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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Schrey, Rudolf: Dem Gedächnis Fritz Boehles
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0026

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Dem Gedächtnis Pritz Boehles f

sich. Schon bald nach Ausbruch des Völker-
ringens zeigten sich die Vorboten seiner Krank-
heit, die er aber mit eiserner Energie zu bannen
suchte, um seinen zahlreichen Gesichten Gestalt
und Form zu verleihen. Welch reiches Innen-
leben diesem Künstler mit der rauhen Außen-
schale beschieden, werden wir erst allmählich
aus seinen Schöpfungen herauslesen können.

Noch eine persönliche Erinnerung: mir wurde
es nahe gelegt, ein beschreibendes Verzeichnis
seines graphischen Werkes zusammenzustellen;
obgleich ich derartigen Werken über noch schaf-
fende Künstler selbst nicht gerade freundlich
gegenüberstehe, da sie schon bei ihrer Ausgabe
veraltet sind, war es eine lockende Aufgabe,
denn die Arbeiten waren fast durchweg ver-
griffen und von Kunstfreunden und Sammlungen
stark begehrt. Ich machte mich an die Arbeit
und pochte durch einen ihm sehr nahestehenden
Freund an, um die Hilfe des Künstlers zu er-
bitten, der aber dies mit den Worten verwei-
gerte: soll warten, bis ich gestorben bin. Ich,
der Ältere, lachte damals, ob dieser Antwort,
denn ich mußte den in der Vollkraft der Jahre
stehenden als den Überlebenden ansehen. So
ging denn das Werk ohne Zutun des Künstlers
in die Lande, und nun wird durch Ergänzungen
und Berichtigungen die notwendige Vollstän-
digkeit zu erreichen erstrebt.............

Um auf die Ausstellung zurückzukommen,
will ich dieselbe, erläutert durch die beigege-
benen Abbildungen, an unserem geistigen Auge
vorüberziehen lassen, wobei ich auch einiger
nicht veranschaulichter Werke gedenken muß.
Als frühestes Gemälde sahen wir von dem
Achtzehnjährigen das Leichenbegängnis eines
Geistlichen, bei dem einerseits das Weiß der
Gewänder der zahlreichen Geistlichen und der
jungen Mädchen, andererseits das Schwarz der
Männer in wirkungsvollem Gegensatz stand;
von scharfer Beobachtung zeugte die Wieder-
gabe der Temperamente der Amtsbrüder des
Verstorbenen, eine erstaunliche Leistung des
jugendlichen Künstlers, den wir dann 1892 und
1896 in zwei Selbstbildnissen begegnen, letz-
teres zeigt ihn im schwarzen Rock über rotem
Wams, die Pfeife im frischen Gesicht mit den
hellblickenden Augen. Den Hintergrund bildet
ein grüner Hügel, der einige Bauernhäuser trägt.
Es fällt in die Schaffenszeit, die im Werk des
Künstlers durch Darstellungen aus dem Leben
des Landmannes in seiner eigentlichen Heimat
(Emmendingen in Baden) gekennzeichnet wird.
Viel Bewunderung erregte das Bildnis seiner
Mutter in hellem Kopftuch, gestellt in die Land-
schaft ihrer Heimat, vorwiegend in grünen und
blauen Tönen gehalten, wie überhaupt seine
Porträts eine Überraschung der Ausstellung
 
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