „Mönche", „der Räuber und sein Sohn" beschreiten
die Bühne. „Historie" will diese Richtung nicht anerkennen und weist ans
Lessings historische Gemälde hin: „die Hussiten" erscheinen, dann folgt „Huß"
mit „Kardinal" und „Fürst"; den Schluß dieser Reihe bilden „Luther mit
seinen Studenten." „St. Lncas" legt einen humoristischen Protest ein gegen
diese Ketzereien; „Romantik" mahnt zum Frieden, „Hubertus" bemerkt, wie
sich der Künstler stets ans dem Kampf der Geschichte zur grünen Waldcsein-
samkeit gerettet habe. Ein Zug von „Jägern" und „Soldaten" tritt ans, und
drei passend gewählte Chöre von Mendelssohn, Schumann und Weber, vor-
getragen von' der Künstler-Liedertafel unter Leitung ihres Dirigenten, Musik-
direktors Tausch, bezeichnen den Charakter der Lessing'schen Landschafts-
malerei. „Historia" lenkt noch einmal in ihr Gebiet zurück, ans Lessing's
jüngste Schöpfung verweisend: „Papst Paschalis und Kaiser Heinrich V."
mit Priestern und Rittern beschließen den Zug der Gruppen, die sich inzwischen
im Hintergründe der Bühne malerisch geordnet haben. Eine glückliche Stei-
gerung des Gedichts bietet Gelegenheit zu einigen treffenden Bemerkungen,
deren allenfalls Bedenkliches St. Lncas in geschickter Weise ausgleicht. Er
und „Historia" rufen die gesammten Figuren ans znm Festzug, und nach all-
gemeinem Hoch ans den Gefeierten bewegt sich schließlich die bunte Masse,
unter den Tönen des Mendelssohn'schen Festmarsches von der Bühne hinab-
schreitend, um die Tafeln und zu Lessings Ehrensitz. Die malerische Wirkung
der Fenspielgruppen und des Zuges, für die, wie wir hören, die Herren
M. Heß, A. Schmitz und A. v. Wille thätig waren, zeigte sich als eine sehr
wohlthnende, und daß die poetische des Gedichts ebenfalls eine höchst befrie-
digende war, bewies die gespannte Aufmerksamkeit des zahlreich versammelten
Publikums. An Festspiel und Zug reihte sich ein stattliches Feuerwerk ans
dem Teiche, welches dem regendrohenden Himmel ebenso entschieden trotzte,
als die freilich gemalten Barometer an den Bäumen mit ihrem listigen Finger-
zeig auf „beständig Wetter". Aus den entlegeneren Räumen des Gartens
nahte sich endlich mit Pauken- und Trompetenschall, ja mit einem Soloschläger
auf acht Pauken, ein kostümirter Fackelzng, der die bnntflammende Wasserfläche
imposant umschloß und dann ebenfalls an Lessing's Ehrenplatz begrüßend
vorbei defilirte. Hiermit endete der eigentlich offizielle Theil des Festes, aber
noch lange machte sich die höher angeregte Laune in Toasten und Liedern, bei
Bowlen und ländlichen Tänzen ans dem Bühnenpodium bis in die späte Nacht
hinein geltend.
Dresden. — In der heutigen Sitzung der Ersten Kammer vom 5. August
gelaugte man zu dem Bericht über die Petition der Vorstände des germa-
nischen Museums zu Nürnberg um Unterstützung ans Staatskassen. Die
Zweite Kammer hat diese Petition, weil von Ausländern ausgehend, für for-
mell unzulässig erklärt. Die Deputation der Ersten Kammer konnte sich jedoch
diesem Beschlüsse nicht anschließen, rieth vielmehr der Kammer an, diese Pe-
tition der StaatS-Regiernng zur Berücksichtigung zu übergeben, indem sie
bemerkte, daß es Ehrensache für Sachsen sei, dieses nationale Unternehmen
nach Kräften zu unterstützen und zu fördern. Nachdem Freiherr von Schönberg-
Bibran sich für die Deputation erklärt und Oberbürgermeister Pfotenhauer
bemerkt, daß nicht bloS deutsche Staaten, sondern auch deutsche Städte, z. B.
Dresden und Leipzig, Unterstützungen für genanntes Museum geliefert, sprach
Staatsminister vr. von Falkenstein sich dahin ans, daß das Ministerium sich
schon für diese Angelegenheit lebhaft interessirt habe, tu pekuniärer Hinsicht
aber bis jetzt nichts habe geschehen können, und daß das Ministerium dem
Abgehcn von der strengen Form, wie sie die Landtagsordnnng vorschreibt,
keineswegs entgegentreten werde. Der Präsident erklärte, daß das formelle
Hindernis; ein geringes geworden, da das Ministerium zugesichert, nicht auf
der strengen Beobachtung der Landtagsordnung bestehen zu wollen. Vice-
präsident Freiherr von Friesen: Er werde zwar für den Vorschlag der De-
putation stimmen, allein er müsse ans das Bedenkliche der Provokation von
Bewilligungen Hinweisen und könne nicht verschweigen, daß der sächsische Alter-
thumsverein, die Bibliothek und das vaterländische Archiv, welches nächst dem
Wiener und venetianischen das reichste sei, wohl noch eher Berücksichtigung
und Unterstützung verdienten, als ein neugegründetes ausländisches Institut.
Staatsminister IJr. von Falkenstein dankte dem Freiherrn von Friesen für die
vollkommen richtige Bemerkung und die warme Theilnahme, die er besonders
rücksichtlich deS Archivs gezeigt. Der Antrag der Deputation wurde von der
Kammer bei namentlicher Abstimmung einstimmig angenommen.
-Die „Zeit" bringt einen Feuilletonartikel von hier, welchem wir
folgende Mittheilungen entlehnen: Die Theilnahme des Publikums für die
im vorigen Monat im Saale der langen Galerie ans der Brühl'schcn Terrasse
eröffnete Ausstellung von Werken der bildenden Künste ist bis jetzt eine sehr
laue gewesen, und man kann es den Leuten auch nicht verdenken, wenn sie lieber
eisschlürfend in der Bonboniere neben dem Ausstellunaslokal sich niederlassen,
schwelgend in dem reizenden und belebten Bild, welches dort die Natur vor
ihren Augen entrollt, als die leeren Säle der Ausstellung durchwandern, an-
gegähnt von der farbigen Ohnmacht, die sich dort ausgebreitet hat. Der
Katalog zählt bis jetzt 154 Nummern, theils an Gemälden, Zeichnungen,
plastischen Bildwerken, Kupferstichen und Holzschnitten — im Verhältnis; zu
den Ausstellungen anderer Städte doch gewiß eine unbedeutende Ausstellung.
Nicht nur quantitativ, auch qualitativ bietet dieselbe wenig genug und zeugt,
obwohl wir wissen, daß diese Ausstellungen nur einen Bruchtheil des künst-
lerischen Lebens der Gegenwart repräsentiren, doch immerhin von einer be-
denklichen Abnahme der künstlerischen Produktionslust. Die gleichzeitigen Aus-
stellungen zu München und Düsseldorf mögen nicht ohne Einfluß gewesen sein
und manches gute Bild der hiesigen Ausstellung entzogen haben; doch ist nicht
zn leugnen, daß dieselbe auch in früheren Jahren, unter günstigeren Verhält-
nissen, den anderen deutschen Ausstellungen gegenüber immer klein, leer und
isolirt erschienen ist. Nur selten verirren sich Bilder ausländischer Künstler
hieher, und ebenso selten steigen die hiesigen Sterne erster Größe in
ihren Werken in das Ausstellnngslokal herab. Dresden besitzt ein vort-
reffliches Material, aus welchem sich das Beste entfalten müßte: eine der
ersten Bildergalerien, eine Akademie mit den renommirtesten Lehrern, einen
bemittelten Kunstverein und nach dem Adreßbuch Künstler beinah eine Legion,
kurz ein so vollständiges Material, wie es nur Residenzen ersten Ranges
aufweisen können, so daß die Aermlichkeit der hiesigen Ausstellungen wohl
Wunder nehmen darf. Auch sucht die Regierung, so viel sie kann, der bil-
denden Kunst ans die Beine zn helfen. Erst kürzlich haben die -Landstände
wieder 5000 Thlr. jährlich für Kunstzwecke bewilligt. Diese 5000 Thlr. sind
übrigens, beiläufig bemerkt, ein zwischen die Dresdener Künstlerschaft gewor-
fener Erisapfel, da jeder Einzelne Ansprüche darauf zu machen sich berechtigt
glaubt. Zunächst dürfte die Summe wohl für Fresken verwendet werden, mit
welcher der obere Treppenkorridor im neuen Museum noch ausznschm'ücken ist.
Davon Staffcleibildcr für die königliche Galerie anznkanfen, wie von einigen
Seiten vorgeschlagen, ist nicht zn rathen, wenigstens wenn man sich von dem
engherzigen Grundsatz leiten läßt, nur von Dresdnern Bilder zn kaufen. Die