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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 9.1858

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https://doi.org/10.11588/diglit.1202#0204
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179

bare Umgebung zu beschränken. Dabei liegt aber auch die Ge-
fahr nahe, daß ein solcher Verein je nach der unter der Majorität
seines Vorstandes herrschenden künstlerischen Richtung und An-
schauung in Einseitigkeit verfällt.
Eine zweite Gattung von Kunstvereinen betrachtet die eben
angedeutete Auffassung als eine theoretische mit geringschätzigem
Achselzucken und stellt sich ihrerseits auf einen rein praktischen
Standpunkt. Kunstförderung ist ihr materielle Förderung der
Künstler, einen Markt für sie zu schaffen ihr Bestreben; das Aus-
ländische, das der Menge imponirt, wird hereingezogen, Zeitungs-
reclame werden gemacht.
Man tritt mit den Bilderhändlern in Rapport und läßt sich
von ihnen für die zwölf Monate des Jahres verproviantiren.
Man setzt bei dieser Gelegenheit gar Manches zu übertrieben
hohen Preisen ab, und der löbliche Kunstverein entschädigt die
einheimischen Künstler, d. h. wohlverstanden diejenigen, die er
protegirt, für die Herabsetzung ihrer Produktionen in der öffent-
lichen Meinung dadurch, daß er sie bei seinen statutenmäßigen
Ankäufen an diesen übertriebenen Preisen partizipiren läßt.
Dies ist ein nicht übertriebenes Bild der hiesigen Verhält-
nisse, wie grell auch seine Farben aufgetragen scheinen mögen.
Ihnen gegenüber ist jeder Versuch, das Ausstellungswesen auf
eine gesundere Basis zu begründen, der höchsten Anerkennung
Werth.
Wir hoffen nicht dahin mißverstanden zu werden, als ob
wir etwa diese gesundere Basis in der Beschränkung auf die
Oesterreichische Kunst suchen wollten. Haben wir es doch gleich
im Eingang als einen besonderen Vorzug der akademischen Aus-
stellung gerühmt, daß sie nicht nur einen Centralpunkt für die
gesammte künstlerische Produktion des Kaiserstaates zu bilden
wenigstens anstrebt, sondern daß sie auch das deutsche Element
in ausgedehnter Weise in sich ausgenommen und bei den Ankäu-
fen berücksichtigt hat. Nur der blinden, marktschreierischen Ab-
götterei mit dem Fremden soll ein Gegengewicht geschaffen wer-
den, und dazu ist gewiß der sicherste Weg, wenn die heimische
Kunst in ihrer Totalität zur Anschauung und damit zur verdien-
ten Ehre gebracht, zugleich aber auch in der fortwährenden Be-
rührung mit der ihr zunächst verwandten deutschen Kunst immer
wieder frisch angeregt und gekräftigt wird.
Der Staat nun ist — um auf unfern Ausgangspunkt zu-
rückzukommen — vorzugsweise berufen, eine so große Aufgabe in
die Hand zu nehmen. Denn einmal stehen ihm die Mittel in
einem Maße zu Gebot, daß die ängstliche Rücksicht auf den unent-
wickelten oder verbildeten Geschmack der Menge wegfällt. Andrer-
seits aber, und darauf legen wir ein ganz besonderes Gewicht,
steht er selbst seiner Natur nach über den Parteien; ihm ist es
um die Sache selbst, als einen mächtigen Faktor im öffentlichen
und sittlichen Leben, nicht um einseitige Richtungen oder gar um
Persönlichkeiten zu thun; sein Wahl- und Wahrspruch ist: Gleiches
Recht für Alle! Nur dürfen wir dabei nicht außer Acht lassen,
daß ein wirklich ersprießlicher Erfolg seines Eingreifens nur dann
zu erwarten ist, wenn das Organ, dessen er sich zur Ausführung
feiner Intentionen bedient, auch seinerseits auf der Höhe der Zeit
und der Kunst steht, wenn dessen Leitung und Organisation so
beschaffen sind, daß es aus seiner Lebensenergie heraus eine, ich
möchte sagen, unwiderstehliche Anziehungskraft auf die zu vereini-
genden Elemente übt, mit einem Wort, wenn das Institut in
würdiger Weise den Staat, dem es angehört, vertritt.
Werfen wir nun nach diesen einleitenden Bemerkungen zuerst
einen flüchtigen Blick auf die äußere Anordnung und die Statistik
der Ausstellung, um alsdann die bedeutendsten Kunstwerke nach
Hauptfächern übersichtlich hervorzuheben.
Die 441 Ausstellungsgegenstände, welche der Katalog mit

seinem Nachtrag zählt, bilden zwei Abtheilungen, wovon die erste
11 Räume in dem zweiten und 2 in dem dritten Stockwerke des
Akademiegebäudes einnimmt, während die zweite Abtheilung, aus
plastischen Werken und einigen Kartons bestehend, ebenerdig in
einem Seitengebäude untergebracht ist. Unter diesen 441 Kunst-
werken befinden sich 266 Oelgemälde, 81 Pastell- und Aquarell-
gemälde, Handzeichnungen, Kupferstiche u. s. f., 36 architektonische
Pläne, 49 plastische Werke und 9 Kartons, und es rühren davon
318 von 153 inländischen Künstlern her, nämlich: 158 Oelge-
mälde von 99 Künstlern, 77 Aquarelle, Handzeichnungen u. s. f.
von 26 Künstlern, 36 architektonische Pläne von 6 Künstlern, 43
plastische Werke von 23 Künstlern, 4 Kartons von eben so vielen
Künstlern.
Die inländischen Werke gehören begreiflicher Weise überwie-
gend den Künstlern Wiens an, die 113 an der Zahl 252 Num-
mern ausgestellt haben, doch ist auch das österreichische Italien
mit 55 Werken von 27 Künstlern, worunter nur wenige sind,
deren Aufenthalt daselbst als ein vorübergehender bezeichnet wer-
den muß, ansehnlich vertreten. Aus Prag haben 5 Künstler (wo-
von zwei gegenwärtig in Nom weilen), aus Pesth, Preßburg und
Salzburg je ein Künstler die Ausstellung besendet.
Unter den ausländischen Künstlern haben sich jene Münchens
am zahlreichsten eingefunden, es sind 37 Künstler durch 44 Werke
vertreten; diesen zunächst kommt Düsseldorf, welches 24 Werke
von 22 Künstlern eingeschickt hat; ferner Verlin mit 13 Werken
von 7 Künstlern, Dresden Mit 11 Werken von 6 Künstlern,
Frankfurt und Hamburg mit je 6, Augsburg mit 3, Leipzig mit
2, Braunschweig, Baden-Baden, Mainz und Schleißheim mit je
einem Werke. — Aus Florenz befinden sich 2 Werke von ebenso
vielen Künstlern und aus Nom vier Werke von drei deutschen
Künstlern auf der Ausstellung.
Unter den Kunstwerken österreichischer Künstler gehören mehrere
der hiesigen Akademie der bildenden Künste an. Von den als
Lehrer angestellten Professoren haben Führich, Leopold Ku-
pelwieser, Rösner, Steinfeld, Wurzinger ausgestellt;
unter den Meisterschulen ist die des Direktors G. Rüben am
stärksten vertreten und zwar durch die Herren Swoboda, Nieser,
Laufberger und Müller; aus der Meifterschule des Professor
Führich hat C. Schönbrunner, aus der des Prof. Kupelwieser
L. Mayer ausgestellt; aus der Vorbereitungsschule treffen wir
die akademischen Zöglinge: Frankl, Färber, Horovitz, Smi-
tal, Kundmann, Erler, Tautenhayn; aus der Architektur-
schule die Herrn: Förster, Zitek, Hlawka; aus der Kupfer-
stecherschule die Herrn L. Schmidt und I. Post.

n München.
Elfenbeinschnitzerei. — Griechische Landschaften. — Historische Kunstausstellung. —
Erschwerte Kunstschau.
Fürth ist u. a. durch seine Elfenbeinschnitzereien und feinen
Drechslerarbeiten bekannt. Etwas wahrhaft Künstlerisches der
Art brachte der Rector Deeg, welcher der dortigen Bürgerschule
vorsteht und sich durch Förderung der Bildung junger Gewerbs-
leute anerkennungswerthe Verdienste erwirbt, vor einiger Zeit
hierher. Es waren 7 Gruppen aus Kaulbachs Reinecke Fuchs,
in der Drechslerei des Meister Frank in Fürth geschnitzt, und
zwar von dem 18jährigen Lehrling desselben, mit Namen Weiß.
In der Größe des Originals, der Kupferstiche, waren die Thiere
so genau den Zeichnungen des Meisters nachgebildet und in d'ie
runde Plastik übertragen, daß bei den Thieren niemals der von
ihm hineingelegte individuelle Ausdruck, der Habitus fehlte, weder
bei der Beichte vor dem Hahn, noch bei dem Besuche Hintze's
 
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