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Schneider, Paul [Hrsg.]; Dittmann, Lorenz <Prof. Dr.> [Bearb.]
Paul Schneider: [Bildhauer] ; [anläßlich der Ausstellung im April 1985 in Lebach] — Lebach, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.29726#0011
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Die Skulptur mit beweglicher Kugelsäu-
le von 1965 verbindet das Bewegungs-
prinzip des zuvor genannten Werkes mit
dem seriellen von »Kybele« und mit einer
überraschenden Entgegensetzung von
Volumenexpansion und Einkerbung in der
Kugelsäule sowie dem rauhen Oberflä-
chencharakter des rissigen Ulmenholzes.

Fast ins Gefährlich-Groteske gesteigert
erscheintdie Konstrastikvon konvexerund
konkaver Form dann in der Plastikmitzwei
beweglichen Körpern desselben Jahres
(Gips für Bronze): die Spitzen des einen
Körpers dringen in die Vertiefungen des
anderenein, bedrängensich, ohnesichzu
verletzen.

Im weiteren verzichtet Schneider jedoch
auf derartige expressive Anmutungen und
macht stereometrische Körper, Zylinder-
abschnitte, in ihnen entsprechenden Hohl-
räumen bewegbar. Er läßt sie jedoch nicht,
durch Motoren getrieben, sich selbst be-
wegen, noch erscheint, wie etwa in der
Plastik Marta Pans 8) die Körperform als Er-
gebnis eines Bewegungsvollzuges. So
bleibt bei den beiden Stahlskulpturen mit
zwei beweglichen Körpern von 1965 (Abb.
9) der Eindruck strengen Ineinanderge-
paßtseins auseinander entwickelter und
gleichwohl selbständiger Körper, die sich
um ihreeigeneAchsedrehen können, und
damit die Wirkung von massiger Schwere
und gleichzeitiger leichter, vielansichtiger
Veränderlichkeit.

Wie ein Abschied von der Phase der be-
weglichen Skulpturen und gleichzeitig de-
ren Rückbindung zu den Anfängen von
Schneiders Holzbildwerken mutet die Au-
stervon 1966 an, eine Holzskulptur mit be-
weglicher Kugel. Nicht zufällig schlägt sie
nochmals den Bogen zurück zu Werken
Henry Moores, etwa dessen »Sculpture«
von 1935, einem ausgehöhlten, kurvig be-
grenzten Holzkörper, in dessen Höhle eine
Kugel rollen kann 9).

In der Marmorskulptur Durchdringung
desselben Jahres (Abb. 10), die in der Be-
tonplastik der Straßenbaumeisterei in

Rohrbach eine monumentale Wiederho-
lung erfährt, wird die Formensprache der
»Stahlskulpturen mit beweglichen Teilen«
sodann ins Statische zurückgenommen.

Doch ist dies nicht der einzige Abschluß
der beweglichen Plastik bei Schneider.
Aufgehoben, verwandelt bewahrt ist die
mit der beweglichen Plastik vollzogene Be-
zugnahme von Körper und Raum in den
Metallplastiken.
 
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