Dem Gedächtnis Fritz Boehles f
FRITZ BOEHLE t FRANKFURT. GEMÄLDE »KARTOFFEL-ERNTE« 1899.
KOMMERZIENRAT A. BENZINGER—MANNHEIM.
rückgeschraubt, lebte noch in der Zeit der un-
regulierten Ströme, der Leinreiter und hat auch
immer den Frankfurter Dom mit seiner alten
Turmbekrönung gemalt und gezeichnet. In das
Leben unserer Vorväter hat er sich liebevoll
versenkt, alte Schlösser, Burgen und Städtchen
veranlaßten ihn zu eingehenden Studien. Die
hoch gepriesene Kultur unserer Zeit, von deren
Vorhandensein wir innig überzeugt waren, und
die uns so großartig dünkte, daß wir die innere
Gehaltlosigkeit unseres Lebens gar nicht inne
Wurden, verachtete er; allerdings stand er damit
nicht ganz allein. Wenn wir uns das deutsche
Leben zu Beginn des 15., das Holländische um
die Mitte des 17. Jahrhunderts vor Augen
führen, dann sind wir freilich nur „Bettler und
Barbaren" (Dehio).
Bis zum Jahre 1910 hatte er seine Künstler-
Werkstätte in einemRiesensaal des weiträumigen,
aber leider verwahrlosten Deutschherrenhauses
in Sachsenhausen-Frankfurt, dort hatte ihm auch
die Stadt Frankfurt für seine großen plastischen
Arbeiten ein eigenes Gebäude geschaffen. Doch
auch dies alles reichte nicht aus, um seine
Schöpfungen aufzunehmen und nun ging er
daran, sich nach seinem Geschmack auf dem
Sachsenhäuser Berg ein eigenes Heim zu grün-
den, das er um das genannte Jahr bezog. Es
gleicht einem Gutshof, dem auch nicht die vieler-
lei tierischen Bewohner eines solchen fehlen und
hier wirkte er mit Feuereifer in den großen ihm
zur Verfügung stehenden Räumen, die sich aber
schon bald mit Kunstgut aller Art füllten. Für
den Hof schuf er einen Ziehbrunnen, an einer
Mauerwand brachte er ein Bildwerk im Stile
eines altdeutschen Epitaphs an, mit altem Gerät,
Skulpturen und Gipsabgüssen nach ihm lieb
gewordenen Werken großer Künstler umgab er
FRITZ BOEHLE t FRANKFURT. GEMÄLDE »KARTOFFEL-ERNTE« 1899.
KOMMERZIENRAT A. BENZINGER—MANNHEIM.
rückgeschraubt, lebte noch in der Zeit der un-
regulierten Ströme, der Leinreiter und hat auch
immer den Frankfurter Dom mit seiner alten
Turmbekrönung gemalt und gezeichnet. In das
Leben unserer Vorväter hat er sich liebevoll
versenkt, alte Schlösser, Burgen und Städtchen
veranlaßten ihn zu eingehenden Studien. Die
hoch gepriesene Kultur unserer Zeit, von deren
Vorhandensein wir innig überzeugt waren, und
die uns so großartig dünkte, daß wir die innere
Gehaltlosigkeit unseres Lebens gar nicht inne
Wurden, verachtete er; allerdings stand er damit
nicht ganz allein. Wenn wir uns das deutsche
Leben zu Beginn des 15., das Holländische um
die Mitte des 17. Jahrhunderts vor Augen
führen, dann sind wir freilich nur „Bettler und
Barbaren" (Dehio).
Bis zum Jahre 1910 hatte er seine Künstler-
Werkstätte in einemRiesensaal des weiträumigen,
aber leider verwahrlosten Deutschherrenhauses
in Sachsenhausen-Frankfurt, dort hatte ihm auch
die Stadt Frankfurt für seine großen plastischen
Arbeiten ein eigenes Gebäude geschaffen. Doch
auch dies alles reichte nicht aus, um seine
Schöpfungen aufzunehmen und nun ging er
daran, sich nach seinem Geschmack auf dem
Sachsenhäuser Berg ein eigenes Heim zu grün-
den, das er um das genannte Jahr bezog. Es
gleicht einem Gutshof, dem auch nicht die vieler-
lei tierischen Bewohner eines solchen fehlen und
hier wirkte er mit Feuereifer in den großen ihm
zur Verfügung stehenden Räumen, die sich aber
schon bald mit Kunstgut aller Art füllten. Für
den Hof schuf er einen Ziehbrunnen, an einer
Mauerwand brachte er ein Bildwerk im Stile
eines altdeutschen Epitaphs an, mit altem Gerät,
Skulpturen und Gipsabgüssen nach ihm lieb
gewordenen Werken großer Künstler umgab er