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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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Hoeber, Fritz: Form und Inhalt in der Architektur
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https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0041

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Inhalt

miiait einer modernen Eisenbahnbrücke, die
Form des mittelalterlichen Torbaues und die
Technik ornamentaler Steinmetzarbeit sich in
ihren Stimmungsimpressionen widersprechen.

Die Form ist allerdings das für das Kunst-
werk Unentbehrliche, da es sich gerade da-
rin von aller realen Gegenständlichkeit unter-

^heidet, damit

Leh^F- u au aem m das praktische

df»n b,ezoßene abrückt. Und deshalb wer-

in ihr ™formalen Komponenten auch nicht
fie«« baJnzheit in das Kunstwerk, genauer
agt. m das „ästhetische Objekt" unsers Be-

wußtseins, aufgenommen, sondern nur in ihren
künstlerisch fruchtbaren Stimmungs-
lmpressionen: So liefert etwa der indu-
strielle Inhalt die ästhetisch wertvolle Impression
der riesenhaften Dimensionen, einer ins Unge-
heure gesteigerten Betriebsamkeit, des mecha-
nisch gleichmäßigen Rhythmus. Das Material
des Eisens spricht uns ästhetisch durch seine
metallische Glätte, seine durch Walzen oder

Gießen entstandene Form an, die Technik des
Betongusses durch ihre unendliche Gestaltungs-
fähigkeit, durch die Herstellung in kastenför-
miger Verschalung usw. Alle außerästhe-
tischen Eigenschaften aber der nichtformälen
Komponenten des architektonischen Kunst-
werks gelangen nicht in die künstlerische Vor-
stellung, in das „ästhetische Objekt", hinein:
So ist für letzteres gleichgültig, ob es sich um
eine durch Dampf oder Elektrizität betriebene
Industrieanlage handelt, ob diese eine günstige
oder ungünstige Bilanz hat, wie die chemische
Zusammensetzung und der physikalische Werde-
prozeß des Eisens ist, oder ob das Betonmassiv in
diesem oder jenem Verhältnis von Eisen, Zement
und Sand gemischt, ob dabei ein deutsches oder
amerikanisches Verfahren angewandt wurde.

Sämtliche ästhetische Impressionen, die for-
malen, die inhaltlichen, die materiellen und die
technischen, können nun, je nach der Stärke
ihres Ausdrucks, als Dominanten des ästhe-

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