Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

DOI Artikel:
Eine Vereinigung für neue Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0212

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Eine Vereinigung für neue Kunst.

Marcs, die versprechend über alles hinaus vor
uns steht. Nicht Heckeis dithyrambische Explo-
sion .... Weisgerbers nackte göttliche Körper
unter den Palmenwedeln .... Kokoschkas Gier
nach dem, was hinter den Dingen steht . . . .
Großmanns mystisches Verschweben der Land-
schaft .... Hoetgers weises Suchen des einfachen
Ausdrucks .... Lehmbrucks flötenhafte über-
sehnsüchtige Gotik .... und andere Fanfaren:
Matisse.....Nolde, .... Münch, .... Cha-
gall! Dies sind, zufällig ergriffen, Namen für
Dinge, die uns am Herzen liegen. Aber all diese
Namen, vereint im ruhelosen Suchen nach großer
Erleuchtung, kaum ausgesprochen schon sind
sie Mittelpunkt wägender, extatischer, vernei-
nender Diskussion. Sie sind neu. Sie stehen
im Sprung durch die Widerstände. Hier heißt
es einzusetzen, nicht mit Programmen, sondern
lediglich mit der Pflicht, den Dingen nahezu-
stehen, die unserer Zeit und unseres Geistes
sind. Wir stehen bewundernd vor allem, was
echt und groß, aus tiefer Leidenschaft gebildet
wurde in jeder Generation. Wo die Einfalt ist
und die Glut neben der Erleuchtung, da ist
stets das Wahre. Wir erkennen, absehend von

jeder allgemeinen Erörterung, achtungsvoll das
Gute auch letzter vorausgegangener Generation.
Auch wir lieben Manet und Thoma. Aber am
Herzen liegt uns vor allem die Kunst unseres
Tags. Ein Ding lieben heißt es fördern, solang
es dies bedarf. Nur das Passive ist das Feind-
liche unserem Geist. Aktiv sein in der Liebe
heißt sich ganz einsetzen für die Idee. Sinn zu
fördern hat aber nur das Neue. Hier liegt die
Aufgabe der Zukunft. Für Altes zu stürmen,
wäre Widersinn in sich selbst. Man desavouierte
die geleistete Qualität. Davor liegt schon der
Respekt, die Achtung und die Anerkennung der
Welt. Hier aber geht noch der Kampf. Hier
ist die Glut, die gegen die Widerstände anlodert.
Da heißt es helfen. Da will die Sache schon
die sichtende Hand, die klärt. Wo schon der
Irrsinn erstarrender Theorien die Hirne blendet,
soll man für das Gute einstehen, Nachläuferisches
aufdecken, das Unentwegte preisen. Denn nur
von dem Ehrlichen und Starken kommt das Heil
der Welt. Diese Aufgaben tragen den Lohn der
Idee in sich. Nicht oft war Kunst so nötig wie
in diesen Tagen. Und selten war so sehr Geist
der Kunst unser Geist"................

ANNA SOMOFF-MICHAELOFF.

BLUMEN AUS BÄNDCHEN UND PERLEN,
 
Annotationen