Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

DOI Artikel:
Utitz, Emil: Entwicklung der Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0359

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ENTWICKLUNG DER KUNST. Es ist ein
wahrer Unfug, mit welcher Leichtfertig-
keit heute oft von einem rhythmischen Entwick-
lungsgang der Kunst gesprochen wird, ohne
klare Besinnung darüber, was man hier unter
den Begriffen Entwicklung und Rhythmik ver-
stehen" darf. Schreibe ich eine Entwicklung der
Luftschiffahrt, so ist anzunehmen, daß da der
Verlauf einen Fortschritt offenbart vom Un-
vollkommeneren zum Vollkommeneren. Und
den Abschluß kann das stolze Bewußtsein bil-
den, wie herrlich weit wir es gebracht haben,
oder ein Aufweisen der Möglichkeiten, die eine
weitere Leistungssteigerung gestatten. Die Ein-
sicht in das Wesen der Kunst, wie es sich uns
darstellt, verbietet im vornhinein jedweden der-
artigen Versuch; denn wir bewegen uns ja gar

nicht in einem Geleise immer weiter. Die Ent-
faltung der Kunst ist kein ständiges Besser-
werden, sondern Auseinandertreten ihrer ver-
schiedenen Möglichkeiten, die an sich gleichbe-
rechtigt sind____Es ist kindisch, wenn die Mehr-
zahl der jüngeren Kunstschriftsteller begeistert
den Expressionismus feiert als eine dem Im-
pressionismus weit überlegene Kunstart. Be-
rechtigt ist nur die Anerkennung, daß der
Expressionismus unserem Zeitempfinden ent-
spricht. An sich ist er genau so eine Kunst-
weise wie der Impressionismus. Und wie viel
Wertvolles auf diesen Grundlagen geschaffen
wird, hängt von den Künstlern ab, die sich in
ihnen betätigen. Die Richtungszugehörigkeit
beweist für die Güte noch gar nichts. Ist aber
die Entwicklung der Kunst nur Entfaltung ihrer
 
Annotationen