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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Corwegh, Robert: Die Ordensschnalle
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0310

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DIE ORDENSSCHNALLE.

Erst seit dem Kriege sieht man in Deutsch-
land allenthalben am Bürgerrock das mehr
oder weniger diskret den Orden andeutende
Bändchen. Noch haben wir nicht die Einschätz-
ung für diese Auszeichnungen wie die Fran-
zosen, von denen Bismarck in seinen Erinner-
ungen eine charakteristische Anekdote erzählt.
Bei einem Volksauflauf wurde für einen älteren
Herrn leicht Platz und Weg durch die Menge
geschaffen, weil er ein „Monsieur decore" war.

Allein nach dem Kriege wird jeder Mit-
kämpfer gern seine Beteiligung in vorderster
Linie an dem Geschick unseres Volkes zur
Schau tragen, und dafür ist ihm das Ordens-
band die beste Ausweiskarte. Vielleicht ist es
aus dieser Erwägung heraus schon jetzt ange-
bracht, ein wenig über das Bändchen und seine
ästhetische Bedeutung am Kleid zu plaudern.
Unser Bürgerrock besitzt so wenig Farben- und
Formenreichtum und sticht in seiner Schlicht-
heit und Schmucklosigkeit so sehr von der
Männerkleidung früherer Zeiten ab, daß ihm eine
farbige Belebung, wie sie das Ordensband bietet,
gut tut. Freilich muß man dabei Geschmack
und eine gewisse Zurückhaltung walten lassen.

Augenblicklich ist es Mode, breite Bänder
oder Röllchen in den Farben der Orden aus
dem Knopfloch hängen zu lassen. Andere
wieder tragen vom Knopfloch aus das Band
in breiten Streifen über den Aufschlag, wie
der Soldat die Kriegsauszeichnung im zweiten

Knopfloch des Waffenrocks anlegt. Diese For-
men, den Orden anzudeuten, sind nicht ge-
schmackvoll und nicht diskret genug.

Der Orden hat seine eigene Wesenheit. Wenn
sein Band unvermittelt zum Knopfloch heraus-
guckt oder herausrollt, gelangt diese Selbstän-
digkeit nicht zum Ausdruck. Das Band selbst
muß eine eigene Form besitzen, der Blumen-
form verwandt. In der Rosette und in der fein
geknüpften Schleife aus schmalem Seidenbande
besitzen wir eine eigene Schmuckform, und das
Schleifchen gibt dem Träger beim Sonntags-
oder Festrock Gelegenheit, seine Auszeich-
nung in kleiner Nachbildung daran zu befestigen.
Auf die Farbe des Bandes muß der Träger
dabei Bedacht haben. Beim Eisernen Kreuz
mit seiner schwarz-weißen Streifung kann ein
größeres Schleifchen das Knopfloch zieren als
bei einem einfarbigen Bande in Rot, Grün
oder Blau. Gesehen soll das Bändchen wer-
den, dazu trägt es der Ausgezeichnete, aber
es darf nicht die Aufmerksamkeit allein auf
sich lenken. Die Ordensschnalle darf nur ein
Ornament sein, eine Betonung der Würde des
Trägers auf dem Gewände, doch nicht eine
Posaune, die herausbläst, welcher Held dort
schreitet. Heldentum kennt wohl das Bewußt-
sein seiner Bedeutung, doch paart es sich mit
Bescheidenheit. Alles das kann ein Bändchen,
wie wir sehen, zum Ausdruck bringen, nur die
richtige Form gilt's zu finden, dr. rob. corwegh.
 
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