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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 9.1858

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https://doi.org/10.11588/diglit.1202#0083
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*

gebildeten Malerei bestehen. Die vorliegende Schrift hat
es ausschließlich nur mit der ersten Gattung, der der in-
krustirten Emaillen, zu thun. Diese scheidet sich wiederum
in zwei Arten: die sogenannten Lmaux eloisonnss und die
Lmaux elmmxlsväZ (oder sn taille ä'äpai'Ane). Bei jenen
sind die scheidenden Metallränder der Grundfläche aufge-
löthet; bei diesen ist der Grund für das aufzunehmende
Email vertieft, so daß die Ränder erhaben stehen bleiben.
Der Unterschied scheint an sich wenig erheblich zu sein, ist
indeß durch das feststehend beobachtete Verfahren und das
historische Verhältniß von sehr charakteristischer Bedeutung.
Bei den Linaux oloiLonnäs kommt es fast ohne Ausnahme
darauf an, ein zartes edelsteinartiges Mosaik hervorzubrin-
gen; hier wird daher ohne Ausnahme, zur Unterlage wie
zu den feinen Zwischenstreifen, nur Gold gebraucht, bei
dessen Anwendung sich jenes Verfahren naturgemäß empfeh-
len mußte. Bei den Lnmux eüamxl6V68 ist es auf einen
verhältnißmäßig schlichteren Schmuck abgesehen; sie finden
bei Gegenständen, die zumeist aus Kupfer (mit hinzugefüg-
ter Vergoldung der ungefärbten Theile) gearbeitet wurden
und jenes derbere Verfahren zweckmäßig, oft nothwendig
erscheinen ließen, ihre Anwendung. Die Liuaux eloiZonnes
sind nach des Verfassers einsichtiger Darstellung die älteren
und durchweg (bis auf wenige unmittelbare Nachahmungen)
der orientalischen Kunst angehörig, während die Lumux
eüami)1ev68 ebenso entschieden ein Eigenthum der occiden-
talischen Kunst sind. Wir können beide Arten füglich, statt
der mit einem Worte schwer zu übersetzenden französischen
Namen, als orientalische und occidentalische unter-
scheiden.
Nach der Darlegung des Verfassers geht der Ursprung
der Emailmalerei (und zwar, wie eben angedeutet, in der
Behandlung der Lmaux e1oi8ovn68) in ein hohes Alter-
thum zurück. Die Beweise dafür sind zwar nicht zahlreich,
aber von dem Verfasser mit sorgfältiger Prüfung und zur
glücklichen gegenseitigen Ergänzung zusammengestellt. An
erhaltenen Arbeiten des Alterthums kommen bis jetzt nur
einige ägyptische Schmuckgegenstände in Betracht: ein Sper-
berfigürchen im Louvre und mehrere große Armbänder in
den vereinigten Sammlungen zu München, die der Vers,
selbst gründlich untersucht hat; eben solche Armbänder und
zahlreiche andere Schmuckstücke im Berliner Museum, für
deren (nicht in allen Farben durchgeführte) Emailausstat-
tung er mich als Gewährsmann anführt ; * außerdem noch
* Meinen in der vorigen Anmerkung angeführten Bericht. Ich
hatte hierin, nach genauer Prüfung, die an jenen Gegenständen Vor-
tommenden blauen und grünen, auch weißen und schwarzen Farben als
Schmelz, dagegen die rothe Farbe als eine ans geschliffenen Steinchen
. bestehende Inkrustation bezeichnet. Hr. de Laborde, in der zweiten Aust,
des ersten Bandes seines Verzeichnisses, hat sich auf Grund dieser letz-
teren Angabe, ohne die Gegenstände selbst gesehen zu haben, für berech-
tigt gehalten, die Richtigkeit meiner Beobachtung überhaupt zu bestreiten.
Ich kann darauf nur bemerken, daß eine derartige Behauptung ebenso
bequem wie unhöflich ist. Er versichert zugleich aber auch, daß das von
mir bezeichnte verschiedenartige Verfahren in der farbigen Ausstattung
jener Gegenstände unmöglich sei: — als ob nicht die einfachste tech-
nische Ueberlegung dahin führen mußte, zuerst die Emailfarben an den
betreffenden Stellen anzubringen und hernach die rothe Farbe, die
man im Email augenscheinlich nicht zu beschaffen vermochte, durch jenes
andre Mittel herzustellen! Meines Bedünkens spricht sogar dieVerschie-

einige Stücke, die nach anderer glaubwürdiger Angabe mit
Email versehen sind. Dagegen findet sich eine Anzahl ägyp-
tischer Schmuckstücke im Louvre, die, in einer Nachahmung
der Lmaux ol0i80mi68, lediglich mit Füllungen von Glas,
farbigen Steinen und weicheren, durch den Einfluß der Zeit
verdorbenen Stoffen versehen sind. . Das Vorhandensein des
Emails auf Metall im ägyptischen Alterthum- erscheint hie-
mit zur Genüge verbürgt; nicht minder jedoch die Selten-
heit und eine unzureichende Kunde des Verfahrens, die zu
mangelhaften Nachbildungen führte. Es ist demgemäß mit
Ueberzeugung anzunehmen, daß die Fabrikation nicht auf
einheimischer Sitte, daß sie vielmehr aus auswärtigem, ohne
Zweifel asiatischem Einfluß beruhte. Der Vers, ist der
Ansicht, daß sich letzterer in der Zeit nach Kambyses gel-
tend gemacht habe; da aber neuerlich (besonders durch die
gründlichen Forschungen von H. Weiß) nachgewiesen ist,
daß überall der ausgebildetere Kunstluxus Aegyptens auf
Asien als seine eigentliche Heimat zurückdeutet, so -scheint
es nicht nöthig, die Annahme auf eine einzelne Spätepoche
zu beschränken.
Andre Beweise sind sprachlicher Natur. Der Name
des Emails im frühem mittelalterlichen Latein ist Lleeti-um;
so vornehmlich bei dem wohlbekannten Lehrmeister des da-
maligen Kunstbetriebes, dem Presbyter Theophilus. Hr.
Labarte legt dies in kritisch gründlicher Beweisführung dar.
Er weist ferner nach, daß das Wort bei den alten Schriftstel-
lern, namentlich das griechische Elektron, zunächst in demselben
Sinne zu fassen sei; daß der Bernstein, der sonst hiemit
bezeichnet wird, (vielleicht deßhalb, weil er einen schmelz-
ähnlichen Eindruck macht?) dem höheren Alterthum unbe-
kannt gewesen sei, häufig auch der Zusammenhang der be-
züglichen Autorstellen eine Bezugnahme auf ihn bestimmt
ausschließe; daß jene eigenthümliche Mischung von Gold
und Silber, die außerdem bei Plinius mit dem Worte
Lleetmm bezeichnet wird, nach dem Zusammenhänge der
Stellen zumeist ebensowenig in Betracht kommen könne,
und daß diese letztere Erklärung des Wortes überhaupt in
denartigkeit des Verfahrens schon an sich für die enkaustischc Natur der
nicht-rothen Farben; denn wenn diese (wie Hr. de L. überall annimmt)
durch irgend ein gefärbtes Harz hervorgebracht waren, so ist nicht ab-
zusehen , weßhalb nicht auch das Roth auf demselben Wege zu produciren.
gewesen sei und weßhalb man statt dessen die mühsame musivische In-
krustation vorgezogen haben sollte. Bei den Stücken der Münchener-
Sammlung führt Hr. Labarte an, daß das Roth fast gänzlich verschwun-
den sei; ich vermuthe hiernach, daß auch sie an den entsprechenden Stellen,
auf dieselbe Weise mit rothen Steinchen inkrustirt waren; denn auch bei
den Berliner Stücken fehlen diese mehrfach und haben dann nur die
Spuren des rothen Kitts, mit dem sie befestigt waren, zurückgelassen.
Noch bemerke ich, daß die Emailfarben der von nur untersuchten Ber-
liner Stücke anscheinend ganz dieselbe Beschaffenheit haben, wie die
Farben der emaillirten Gegenstände aus der romanischen Epoche unsrer
mittelalterlichen Kunst, undurchsichtig, aber glasartig hart und glänzend 5
daß unter diesen Farben das Blau durchgehend besser bereitet ist, als
das Grün, welches letztere öfter, in größeren oder geringeren Stücken,
ausgesprungen ist; daß das Weiß und Schwarz, wie ich schon früher
erwähnt hatte, zur farbigen Darstellung des vielfach vorkommenden sym-
bolischen Auges angewandt, und daß hiebei das Schwarz dem Weiß
ohne trennende Goldränder — also durch einen zweiten Schmelzprozeß,,
nachdem man im Weiß den benöthigten Raum ausgeschliffen hatte, —
eingelassen ist, ganz dem Verfahren ähnlich, welches sich mehrfach bei.
der Emailausstattnng älterer gallischer Schmuckgegenstände findet.
 
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