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von die Figuren der Dichter und Künstler Homer, Pythias,
Apelles und Praxiteles als Andeutung des durch die Rö-
mer ungebahnten Hineinragens antiker in christliche Kunst. Die
Gruppe links zeigtauf einem Throne Karl den Großen, um-
geben vonAlkuin, Eginhard, Turpin und mehreren Kriegs-
leuten. Rechts an der Gruppe Karl's stehen die Erbauer der
romanischen Kirchen von Cöln, St. Cunibert, Plectaris, die
Erbauerin von St. Maria auf dem Kapitol, Hildebold, der
Erbauer des alten Doms, Bruno mit St. Pantaleon, Heri-
bert mit der Apostelkirche und Anno mit der St. Gereonkirche
in den Händen, dann die Cölner Ordensstifter S't. Bruno und
Rupert von Deuz. Ein romanisches Stadtthor, aus welchem
Kreuzritter ausziehen, schließt das Bild. Die Sockelbilder reprä-
sentiren die vier Legenden--Geschichten Cölns. Das zweite Bild
.zeigt den Erzbischof Conrad von Hochstaden in Gesellschaft
der päbstlichen Legaten und des Königs Wilhelm von Hol-
land, den Grundstein des Cölner Doms segnend, an welchem
der Baumeister kniet. Bischöfe, Domherrn, Aebte, Mönche und
Rathsherren von Cöln bilden weitere Gruppen; das Volk hat
sich auf den Trümmern des älteren abgebrannten Domes ver-
sammelt. Links hält auf einem Lehrstuhle Albertus Magnus
Vorträge vor seinen Schülern, unter welchen Duns Scotus,
der Gründer der alten Cölner Universität, hervorragt; ihm gegen-
über ist der rheinische Geschichtsschreiber Lansarius von Heister-
bach; zur Seite Thomas von Äquinum, der Hymnendichter
und Franko von Cöln, der Erfinder der neuen Mensural-
theorie in der Musik. Gegen die Mitte zu sind die von ihren
Schülern umgebenen alten Cölner'Maler, Meister Stephan
und Meister Wilhelm. Rechts stehen die Repräsentanten des
einst so mächtigen Hansabundes, als Ritter mit Bannern,
aus welchen die Wappen der Bundesstädte abgebildet sind. Hin-
ter diesen erscheinen die Baumeister der Fa^ade der Kathedrale
von Barcelona, Meister Johann und Meister Simon von
Cöln; im Vordergründe befindet sich Meister Johann Hültz,
der Ausbauer des nördlichen Thurmes des Straßburger Münsters.
Arnold von Geldorp, im Gespräche mit Rubens, bilden
die Schlußfiguren. Als Hintergrund rechts ragen die mit dem
Dombau gleichzeitig entstandenen Gebäude: Gürzenich, Nath-
hausthurm und große St. Marlinkirche empor. Vier
Sockelbilder veranschaulichen das mittelalterliche Leben von Cöln.
Schalk's Sonntagsmorgen ist ein außerordentlich poetisches
Werk. Eine wohlthuende Stimmung fesselt und macht uns, wie
wir von einem wahren Kunstgebilde erwarten müssen, sogleich mit
der Absicht des Malers- vertraut. Die Landschaft erweckt uns
das sehnende Gefühl des Frühlings, während die Staffage an
die Ruhe des Sonntags mahnt. — Von Lindenschmid haben
wir eine kleine Komposition gesehen, welche eine Art musikalischer
Unterhaltung unter Geschwistern darstellt. Der anspruchslose
Gegenstand war mit vortrefflicher Technik durchgeführt; das Ko-
lorit war ruhig und edel. —
Das Versammlungslokal der Künstlergesellschaft soll von den
hier lebenden Künstlern decorirt werden und bereits sind einzelne
Arbeiten darin aufgestellt; dieselbe Bestimmung haben auch zwei
lebensfrisch und charakteristisch gemalte Bilder von PH. Winter-
werb, die Porträte von Professor Steinte und Inspektor Passa-
vant darstellend. Treffende Aehnlichkeit spricht sich in diesen,
wie in allen andern ausgestellten Bildern des Künstlers aus.
Im Kunstverein sind seit einigen Wochen die Bilder von
G. Courbet ausgestellt; was dessen realistische Kunstrichtung
betrifft, so müssen wir gestehen, daß uns dieselbe wenigstens in
der Gestalt, wie sie in „les eridleuses äe die" auftritt, durchaus
nicht zusagen kann. In welch' einem jammervollen Jrrthum steckt
dieser Künstler! Der Natur in ihren Anomalien, in der Negirung
Deutsches Kunstblatt. 1858.
ihrer eignen Gesetze nachzugehen und .das Vergessen ihrer selbst
auf brutale Art an's Licht zu zerren! Das Elend ist doch gewiß
kein natürlicher Zustand der Menschheit; aber Courbet hat den
Künstlereigensinn, es rein als solches in abschreckender, fast eckel-
erregender Gestalt in die Kunst einzuführeu. Cretins zu malen,
oder die Verkommenheit bildlich wieder zu geben, heißt nicht mehr
künstlerische Zwecke verfolgen. Ein großes Jagdstück von dem-
selben Künstler ist ungleich anziehender und wenn wir es auch
nicht als außerordentliches Kunstwerk hinstellen wollen, so ist doch
die Wahrheit, mit welcher die Thiere gemalt sind, ganz über-
raschend. Die Situation der Personen und die Landschaft sind
entschieden schwächer und mögen eher durch die nachläßige (ge-
niale?) Technik, mit welcher sie behandelt sind, verlieren als ge-
winnen. Das kleinere Jagdstück ist der einzige unter diesen Ge-
genständen, den wir als wirkliches „Bild" betrachten dürfen. Die
Schneelandschaft mit ihren kalten blauen Schattenparthien ist außer-
ordentlich gut motivirt und geht sehr richtig als anschwellendes
Hügelland zurück, so daß das Auge eine weite ansteigende Fläche
zu sehen glaubt. Der schmale Streifen Luft ist auch für dieses
Bild kein Vortheil. — Von Cornicelius ist eine Lautenschlä-
gerin ausgestellt, ein Bild, das mit Künstlersinn und vieler Tech-
nik gemalt ist; die Hände und Arme des Mädchens sind meister-
haft, der Kopf, mit dunklem Teint und feurigem Blicke, ist außer-
ordentlich anziehend. — Von Adolph Schreyer finden wir ein
kolossales Bild, welches für die Familie des K. K. öfter. Obersten
Fürsten Emerich.von Thurn und Taxis bestimmt ist. Derselbe
wurde am 9. August 1849 bei Temesvar in Ungarn gefährlick
verwundet. Das Bild stellt ihn dar, wie er eben allein seiner
Schwadron voransprengt, in demselben Augenblick aber von einer
Granate auf der linken Wange schwer getroffen zusammen brechen
will und Oberst Baron Boxberg (damals wie auch Fürst Taxis
noch Rittmeister) herbeieilt, ihn aufzufaugen. Rechts auf dem
Bilde befinden sich die Kaiser-Uhlanen und Lichtenstein-Cheveaux-
legers gemischt, links die in Pulverdampf gehüllten ungarischen
Batterien. Das Bild ist mit ungemeinem Fleiße gemalt, das
Arrangement ist vortrefflich und zeigt mit großer Wahrheit den
verhängnißvollen Moment des Treffens. Das Colorit ist, wie
es sich von dem trefflichen Farbensinne des jugendlichen Künstlers
nicht anders erwarten läßt, von mächtiger Wirkung. Meisterhaft
ist das Terrain gemalt.
Von Peter Becker von hier sind die Original-Aquarelle
zu einem „Saar-Album" ausgestellt. Sie umfassen Saarburg,
die Clef bei Orscholz, Mettlach, die Kapelle von Faben, Caftel
mit der Klause (Grabmal Königs Johann von Böhmen) und die
St. Laurentiuskirche mit einem Theile der Stadt Saarburg.
Sämmtliche A-quarelle sind vorzüglich in der Auffassung und in
der Ausführung. Das Städtchen Saarburg, das sich malerisch
längs des Flusses hinbaut und von der alten Burg überragt
wird, so wie der Bergrücken der Clef, durch den die Saar zu
einer mächtigen Krümmung ihres Laufes gezwungen wird, sind
auf Bestellung Sr. Maj. des Königs von Preußen gefertigt. Die
übrigen vier Zeichnungen sind Privateigenthum. Wir heben un-
ter den Aquarellen vorzüglich Mettlach und die St. Laurentius-
kirche hervor; in letzterem, das zu gleicher Zeit als ein architek-
tonisches Bild gelten kann, zeigt sich besonders des Künstlers
herrliches Talent. In solchen Schöpfungen liegt seine volle Kraft;
er kann darin die Zeichnung, der er völlig Meister ist, entschieden
sich aussprechen lassen, während er durch leichtes Colorit ihre
Wirkung noch erhöht. Becker wird auf Veranlassung vieler Be-
wohner der Saargegend diese Blätter im Druck vervielfältigen
lassen und zu diesem Behufe die Lithographie selbst übernehmen.
Ihre Majestät die Königin von Preußen hat die Wiedmung des
Albums angenommen.
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von die Figuren der Dichter und Künstler Homer, Pythias,
Apelles und Praxiteles als Andeutung des durch die Rö-
mer ungebahnten Hineinragens antiker in christliche Kunst. Die
Gruppe links zeigtauf einem Throne Karl den Großen, um-
geben vonAlkuin, Eginhard, Turpin und mehreren Kriegs-
leuten. Rechts an der Gruppe Karl's stehen die Erbauer der
romanischen Kirchen von Cöln, St. Cunibert, Plectaris, die
Erbauerin von St. Maria auf dem Kapitol, Hildebold, der
Erbauer des alten Doms, Bruno mit St. Pantaleon, Heri-
bert mit der Apostelkirche und Anno mit der St. Gereonkirche
in den Händen, dann die Cölner Ordensstifter S't. Bruno und
Rupert von Deuz. Ein romanisches Stadtthor, aus welchem
Kreuzritter ausziehen, schließt das Bild. Die Sockelbilder reprä-
sentiren die vier Legenden--Geschichten Cölns. Das zweite Bild
.zeigt den Erzbischof Conrad von Hochstaden in Gesellschaft
der päbstlichen Legaten und des Königs Wilhelm von Hol-
land, den Grundstein des Cölner Doms segnend, an welchem
der Baumeister kniet. Bischöfe, Domherrn, Aebte, Mönche und
Rathsherren von Cöln bilden weitere Gruppen; das Volk hat
sich auf den Trümmern des älteren abgebrannten Domes ver-
sammelt. Links hält auf einem Lehrstuhle Albertus Magnus
Vorträge vor seinen Schülern, unter welchen Duns Scotus,
der Gründer der alten Cölner Universität, hervorragt; ihm gegen-
über ist der rheinische Geschichtsschreiber Lansarius von Heister-
bach; zur Seite Thomas von Äquinum, der Hymnendichter
und Franko von Cöln, der Erfinder der neuen Mensural-
theorie in der Musik. Gegen die Mitte zu sind die von ihren
Schülern umgebenen alten Cölner'Maler, Meister Stephan
und Meister Wilhelm. Rechts stehen die Repräsentanten des
einst so mächtigen Hansabundes, als Ritter mit Bannern,
aus welchen die Wappen der Bundesstädte abgebildet sind. Hin-
ter diesen erscheinen die Baumeister der Fa^ade der Kathedrale
von Barcelona, Meister Johann und Meister Simon von
Cöln; im Vordergründe befindet sich Meister Johann Hültz,
der Ausbauer des nördlichen Thurmes des Straßburger Münsters.
Arnold von Geldorp, im Gespräche mit Rubens, bilden
die Schlußfiguren. Als Hintergrund rechts ragen die mit dem
Dombau gleichzeitig entstandenen Gebäude: Gürzenich, Nath-
hausthurm und große St. Marlinkirche empor. Vier
Sockelbilder veranschaulichen das mittelalterliche Leben von Cöln.
Schalk's Sonntagsmorgen ist ein außerordentlich poetisches
Werk. Eine wohlthuende Stimmung fesselt und macht uns, wie
wir von einem wahren Kunstgebilde erwarten müssen, sogleich mit
der Absicht des Malers- vertraut. Die Landschaft erweckt uns
das sehnende Gefühl des Frühlings, während die Staffage an
die Ruhe des Sonntags mahnt. — Von Lindenschmid haben
wir eine kleine Komposition gesehen, welche eine Art musikalischer
Unterhaltung unter Geschwistern darstellt. Der anspruchslose
Gegenstand war mit vortrefflicher Technik durchgeführt; das Ko-
lorit war ruhig und edel. —
Das Versammlungslokal der Künstlergesellschaft soll von den
hier lebenden Künstlern decorirt werden und bereits sind einzelne
Arbeiten darin aufgestellt; dieselbe Bestimmung haben auch zwei
lebensfrisch und charakteristisch gemalte Bilder von PH. Winter-
werb, die Porträte von Professor Steinte und Inspektor Passa-
vant darstellend. Treffende Aehnlichkeit spricht sich in diesen,
wie in allen andern ausgestellten Bildern des Künstlers aus.
Im Kunstverein sind seit einigen Wochen die Bilder von
G. Courbet ausgestellt; was dessen realistische Kunstrichtung
betrifft, so müssen wir gestehen, daß uns dieselbe wenigstens in
der Gestalt, wie sie in „les eridleuses äe die" auftritt, durchaus
nicht zusagen kann. In welch' einem jammervollen Jrrthum steckt
dieser Künstler! Der Natur in ihren Anomalien, in der Negirung
Deutsches Kunstblatt. 1858.
ihrer eignen Gesetze nachzugehen und .das Vergessen ihrer selbst
auf brutale Art an's Licht zu zerren! Das Elend ist doch gewiß
kein natürlicher Zustand der Menschheit; aber Courbet hat den
Künstlereigensinn, es rein als solches in abschreckender, fast eckel-
erregender Gestalt in die Kunst einzuführeu. Cretins zu malen,
oder die Verkommenheit bildlich wieder zu geben, heißt nicht mehr
künstlerische Zwecke verfolgen. Ein großes Jagdstück von dem-
selben Künstler ist ungleich anziehender und wenn wir es auch
nicht als außerordentliches Kunstwerk hinstellen wollen, so ist doch
die Wahrheit, mit welcher die Thiere gemalt sind, ganz über-
raschend. Die Situation der Personen und die Landschaft sind
entschieden schwächer und mögen eher durch die nachläßige (ge-
niale?) Technik, mit welcher sie behandelt sind, verlieren als ge-
winnen. Das kleinere Jagdstück ist der einzige unter diesen Ge-
genständen, den wir als wirkliches „Bild" betrachten dürfen. Die
Schneelandschaft mit ihren kalten blauen Schattenparthien ist außer-
ordentlich gut motivirt und geht sehr richtig als anschwellendes
Hügelland zurück, so daß das Auge eine weite ansteigende Fläche
zu sehen glaubt. Der schmale Streifen Luft ist auch für dieses
Bild kein Vortheil. — Von Cornicelius ist eine Lautenschlä-
gerin ausgestellt, ein Bild, das mit Künstlersinn und vieler Tech-
nik gemalt ist; die Hände und Arme des Mädchens sind meister-
haft, der Kopf, mit dunklem Teint und feurigem Blicke, ist außer-
ordentlich anziehend. — Von Adolph Schreyer finden wir ein
kolossales Bild, welches für die Familie des K. K. öfter. Obersten
Fürsten Emerich.von Thurn und Taxis bestimmt ist. Derselbe
wurde am 9. August 1849 bei Temesvar in Ungarn gefährlick
verwundet. Das Bild stellt ihn dar, wie er eben allein seiner
Schwadron voransprengt, in demselben Augenblick aber von einer
Granate auf der linken Wange schwer getroffen zusammen brechen
will und Oberst Baron Boxberg (damals wie auch Fürst Taxis
noch Rittmeister) herbeieilt, ihn aufzufaugen. Rechts auf dem
Bilde befinden sich die Kaiser-Uhlanen und Lichtenstein-Cheveaux-
legers gemischt, links die in Pulverdampf gehüllten ungarischen
Batterien. Das Bild ist mit ungemeinem Fleiße gemalt, das
Arrangement ist vortrefflich und zeigt mit großer Wahrheit den
verhängnißvollen Moment des Treffens. Das Colorit ist, wie
es sich von dem trefflichen Farbensinne des jugendlichen Künstlers
nicht anders erwarten läßt, von mächtiger Wirkung. Meisterhaft
ist das Terrain gemalt.
Von Peter Becker von hier sind die Original-Aquarelle
zu einem „Saar-Album" ausgestellt. Sie umfassen Saarburg,
die Clef bei Orscholz, Mettlach, die Kapelle von Faben, Caftel
mit der Klause (Grabmal Königs Johann von Böhmen) und die
St. Laurentiuskirche mit einem Theile der Stadt Saarburg.
Sämmtliche A-quarelle sind vorzüglich in der Auffassung und in
der Ausführung. Das Städtchen Saarburg, das sich malerisch
längs des Flusses hinbaut und von der alten Burg überragt
wird, so wie der Bergrücken der Clef, durch den die Saar zu
einer mächtigen Krümmung ihres Laufes gezwungen wird, sind
auf Bestellung Sr. Maj. des Königs von Preußen gefertigt. Die
übrigen vier Zeichnungen sind Privateigenthum. Wir heben un-
ter den Aquarellen vorzüglich Mettlach und die St. Laurentius-
kirche hervor; in letzterem, das zu gleicher Zeit als ein architek-
tonisches Bild gelten kann, zeigt sich besonders des Künstlers
herrliches Talent. In solchen Schöpfungen liegt seine volle Kraft;
er kann darin die Zeichnung, der er völlig Meister ist, entschieden
sich aussprechen lassen, während er durch leichtes Colorit ihre
Wirkung noch erhöht. Becker wird auf Veranlassung vieler Be-
wohner der Saargegend diese Blätter im Druck vervielfältigen
lassen und zu diesem Behufe die Lithographie selbst übernehmen.
Ihre Majestät die Königin von Preußen hat die Wiedmung des
Albums angenommen.
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