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Dittenberger, Theodor Friedrich; Wolf, Christian Theodor; Holdermann, Gerhard Anton
Das Verhalten der zu Heidelberg am 31. July 1812 vier enthaupteten und zwei begnadigten Verbrecher während ihrer Vorbereitung zum Tode — Heidelberg, 1812

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https://doi.org/10.11588/diglit.41943#0085
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V o r b e r i ch t.
Zweck der gegenwärtigen Schrift habe ich in der-
selben deutlich ausgesprochen. Die Darstellung des sittli-
chen und religiösen Verhaltens, welches die beiden , zum
Tode verurtheilten Krämer und Lutz, vom ersten Tage an,
da ich sie kennen gelernt habe, bis zum Augenblicke, da
mein Umgang mit ihnen aufhörte, bewiesen haben, mag
der nachfolgenden Predigt*) zur Einleitung dienen. Veit
Krämer, ein äußerst verwahrloseter, aber sehr gutmüthi-
ger schwacher Mensch, und Sebastian Lutz, ein verirr-
ter Jüngling, noch nicht 19 Jahre alt, beide katholischer
Religion, waren der Seelsorge des katholischen Pfarr-
amtes übergeben. Herr Dechant Günther wollte den Ei-
nen, ich sollte den Andern übernehmen. Durch die Akten-
mäßige Geschichte mit ihrem Charakter und ihren
Vergehungen schon in Etwas bekannt, -bat ich den Herrn
Dechant, den jungen Menschen mir zu überlassen; er wil-
ligte ein, und übernahm die Pflege des 2Z jährigen Veit
Krämer.
Der Herr Stadtdirector Psister hatte die freundschaft-
liche Güte, uns zu ihnen in den Kerker zu führen, und
unsere neuen Pfarrkinder unserer Liebe zu empfehlen. Er
stellte mir meinen unglücklichen Zögling vor, und wußte
schon beim ersten Besuche mein Herz für denselben zu ge-
winnen. Er gab ihm ein schönes Lob wegen seinem männ-
lichen, von Frechheit und Kleinmuth gleichweit entfernten
Betragen, wodurch er sich bei der ersten Verkündigung des
Todesurtheils vor allen seinen Kameraden ausgezeichnet
hatte; er munterte ihn auf zur Standhaftigkeit, zum Ver-
trauen gegen mich, zur guten Anwendung der ihm noch
*) Diese Predigt ist mit vorliegendem Aufsätze des H. Caplan Hol-
dermann besonders gedruckt, und in meinem Verlage zu haben. Braun.
 
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