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Dittenberger, Theodor Friedrich; Wolf, Christian Theodor; Holdermann, Gerhard Anton
Das Verhalten der zu Heidelberg am 31. July 1812 vier enthaupteten und zwei begnadigten Verbrecher während ihrer Vorbereitung zum Tode — Heidelberg, 1812

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https://doi.org/10.11588/diglit.41943#0087
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Es ergieng an mich von der Braunischen Buchhand-
lung eine schriftliche Aufforderung, eine treue Darstellung
-es Verhaftens, welches der am Z lsten Juli dieses Jahrs
Hingerichtete Veit Kramer, und der begnadigte Se-
bastian Lutz, während ihrer Vorbereitung zum Tode,
bewiesen haben, zur öffentlichen Bekanntmachung mitzuthei-
len. So interessant unter verschiedenen Gesichtspunkten die
verlangte Darstellung auch immer seyn mag; so zuverläßig
nur durch eine solche von den Seelsorgern der sechs zum
Tode verurtheilten Unglücklichen treu entworfene Darstel-
lung ihres Verhaltens die lügenhaften Gerüchte widerlegt
werden können, die über diese bedauernswürdigen Menschen
ausgestrcuet wurden, und die ihren Charakter eben so sehr
entstellen, als die allenthalben feilgebotenen Karrlkaturen
ihre äußere Gestalt; und so dringend mein Herz michauffor-
-ert, das Meinige beizutragen, daß die Beiden obenge-
nannten, welche ich kennen gelernt, und liebgewonnen
habe, in einem milderen und vorthetlhaftereu Lichte erschei-
nen, als sie im Urtheile des Publikums sind, welches sie
nur als Raubmörder verabscheuet; — so erlaubet
mir dennoch meine Amtspflicht nicht, dem mir vorgetra-
genen Wunsche unbedingt zu entsprechen.
Wir beide, Herr Dechant Günther sowohl, als ich,
waren bet unseren zwei unglücklichen Mitmenschen im Ge-
fängnisse allein, ohne alle Zeugen, ersterer mit
Veit, und ich mit Basti, jeder vom andern abgesondert,
in einer besonder» Stube beschäftigt. Nur bei -er Mor-
gens- und Abendandacht, und bet gemeinschaftlichen Vor-
bereitungen zum Empfange der Hetlsmittel unserer Reli-
gion nahmen wir sie Beide zusammen. Auch wurden wir
durch keine zerstreuenden Besuche der Neugierigen oder Thetl»
nehmenden gestört. Wollten wir also Alles bekannt machen,
was gleichwohl nur zum Lobe der Unglücklichen gereichen
muß, (denn wir batten in keinem Falle Ursache, über sie
zu klagen) so würden wir doch einigermaßen jenes unbe-
gränzte Vertrauen zu mißbrauchen scheinen, welches nn-
serm Amte bewiesen wird, und die generellen Bemerkun-
gen, die ich hierüber mitthcilen könnte, gränzen -och so
 
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