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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Schrey, Rudolf: Dem Gedächnis Fritz Boehles
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0018

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Dem Gedächtnis Fritz Boehles f

FRITZ KOEHLE t FRANKFURT.

GEMÄLDE »FEIERABEND« 18Ü9. Besitzer: hugo nathan-frankfurt.

seumsdirektoren und ernsten Kunstfreunden
nur ungern die Tür öffnete, wenn er sie nicht
gar vergebens pochen ließ. Hilfslos stand er
geschäftlichen Dingen gegenüber und nur un-
gern trennte er sich von seinen Schöpfungen,
an Ausstellungen sandte er überhaupt nichts,
was auf solchen zu sehen war, stammte aus
Privatbesitz. Sein Traum war es, gute Kunst
für das Volk zu schaffen, er wollte große Blätter
entwerfen, die zu einem geringen Preis der
Allgemeinheit zugängig wären, doch scheiterte
dieses Streben an der Teilnahmslosigkeit der
Menge und an den Schwierigkeiten, die dem
Vertrieb so billiger Blätter entgegenstehen.
Wir haben es zur Genüge im Laufe der letzten
beiden Jahrzehnte erlebt, wie alle derartigen
Unternehmungen, trotz größter Opferfreudig-
keit der Verleger, trotz aller Werbetätigkeit
der Volksbildner und Kunstapostel, entweder
ein klägliches Ende nahmen oder mühsam ihr
Dasein fristen. Nur in einer Weise gelang es
ihm, seine Schöpfungen weiteren Kreisen vor-
zuführen: durch die jährliche Ausgabe von
Wandkalendern, die Klinisch' Druckerei und

Bindings Brauerei ihren Kunden darboten und
für die Boehle die Zeichnungen entwarf. Na-
mentlich Bindings Kalender fanden die weiteste
Verbreitung und sie brachten einen Abglanz
seiner Kunst auch in die verräucherte Wirts-
stube und verliehen seinem Namen volkstüm-
lichen Klang, es war „unser Boehle", wobei es
den einfachen Mann besonders anheimelte, daß
ein solch großer Künstler als einer ihresgleichen
in Äpfelweinwirtschaften saß, mit vielem Be-
hagen das „Stoffche" genoß und Handkäse
dazu verzehrte.

Seine Künstlerfahrten über Land vollzog er
auf einem kleinen Wagen, dem er sein Roß
vorspannte, seine Hunde waren ihm treue Be-
gleiter, für weitere Reisen benützte er auch
Main- und Rheinkähne, die ihn bis nach Hol-
land führten. Auf diesen kleineren und größeren
Ausflügen sammelte er Eindrücke, die er nicht
gleich an Ort und Stelle zu Papier brachte,
sondern die erst nach einiger Zeit, ordentlich
filtriert, Gestalt annahmen und die er dann auf
die Leinwand oder aufs Papier bannte. Er
hatte sich eigentlich um einige Jahrzehnte zu-
 
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