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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 9.1858

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https://doi.org/10.11588/diglit.1202#0114
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Iliemand wird mehr in die freundlichen, klaren Züge sehen, deren Abbild wir mit trauern-
dem Herzen vor das erste Blatt dieses Heftes stellen. — Wir haben Franz Angler verloren.
Bor einem Monat ging er noch mitten unter uns, kräftig und gesund, lebendig und heiter, wie
seine wohlthuende Art war. Eine unbedeutende ungefährliche Krankheit schien ihn nur auf einige
Tage seinen Arbeiten und dem Kreise seiner Freunde zu entziehen. Und selbst das kaum, da er
nicht gewohnt war, seinem Körper nachzugeben; aber ein Gehirnschlag endete am 18. März, früh
gegen 7 Uhr sein mit rastloser Thätigkeit erfülltes theures Leben. Bon seiner aufgeschlagenen Arbeit
gleichsam rief ihn ein höherer Baumeister unerwartet und plötzlich ab, fort von den beiden kunst-
geschichtlichen Werken, die er zugleich mit Begeisterung und gewissenhafter Treue förderte, mitten aus
den Entwürfen und Plänen für neue Arbeiten, welche sein umfassender Geist schon ersonnen hatte
und künftiger Ausarbeitung vorbildend zurechtlegte, mitten aus seiuer verwaltenden Thätigkeit, aus
der lebendigen Theilnahme an Allem, was Kunst, Literatur, was das gesammte geistige Leben erzeugte
und reiste, aus dem vollen, energischen und glücklichen Leben und Wirken. Wie Vielen, in deren
Geist er mit den warmen und Hellen Strahlen des seinigen hineiuleuchtete, denen er nie fehlte, wo
es die Entwickelung eines schönen Talents, die Anregung zu fruchtbringender Thätigkeit galt, wo er
durch freundlichen, aus klarer und wohlwollender Seele geschöpften Nath helfen konnte, oder durch
aufopfernde, nie' ermüdende That — wie Bielen ist er dahingegangen, wie eine belebende Sonne
untergeht. Und so wie seine ernste und den edelsten Interessen gewidmete Wirksamkeit bei ihrem
Stillestand uns eine plötzliche Lücke und Leere empfinden läßt, vor der wir erschrecken, so ist zugleich
die heitere Freude verscheucht, die er im näheren Kreise durch sein reiches Talent verbreitete, nun
seine formenkundige Hand ans immer ruht und sein sang- und liederreicher Mund auf immer ver-
stummt ist. — Sein unermüdlicher Fleiß hat uns noch manches Blatt gegeben, das für die Leser
unserer Zeitschrift bestimmt ist, und wie ein ferner Stern für uns noch leuchten kann, selbst wenn er
schon lange unterging, so wird unser theurer Freund in diesen Spalten noch mitreden, wenn wir schon
versucht haben werden, ein Bild von seinem vollendeten thatenreichen Leben zu seinem Gedächtniß und
zu unserer Auserbauung zu entwerfen. Es wird uns noch klarer erkennen lehren, was wir lange fühlen
und wissen, welch einen Besitz, welch eine Welt von Besitz wir an diesem Edlen hatten, ob wir gleich
niemals erkennen werden, warum er in der Vollkraft seines Strebens und Schaffens, in der Blüthe
der Jahre und aus einem Kreise gehen mußte, in welchem mehr als Einer gern den dunklen Weg
für ihn betreten hätte. Aber dies sind Näthsel, welche die ewige Vorsehung sich allein aufbehalten
hat. Uns bleibt nur das Recht des läuternden Schmerzes, die wir uns da, wo das späte, fernver-
hallende Ausklingen eines reichen Lebensabends so ohne allen Zweifel und natürlich schien, an ein
dunkles Grab gestellt sehen, das über all' unsere Fragen und Gedanken schweigt. F. E.




Deutsches Kunstblatt.

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