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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 3.1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.1196#0243
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Zeitang

für bildende Kunst und Baukunst.

Unter Mitwirkung von

üunftblatt

Organ

der deutschen Kunstvereine.

Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Düsseldorf — Schnaase
in Berlin — Förster in München — Kitelberger v. Edelberg in Wien

herausgegeben von Dr. F. Eggers in Berlin.

jW 27.

Sonnabend, den 3. Juli.

1852.

Die Goethe ■ Schiller ■ Denkmal ■ Angelegenheit.

Di,

"ie Aufstellung eines Denkmals für unsere beiden grössten
Dichter ist für jeden Deutschen eine zu wichtige Angelegenheit,
als dass dieselbe zu ausführlich sollte besprochen werden kön-
nen. Es wird nicht unwillkommen sein, wenn wir daher zu-
nächst einmal zusammenfassen, was bis jetzt öffentlich darüber
verhandelt wurde. Im vorigen Jahrgange S. 376 ff. brachten
wir' einen mit Wärme und Begeisterung für die Sache geschrie-
benen Aufsatz aus Kugler's Feder. Er enthält die Beschrei-
bung des Rauch'schen Entwurfs, den er, so wie er da ist, zur
Ausführung empfiehlt. Dreimal hat sich dann die „Allgemeine
Zeitung" mit der Frage beschäftigt. No. 23 des laufenden Jahr-
gangs enthält von Berlin aus eine kurze Beschreibung des
Rauch'schen Entwurfs, No. 39 legt von München aus Bedenken
dagegen ein. Diese Bedenken beziehen sich auf den nur ein-
mal, und zwar in der Hand Goethe's, vorhandenen Lorbeer-
kranz. Es wird begehrt, dass Schiller ein gleiches Ruhmes-
zeichen haben solle. Dann wird das griechische oder ideale
Kostüm getadelt und die Tracht der Zeit empfohlen. „Sollte
diese" — heisst es — „bei einer Gruppe unlhunlich sein, so
wäre eine Einzelaufstellung vorzuziehn, so dass ein jeder sein
Standbild erhielte." — Drittens in No. 141 lässt sich Weimar
ausführlich und in einem geistvoll geschriebenen Aufsatz über
die Angelegenheit vernehmen. Der Verf. desselben hebt damit
an, dass er jene Unthunlichkeit der modernen Kleidung bei einer
Gruppe darzulegen sucht, während er dieselbe für Einzelsta-
tuen — die dann allerdings eine ganz andere Aufgabe seien —
für zulässig hält. Eine Gruppe aber habe nothwendig einen
gemeinsamen allgemeineren Gedanken. Einen solchen auszu-
drücken, erklärt er zwei im Kostüm der Zeit neben einander
gestellte Figuren für unfähig, gleichwie sie, so aufgestellt, zu-
gleich den Genuss ihrer als Einzelstatuen unmöglich machen
möchten. Der Beschauer würde ruhelos hin und her von einem
zum andern gewiesen werden, von Detail zu Detail, ohne dass
man ihm ein äusserlich Zusammenfassendes, noch innerlich Ver-
bindendes gäbe.

Diesem Uebelstande wollen Einige nun durch den verbin-
denden Mantel begegnen,- aber nicht durch den griechischen,
sondern durch den modernen, der sich künstlich zur Aehnlich-
keit mit Antiken stylisiren lasse. Da wird nun, wie überhaupt,
solchen Mantelfiguren der Krieg gemacht, so auch die Untüch-

tigkeit des modernen Mantels nachgewiesen, die Verbindung
zweier Bildnissstatuen zu bewirken. Sie bleibe zufällig und
trenne daher mehr, als sie verbinde. Werden nun aber jene
beiden Bildnissfiguren ohne denselben zur Darstellung gebracht,
so werde ihnen immer die nothwendige Verbindung fehlen und
ihre Zusammenstellung höchstens ein Genrebild ergeben. Rauch's
Werk habe aber eine andere Idee. Der Meister habe die Dichter
in ihrem Zusammenwirken, in der schönen Einigkeit ihres mäch-
tigen Bestrebens plastisch ausdrücken wollen. Dafür wird die
antike Tracht in Anspruch genommnn, sie wird die ideale Funk-
tionstracht der Dichter, die plastisch normale Dichtergewandung
genannt und insbesondere für Schiller und Goethe und wiederum
irisbesondere in der Epoche für besonders geeignet gehalten,
wo sie einander begegneten, stärkten, hoben.

„Sie haben" — schliesst der Verf. — „aus der barbari-
schen Sittlichkeit, in der sie bürgerlich aufwuchsen, und aus
der französelriden Mode, deren Herrschaft sie an ihren blossen
Röcken immerhin dulden mussten, sich und uns emporgehoben
zu einer veranschaulichten, edel ernsten, hochsinnig heitern Gei-
stesfreiheit, die den Menschen klar und ganz, beweglich und
innig zusammenfasst und zusammenhält. Nur in so einfacher,
flüssigklarer Zusammenfassung, in so gültig und fühlbar klas-
sischer Gewandung, so idealer Priesterlichkeit können sie dar-
gestellt werden, wenn wir die Dichter in ihrer Wahrheit uns
zum gerechten Stolz, wenn wir die grossen Rivale in ihrer
Freundschaft uns zum heiligen Vorbild, wenn wir, uns allen
zur tröstlichen Zukunfthoffnung vor der trüben Wolke unserer
Zeit, sie, die rettenden Tyndariden schauen sollen."

Endlich und zuletzt haben wir noch auf den Aufsatz in
No. 24 des diesjährigen Jahrgangs unseres Blattes hinzuweisen,
wo Hr. —r die Rauch'sche Gruppe in ihrer Conception noch-
mals warm zur Ausführung, — wenn nicht anders, durch Bei-
träge der Nation — empfiehlt.

Man gestatte uns folgende Bemerkungen:

Der Hauptinhalt der Skulptur, ihre wesentliche Aufgabe
ist die in den Raum gestellte menschliche Gestalt, die vom
Geiste durchwaltet erscheinen soll. Der Ausdruck des Gesichts
geht, bei aller Individualisirung, nicht bis zur letzten subjek-
tiven, innerlichen Darlegung; daher auch das Auge, dieser
treue Spiegel derselben, fehlt. Denn die Plastik meidet alles
Zufällige und Vergängliche und fixirt selbst an Individuen nur
das Bestehende und Allgemeine. Dieser Grundsatz gilt sogar
bei der Portraitstatue, weil sich auch in den individuell aus-

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