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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Eine Vereinigung für neue Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0211

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KLEINE GRUPPE VON MUSIKANTEN.

NYMPHEN BUKGER PORZELLAN-KAHRIK.

EINE VEREINIGUNG FÜR NEUE KUNST.

In Frankfurt hat sich unter diesem Namen eine
Gruppe Gleichgesinnter zusammengefunden,
die es sich zur Aufgabe macht, die lebendigen
Äußerungen auf den verschiedenen Gebieten
gegenwärtiger Kunst, vorwiegend aber der bil-
denden Kunst, zu fördern und zur Geltung zu
bringen. Um diesen Zweck zu erreichen, sind Aus-
stellungen, Vorträge, undFührungen vorgesehen,
zu denen die Mitglieder freien Zutritt haben.
Durch intime und in sich abgeschlossene Aus-
stellungen soll die Möglichkeit geben werden,
mit den schöpferischen Leistungen lebender
Künstler dauernd Fühlung zu halten. Dem
Fernerstehenden werden Führungen vor den
Originalen unmittelbar Aufklärung über die
künstlerischen Absichten geben, währendaußer-
dem Vorträge die großen Richtlinien des künst-
lerischen Wollens unserer Tage klarlegen.
Um ein persönliches Verhältnis zu den Kunst-
werken zu erleichtern, sind Jahresgaben vor-
gesehen, die vorwiegend in Originalgraphik be-
stehen werden. Ein dauernder Niederschlag
der Wirksamkeit der Vereinigung soll schließ-
lich durch den Ankauf ausgewählter, bedeut-
samer Werke und deren öffentliche Ausstellung
möglichst im Anschluß an die vorhandenen
Museen bewirkt werden. Die Vereinigung um-
faßt Mitglieder, Arbeitsausschuß und Vorstand.

Dem Vorstand gehören an: Dr. W. Müller-
Wulckow, Dr. Sascha Schwabacher, Dr. W.

Schürmeyer, Pauline Kowarzik, Dr. E. v. Ben-
demann, Professor Dr. J. Petersen.

Die Absichten der neuen Vereinigung sind in
nachstehenden Worten umrissen:

„VON KUNST HEUTE REDEN, heißt von
dem Geiste reden. Denn der Geist ist das Ein-
zige geblieben, was uns als Glaube blieb in
diesen Zusammenbrüchen. Kunst, die uns heute
angeht, kann nur aus dem Geiste kommen. Wir
brauchen heute keine andere. Kunst, die uns
nur in der Enge und Begrenztheit des Interesses
anfaßt, ist ohne Bedeutung. Am wenigsten jene,
die nichts widerspiegelt als die Armseligkeit der
geschauten Realität. Sichtbares wiederzugeben
war nie Ziel der Kunst. Die Welt ist da. Es
wäre sinnlos sie zu wiederholen. Und auch in
der Wiederholung wäre sie schlecht. Wir wollen
eine Kunst aus dem Geist. Denn wir suchen in
ihr im Versagen der Gegenstände um uns den
Ausweg zum Ewigen. Wir wollen gerührt sein,
erregt werden, wir wollen Glauben und Willen
in ihr finden, nach größeren Inhalten zu, als wir
gewohnt sind. Wir haben eine zeitgenössische
Kunst, die dies alles sucht. Und ist es nicht,
was uns aufrecht hielt in dieser Zeit, ist es nicht
die große Inbrunst der Bilder und Statuen um
uns gewesen, die große Welle des Gefühls, mit
der der Geist in diesen seinen Symbolen aus
der Menschheit hinaufschlug. Ist es nicht die
paradiesische Klarheit, die blaue Ewigkeit Franz
 
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