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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 9.1901-1902

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Rüttenauer, Benno: Hans Christiansen und sein Haus
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https://doi.org/10.11588/diglit.6454#0077
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Hans Christiansen und sein Haus.

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gut weggekommen. Es hat eine zweite
Stiege, die der Halle. Die ist anständig.
Sie ist mehr als das. Sie ist einer der glück-
lichsten reinarchitektonischen Gedanken des
5 lauses. Nicht nur, dass sie einen bequemen
Aufgang bildet; durch ihre stolze schräge
Linie vergrössert sie, für unser Gefühl, den
Raum der Halle eher als dass sie ihn ver-
kleinert, und in Verbindung mit der an-
schliessenden Rampe belebt sie ihn auf's
angenehmste. Etwas vernachlässigt, fast roh
gezimmert, ist das obere Kopfende. Man
geht eben allen Anklängen am sichersten
aus dem Weg, wenn man gar nicht klingt.

Auf die Rampe mündet auf der einen
Seite das Schlaf-Zimmer. Über das fast eben-
erdige Bett kein Wort weiter, de gustibus . . .

Aber noch über anderes muss man den
Kopf schütteln. Dass das ausserordentlich
enge Bade-Zimmer und das nicht weniger
enge Schrank - Zimmer — das auch als
Ankleide-Raum dienen soll — in beträcht-

lichem Abstand vom Schlaf-Zimmer liegen,
trägt mindestens nicht zur Bequemlichkeit
bei. In den letztern »Räumen« allen beiden
ist es unmöglich, sich zu drehen und zu
wenden, ohne anzustossen. Einen nervösen
Menschen kann ich mir hier nur mit ängst-
lich eingezogenen Ellenbogen denken.

Dafür sieht's um so gemütvoller im
Kinder - Zimmer aus. Es ist geräumig
und alles Gerät ist glänzendweiss. Das
Weiss ist eine pädagogische Farbe. Und
farbig - heitere , landschaftliche Malereien
schmücken die Wände, und durch die Fenster
gucken, zwischen Rosenkränzen, lustige
Engels - Köpfe herein, wie vom Himmel
herunter, und lachen mit den Kleinen.

Ein sehr schönes Fremden-Zimmer liegt
nach der andern Seite hinaus auf demselben
Stock. Es folgt ein zweiter. Er enthält
noch einmal drei schöne Räume, ein Kinder-
Zimmer für Erwachsenere, ein Dienstboten-
Zimmer — das alles Lob verdient — und
 
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