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Schneider, Paul [Hrsg.]; Dittmann, Lorenz <Prof. Dr.> [Bearb.]
Paul Schneider: [Bildhauer] ; [anläßlich der Ausstellung im April 1985 in Lebach] — Lebach, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.29726#0010
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Die Phase der Holzskulpturen geht ih-
rem Ende zu, eine mächtige Lindenholz-
Arbeit wie Lösung von 1963/64 stellt einen
Ausklang dar. Bevor auf den neuen Ansatz
der Metall-Plastiken einzugehen ist, sei ein
kurzer Blick auf Schneiders frühe architek-
turbezogene Arbeiten geworfen. Auch hier
erprobt Schneider zuerst verschiedene
Möglichkeiten. Das 1957 geschaffene
Wandrelief der Saarbrücker Mügelsberg-
schule leitet sich in seiner geometrischen
Vereinfachung der menschlichen Figur
von der Wandgestaltung des »Bauhau-
ses«, vor allem der Formensprache Oskar
Schlemmers ab, bei der Wandgestaltung
im Pausenhof der Schule Von der Heydt
von 1962, mit großformigen Turnerfiguren,
denen gleichberechtigt und im Wechsel
von Schwarz, Weiß, Rot und Gelb die Ab-
schnitte des Grundes antworten, darf man
sich an die monumentalen Wandbilder
Fernand Legers erinnert fühlen, beim
Wandrelief einer Schule in Luisenthal ha-
ben sich die Turner in schwingend kontu-
rierte Ober- und Unterkörper geteilt, sind
freier über den Grund gestreut, wie »nach
dem Gesetz des Zufalls angeordnet« und
gleichwohl bis ins feinste gegeneinander
ausgewogen —ein Hauch HansArp’scher

Beschwingtheit wird hier spürbar. Im sel-
ben Jahr 1963 dann das strenge Marmor-
Wandrelief am Hotel »Haus Berlin«, einfa-
che Quadrate in serieller Anordnung, nur
durch ihre unterschiedliche Tiefe zu einem
komplexen Rhythmus gelöst: der An-
schluß an die konkrete Kunst ist gefunden.
Schon 1964 wird diese Strenge wieder ge-
lockert, im Relief des Saarbrücker SAVAG-
Büros; nun sind Kreise und Vierecke irre-
gulär gezeichnet und verteilt und lassen
mit ihrer einfachen, selbstverständlichen
Lebendigkeit etwas vom Geist volkstümli-
cher Kykladen-Architektur in diesen nüch-
ternen Raum einziehen.

Einen neuen Anfang setzt die Bronze-
plastik Kybele (»Artemis«) von 1963 (Abb.
8). Die Übereinanderschichtung gleichar-
tiger Elemente, mit ihren Schnittflächen an-
einanderstoßender Kegelsegmente, mit ei-
nem rohrartig schmalen Zylinder als
»Rückgrat«, einer kugeligen Form als
»Kopf«, läßt Assoziationen aufkommen an
die vielbrüstige, der »Diana der Epheser«
vergleichbare Fruchtbarkeitsgöttin, die
»Magna Mater« im Prunk ihres Metallglan-
zes. Wie bei Brancusis hochpolierten
Bronzeplastiken strahlt auch »Kybele« die-
sen Glanz in den umgebenden Raum aus,
nimmt diesen Raum spiegelnd in sich hin-
ein. (Eine Stahlvariante von 1969 transpo-
niert das Thema ins Düstere, Ver-
schlossene.)

Eine andere Richtung wird mit der
Skulptur mit einem beweglichen Körper
von 1964 verfolgt. In einem kastenförmi-
gen Rahmen steht ein-vegetativer, flacher
Körper (beides Gips für Bronze), beweg-
lich, drehbar, fremd in dieser statischen
Umgebung.
 
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