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bar und vor uns erblicken wir Hamlet und — das Meer; Beide
stumm. — Ich glaube, daß diese Art der Jnscenesetzung von der
bei uns üblichen nicht unwesentlich abweicht.
Die betreffende Scene des dritten Akts ist noch bedeutender.
Wir sind im Gemach der Königin. An den Wänden eutlcmg, in
derselben Höhe, wie sonst die Holzpannele laufen, erblicken wir die
Bildnisse der dänischen Könige, Nahmen neben Rahmen, eine Art
Galerie. Hamlet's Mutter (vortrefflich gespielt) gleicht einer Zigeu-
nerkönigin; ihr Gesicht und ihr faltiges Gewand haben dieselbe dun-
kelgelbe Farbe; ihre Augen leuchten vor Erregung, vor Furcht, vor
Zorn; ein weißes Tuch, bis zum Nacken herabfallend, verhüllt ihren
Kopf und ist nur über der Stirn durch einen Goldreifen festge-
halten. Wenn sie sich im Affekt bewegt, wogt dies weiße Tuch um
sie her. Es ist durchaus nicht lächerlich, sondern nur abnorm und
läßt einen Sturm ahnen, wie der Flügelschlag eines weißen See-
vogels. Die Scene spielt in der gewohnten Weise, bis wir plötz-
lich durch einen lauten Schlag geradezu entsetzt werden und den
Geist, jetzt in königlicher Pracht, aus einem der Rahmen heraus-
steigen sehen. In dem nächsten Augenblick steht er in der Mitte
der Bühne. Ein einziges, flackerndes Licht brennt; aber wir erken-
nen ihn ganz genau- Sein Gewand ist reich, von schwarzem Sam-
met, handbreit mit Gold und Purpur besetzt. Er trägt eine Krone
und wir blicken in sein blasses, abgezehrtes Gesicht. Hamlet, die
Hände weit vorgestreckt, den Körper zurückgebogen, steht neben seiner
Mutter und spricht leise und bittend. Endlich schreitet der Geist an
ihm vorbei, und in diesem Moment voll wachsenden Entsetzens, den
Arm seiner Mutter ergreifend, drückt er diesen mit übernatürlicher
Gewalt. Die Königin schreit laut*) auf vor Schmerz und Graun
und sinkt in die Arme ihres Sohnes. In demselben Augenblick ver-
schwindet der Geist und — Licht ist wieder ringsum.
Die Darstellung solcher Scenen zählt bekanntlich zu den schwie-
rigsten Aufgaben; die Klippe der Lächerlichkeit droht von Minute zu
Minute. Ich bin der Phelps'schen Bühne die Erklärung schuldig,
daß sie den Gespenster-Apparat in einer Weise gehandhabt hat, die
alles das bei weitem übertrifft, was ich bis dato davon kennen ge-
lernt habe.
% t i l n n g.
Das Verwaltungs-Comite der Tiedgestiftung in Dresden hat bekannt-
lich den ansgeschriebenen Preis von 200 Thlrn. dem Dichter Julius Hammer
für seine in vierter Auflage bei Brockhaus unter dem Titel: „Schau um dich
und schau in dich" erschienene Gedichtsammlung zuerkannt. Da derselbe aber
auf die Preissumme verzichtete, so schreibt das Comite neuerdings den Preis von
200 Thlrn. für diejenige erzählende Dichtung aus, welche einer solchen Auszeich-
nung würdig befunden wird und fordert zur Einsendung von Manuskripten auf.
Das Comite hatte bei dieser Preisansschreibung vorzüglich Göthe's „Hermann
und Dorothea" vor Augen. Die Einsendungen sind bis spätestens 1. Oktober
1856 in der üblichen Weise an das Comite einzusenden, da die Preisertheilung
zu Weihnachten desselben Jahres stattzufinden hat.
Die Nachricht, daß Fräul. Seebach, durch die Schweigsamkeit der Presse
bewogen, ihren Kontrakt mit dem Burgtheater in Wien gekündigt hat und be-
reits von der Dresdener Hofbühne gewonnen worden ist, scheint doch noch der
Bestätigung zu bedürfen. Man erfährt übrigens, daß auch die Kasse der beiden
Wiener Hostheater unter der Opposition der Tagesblätter zu leiden begann und
daß Hr. von Landskoronsky durch bereits ertheilte Rückgabe einiger Plätze ein-
zulenken beginnt.
*) In diesem Ausschrein sind die englischen Schauspielerinnen Meister. Die
unsrigen schreien kaum je, und wenn es geschieht, mit Anstand, mit Maaß. Trotz
Lessing, geb ich in Scenen, wie die obige, dem englischen Naturschrei unbedingt
den Vorzug.
Die Preisnovcllc des Hannoverschen Couriers betreffend.
Auf mehrfache Anfrage der Verfasser und Verfasserinnen der eingesandten
Eonkurrenz-Novellen haben wir zu berichten: Da bei der Redaction 106 No-
vellen zur Erringung des Preises eingelaufen sind, so ist es leicht erklärlich, daß,
um ein gewissenhaftes Urtheil darüber abzngeben, mindestens drei damit Betraute
alle 106 Novellen lesen müssen. Da nun unter dem 5. August d. I. den Her-
ren Preisrichtern die erste Sendung zuging, so sind noch nicht einmal 106 Tage
verflossen. Wenn nun Tag für Tag Jemand ein zwei bis vier Druckbogen lan-
ges Manuscript lesen könnte, so würde die Redaction doch frühestens in den
ersten Tagen des December den Beschluß der Preisrichter eröffnen können. So
weit nun die Redaction selbst die Sachlage überschauen kann, erscheint es als
möglich, daß sie zu Neujahr oder Anfangs Januar die Verfasser der eingesandten
Novellen dahin befriedigen werde, die beiden Preisnovellen zu nennen.
Die Redaction des Feuilletons des
Hannoverschen Couriers.
Im Verlage der v. Ebner'schen Buchhandlung in Nürnberg ist erschienen:
Die deutsche komische und humoristische Dichtung
seit Beginn des 16. Jahrhunderts bis auf unsere Zeit.
Auswahl aus den Quellen. Mit biographisch-literarischen Notizen von
Ignaz Hub.
Erster Band: Preis 1 Thlr. 18 Sgr. oder 2 Fl. 40 Kr.
Zweiter „ „ 2 „ oder 3 Fl. 30 Kr.
Im Vereine mit
die komische u. humoristische Literatur der deutschen
Prosa-Schriftsteller
vom Beginne des 16. bis zum Schlüsse des 18. Jahrhunderts,
wovon das erste Buch, enthaltend die Zeitgenossen der Reformatoren: Geiler von
Kaisersberg, Murner, Braut, Fischart, Luther, Hutten, Frank :c., eben ausgegeben
wurde, wird hier die Fülle des köstlichen Schatzes an deutschem Humor in ge-
diegener Auswahl vereint geboten. Es liegt hier ein wahres Nationalwerk vor,
wie kein ähnliches noch cxistirt. Die Kritik hat sich fast einstimmig sehr günstig
über dieses Unternehmen ausgesprochen und das Verdienst, das sich der Verfasser
hierdurch um die deutsche Literatur erworben, lobend anerkannt.
In meinem Verlage erschien so eben und ist in allen Buchhandlungen vor-
räthig:
Ein grünes Dlntt.
Zwei S o m m e r g e s ch i ch t e n
von
Theodor Storm.
Min.-Format. Geh. 15 Sgr., eleg. geb. 27 Sgr.
In einigen Tagen werden erscheinen:
Gedichte
von
Theodor Storm.
Zweite vermehrte Auflage.
Eleg. geh. 1 Thlr., gebunden mit Goldschnitt l‘/3 Thlr.
Die zahlreichen Verehrer Storms werden in obigen zwei Büchern nament-
lich sehr passende literarische Weihnachtsgeschenke erkennen.
Erinnerungsblätter
von
A. von Sternberg.
Erster Theil. 12. eleg. geh. 24 Sgr.
Das vielbewegte, an Schöpfungen reiche literarische Leben eines Schrift-
stellers wie Sternberg fetzt eine solche ,^ülle von Erfahrungen und Erinnerungen
voraus, daß es ebenso dem Literaturhistoriker als dem gebildeten Leser, insbe-
sondere aber den zahlreichen Verehrern des Autors, ein mannigfaches Interesse
bieten wird.
Heinrich Schindler.
Verlag von Heinrich Schindler in Berlin. — Druck von Trowihsch und Sohn in Berlin.
bar und vor uns erblicken wir Hamlet und — das Meer; Beide
stumm. — Ich glaube, daß diese Art der Jnscenesetzung von der
bei uns üblichen nicht unwesentlich abweicht.
Die betreffende Scene des dritten Akts ist noch bedeutender.
Wir sind im Gemach der Königin. An den Wänden eutlcmg, in
derselben Höhe, wie sonst die Holzpannele laufen, erblicken wir die
Bildnisse der dänischen Könige, Nahmen neben Rahmen, eine Art
Galerie. Hamlet's Mutter (vortrefflich gespielt) gleicht einer Zigeu-
nerkönigin; ihr Gesicht und ihr faltiges Gewand haben dieselbe dun-
kelgelbe Farbe; ihre Augen leuchten vor Erregung, vor Furcht, vor
Zorn; ein weißes Tuch, bis zum Nacken herabfallend, verhüllt ihren
Kopf und ist nur über der Stirn durch einen Goldreifen festge-
halten. Wenn sie sich im Affekt bewegt, wogt dies weiße Tuch um
sie her. Es ist durchaus nicht lächerlich, sondern nur abnorm und
läßt einen Sturm ahnen, wie der Flügelschlag eines weißen See-
vogels. Die Scene spielt in der gewohnten Weise, bis wir plötz-
lich durch einen lauten Schlag geradezu entsetzt werden und den
Geist, jetzt in königlicher Pracht, aus einem der Rahmen heraus-
steigen sehen. In dem nächsten Augenblick steht er in der Mitte
der Bühne. Ein einziges, flackerndes Licht brennt; aber wir erken-
nen ihn ganz genau- Sein Gewand ist reich, von schwarzem Sam-
met, handbreit mit Gold und Purpur besetzt. Er trägt eine Krone
und wir blicken in sein blasses, abgezehrtes Gesicht. Hamlet, die
Hände weit vorgestreckt, den Körper zurückgebogen, steht neben seiner
Mutter und spricht leise und bittend. Endlich schreitet der Geist an
ihm vorbei, und in diesem Moment voll wachsenden Entsetzens, den
Arm seiner Mutter ergreifend, drückt er diesen mit übernatürlicher
Gewalt. Die Königin schreit laut*) auf vor Schmerz und Graun
und sinkt in die Arme ihres Sohnes. In demselben Augenblick ver-
schwindet der Geist und — Licht ist wieder ringsum.
Die Darstellung solcher Scenen zählt bekanntlich zu den schwie-
rigsten Aufgaben; die Klippe der Lächerlichkeit droht von Minute zu
Minute. Ich bin der Phelps'schen Bühne die Erklärung schuldig,
daß sie den Gespenster-Apparat in einer Weise gehandhabt hat, die
alles das bei weitem übertrifft, was ich bis dato davon kennen ge-
lernt habe.
% t i l n n g.
Das Verwaltungs-Comite der Tiedgestiftung in Dresden hat bekannt-
lich den ansgeschriebenen Preis von 200 Thlrn. dem Dichter Julius Hammer
für seine in vierter Auflage bei Brockhaus unter dem Titel: „Schau um dich
und schau in dich" erschienene Gedichtsammlung zuerkannt. Da derselbe aber
auf die Preissumme verzichtete, so schreibt das Comite neuerdings den Preis von
200 Thlrn. für diejenige erzählende Dichtung aus, welche einer solchen Auszeich-
nung würdig befunden wird und fordert zur Einsendung von Manuskripten auf.
Das Comite hatte bei dieser Preisansschreibung vorzüglich Göthe's „Hermann
und Dorothea" vor Augen. Die Einsendungen sind bis spätestens 1. Oktober
1856 in der üblichen Weise an das Comite einzusenden, da die Preisertheilung
zu Weihnachten desselben Jahres stattzufinden hat.
Die Nachricht, daß Fräul. Seebach, durch die Schweigsamkeit der Presse
bewogen, ihren Kontrakt mit dem Burgtheater in Wien gekündigt hat und be-
reits von der Dresdener Hofbühne gewonnen worden ist, scheint doch noch der
Bestätigung zu bedürfen. Man erfährt übrigens, daß auch die Kasse der beiden
Wiener Hostheater unter der Opposition der Tagesblätter zu leiden begann und
daß Hr. von Landskoronsky durch bereits ertheilte Rückgabe einiger Plätze ein-
zulenken beginnt.
*) In diesem Ausschrein sind die englischen Schauspielerinnen Meister. Die
unsrigen schreien kaum je, und wenn es geschieht, mit Anstand, mit Maaß. Trotz
Lessing, geb ich in Scenen, wie die obige, dem englischen Naturschrei unbedingt
den Vorzug.
Die Preisnovcllc des Hannoverschen Couriers betreffend.
Auf mehrfache Anfrage der Verfasser und Verfasserinnen der eingesandten
Eonkurrenz-Novellen haben wir zu berichten: Da bei der Redaction 106 No-
vellen zur Erringung des Preises eingelaufen sind, so ist es leicht erklärlich, daß,
um ein gewissenhaftes Urtheil darüber abzngeben, mindestens drei damit Betraute
alle 106 Novellen lesen müssen. Da nun unter dem 5. August d. I. den Her-
ren Preisrichtern die erste Sendung zuging, so sind noch nicht einmal 106 Tage
verflossen. Wenn nun Tag für Tag Jemand ein zwei bis vier Druckbogen lan-
ges Manuscript lesen könnte, so würde die Redaction doch frühestens in den
ersten Tagen des December den Beschluß der Preisrichter eröffnen können. So
weit nun die Redaction selbst die Sachlage überschauen kann, erscheint es als
möglich, daß sie zu Neujahr oder Anfangs Januar die Verfasser der eingesandten
Novellen dahin befriedigen werde, die beiden Preisnovellen zu nennen.
Die Redaction des Feuilletons des
Hannoverschen Couriers.
Im Verlage der v. Ebner'schen Buchhandlung in Nürnberg ist erschienen:
Die deutsche komische und humoristische Dichtung
seit Beginn des 16. Jahrhunderts bis auf unsere Zeit.
Auswahl aus den Quellen. Mit biographisch-literarischen Notizen von
Ignaz Hub.
Erster Band: Preis 1 Thlr. 18 Sgr. oder 2 Fl. 40 Kr.
Zweiter „ „ 2 „ oder 3 Fl. 30 Kr.
Im Vereine mit
die komische u. humoristische Literatur der deutschen
Prosa-Schriftsteller
vom Beginne des 16. bis zum Schlüsse des 18. Jahrhunderts,
wovon das erste Buch, enthaltend die Zeitgenossen der Reformatoren: Geiler von
Kaisersberg, Murner, Braut, Fischart, Luther, Hutten, Frank :c., eben ausgegeben
wurde, wird hier die Fülle des köstlichen Schatzes an deutschem Humor in ge-
diegener Auswahl vereint geboten. Es liegt hier ein wahres Nationalwerk vor,
wie kein ähnliches noch cxistirt. Die Kritik hat sich fast einstimmig sehr günstig
über dieses Unternehmen ausgesprochen und das Verdienst, das sich der Verfasser
hierdurch um die deutsche Literatur erworben, lobend anerkannt.
In meinem Verlage erschien so eben und ist in allen Buchhandlungen vor-
räthig:
Ein grünes Dlntt.
Zwei S o m m e r g e s ch i ch t e n
von
Theodor Storm.
Min.-Format. Geh. 15 Sgr., eleg. geb. 27 Sgr.
In einigen Tagen werden erscheinen:
Gedichte
von
Theodor Storm.
Zweite vermehrte Auflage.
Eleg. geh. 1 Thlr., gebunden mit Goldschnitt l‘/3 Thlr.
Die zahlreichen Verehrer Storms werden in obigen zwei Büchern nament-
lich sehr passende literarische Weihnachtsgeschenke erkennen.
Erinnerungsblätter
von
A. von Sternberg.
Erster Theil. 12. eleg. geh. 24 Sgr.
Das vielbewegte, an Schöpfungen reiche literarische Leben eines Schrift-
stellers wie Sternberg fetzt eine solche ,^ülle von Erfahrungen und Erinnerungen
voraus, daß es ebenso dem Literaturhistoriker als dem gebildeten Leser, insbe-
sondere aber den zahlreichen Verehrern des Autors, ein mannigfaches Interesse
bieten wird.
Heinrich Schindler.
Verlag von Heinrich Schindler in Berlin. — Druck von Trowihsch und Sohn in Berlin.