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Schneider, Paul [Hrsg.]; Dittmann, Lorenz <Prof. Dr.> [Bearb.]
Paul Schneider: [Bildhauer] ; [anläßlich der Ausstellung im April 1985 in Lebach] — Lebach, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.29726#0013
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Verthori3 (Abb. 11) bringt dann die stärk-
ste Durchlichtung einesturmartigen Stahl-
gebildes. An schmalen Vertikalstreifen
hängen dreieckige Horizontalflächen, der-
art, daß Licht und Raum zwischen die ein-
zelnen Abschnitte eindringen können. Die
Dreiecke, in zunehmender Untersicht und
Verkürzung erfaßt, reißen den stählernen
Turm optisch nach oben.

Diese Stahlplastik bekundet eine innere
Verwandtschaft mit den Anfängen kon-
struktivistischer Architektur, nämlich mit
dem transparenten, zartgliedrigen Ent-
wurf Mies van der Rohesfürein Hochhaus
aus Glas von 1920/21 10>, der sich wider-
spiegelt etwa in Laszlo Moholy-Nagys Ar-
chitekturmodellen der »Stadt der Zukunft«
für den Film »The Shape of Things to Co-
me« von IQSO 1^, die Schneiders »Vertho-
ris« sehr ähnlich sind. Schneider findet in
der Architektur Mies van der Rohes und
der Malerei Mondrians die eindrücklich-
sten Bestätigungen seines konstruktivisti-
schen Gestaltungswillens. Bewußt begeg-
net er dieser Kunst jedoch erst am Ende
seiner Arbeit in Metall.

Verthori 4 greift die Struktur mit horizon-
talen Dreiecksbändern von »Verthori 2«
auf, Verthori 5 ist ein ähnliches Gebilde in
Granit, Verthori 6 wiederum eine Stahlva-
riante zu »Verthori 3«, und zwar dergestalt,
daß hier zwei gestreckte Dreiecksflächen
an der Basiszu einem einzigen an derSpit-
ze sich vereinen, so die vertikale Bewe-
gung im Spiel derVerkürzungen, im Wech-
sel von Licht und Schatten steigernd.

Verthori 7 (Abb. 12) dagegen läßt umge-
kehrt eine Dreiecksfläche als Basis in zwei
Dreiecke an der Spitze sich teilen und wirkt
so wie die abstrakte Vergegenwärtigung
des flügelschlagenden Aufflatterns eines
großen Vogels. »Verthori 7«, in Blau und
Rot, ist 2,50 Meter hoch, Verthoriß, inWeiß
und Gelb, 3 Meter hoch.

Den Höhenrekord der Schneiderschen
»Verthoris« hält mit 7,20 Metern das Turm-
verthori, das der Künstler während des
Stahlsymposions in Kosice in der Tsche-
choslowakei 1969 schuf. Ein hochragen-
der Stahlstreifen hält sich in leichter Schrä-
ge gegen horizontale, in zarter Versetzung
übereinander angeordnete Dreiecksflä-
chen in einem labilen Gleichgewicht.

Eine zweite anläßlich dieses Sympo-
sions entstandene Stahlplastik Verthori K
verschneidet horizontale Dreiecksflächen
in stehende, ebenfalls zu einer Dreiecksfi-
gur geordnete Stahlfelder.

In beiden Gebilden zeigt sich ein neues,
komplexes Spannungsgefüge. Darin sind
sie vergleichbar dem Beweglichen Objekt
aus rhythmischen Elementen, welches
das ältere Thema rhythmisch-virtueller Be-
wegung zu neuer Vielschichtigkeit und
Vielansichtigkeit entfaltet.
 
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