Dem Gedächtnis Fritz Boehles f
die durch Goethe bekannte Gerbermühle führt
uns ein anderes Gemälde mit einem am Ufer
liegenden Frachtschiff, rastenden Schiffern und
Lastfuhrwerk; über die Landschaft lastet Ge-
witterschwüle und in der dieser eigentümlichen
Beleuchtung hebt sich das altertümliche große
Gebäude wirkungsvoll von einer großen Baum-
gruppe ab. Aus dem gleichen Jahr stammt eine
Flachlandschaft, ebenfalls mit anziehendem Ge-
witter, im Vordergrunde ein Pflüger, der bei
seinem heißenTageswerk sich und den schweren
Arbeitspferden eine kurze Rast gönnt. Fried-
liche Stille atmet der Sonntagsnachmittag in
einem Dörfchen, im Vordergrund haben sich
Bauer und Bäuerin niedergelassen, ihre wenigen
müßigen Stunden mit Behagen genießend, weiter
zurück sehen wir die Dorfstraße mit Kirche und
Bauernhäusern. Noch einmal begegnen wir dem
Meister selbst im besten Mannesalter im schat-
tigen Wirtsgarten vor einem Tisch stehend, auf
dem sich sein treuer „Seppl" niedergelassen,
die Pfeife im Munde, das Glas in der Rechten
und vor sich den Äpfelweinkrug, eines der we-
nigen Bilder, das seinen Weg in eine auswärtige
Gemäldegalerie (Karlsruhe) fand. Erwähnt sei
noch das 1893 entstandene Bildnis seines ehe-
maligen Studiengenossen und Freundes Wil-
helm Altheim, das allerdings eher wie das Bild-
nis eines Jesuitenpaters anmutet und von der
Genußfreudigkeit dieses ebenfalls zu früh ver-
schiedenen, hochbegabten Künstlers uns nichts
verrät.
Leinenreiter, Karrenfuhrwerke, das ganze
ländliche Leben ziehen an uns vorüber, all die
Mühsal des Landmannes und seine wenige
Feierstunden geben ihm Stoffe für seine Dar-
stellungen. Wie schon früher ausgeführt, wandte
er sich dann auch wieder in vereinfachter Form
der Darstellung von Rittern, jetzt sind es die
Heiligen Georg und Martin, zu, oder Kompo-
sitionsstudien im Geiste Marees, dessen Werke
er durch Hildebrand kennen lernte. Reisen
nach Holland und Ober-Italien vermittelten ihm
die Kenntnis der niederdeutschen Landschaft
und der Kunst Mantegnas. Aus dieser späteren
Zeit bringen die Abbildungen den hl. Georg,
eine der Hauptzierden der Frankfurter Städti-
schen Galerie, die Jagd nach einem weißen
Hirsch und weidende Pferde. Eine letzte große
Arbeit lernen wir in dem Schweinemarkt in
Kirchhain kennen, zwar unvollendet geblieben,
aber doch die Quintessenz seines hohen Liedes
auf den Landmann.
Von den im Kunstverein ausgestellten Zeich-
nungen werden vier Blatt vorgeführt, meist
Studien zu Radierungen, seine letzte Arbeit
bildet das Kalenderblatt von 1917 für Klimsch's
Druckerei mit dem sinnenden Saturn, dessen
Sense auch bald unseren Künstler dahinmähte.
— Wenn wir noch einen Rückblick auf das
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die durch Goethe bekannte Gerbermühle führt
uns ein anderes Gemälde mit einem am Ufer
liegenden Frachtschiff, rastenden Schiffern und
Lastfuhrwerk; über die Landschaft lastet Ge-
witterschwüle und in der dieser eigentümlichen
Beleuchtung hebt sich das altertümliche große
Gebäude wirkungsvoll von einer großen Baum-
gruppe ab. Aus dem gleichen Jahr stammt eine
Flachlandschaft, ebenfalls mit anziehendem Ge-
witter, im Vordergrunde ein Pflüger, der bei
seinem heißenTageswerk sich und den schweren
Arbeitspferden eine kurze Rast gönnt. Fried-
liche Stille atmet der Sonntagsnachmittag in
einem Dörfchen, im Vordergrund haben sich
Bauer und Bäuerin niedergelassen, ihre wenigen
müßigen Stunden mit Behagen genießend, weiter
zurück sehen wir die Dorfstraße mit Kirche und
Bauernhäusern. Noch einmal begegnen wir dem
Meister selbst im besten Mannesalter im schat-
tigen Wirtsgarten vor einem Tisch stehend, auf
dem sich sein treuer „Seppl" niedergelassen,
die Pfeife im Munde, das Glas in der Rechten
und vor sich den Äpfelweinkrug, eines der we-
nigen Bilder, das seinen Weg in eine auswärtige
Gemäldegalerie (Karlsruhe) fand. Erwähnt sei
noch das 1893 entstandene Bildnis seines ehe-
maligen Studiengenossen und Freundes Wil-
helm Altheim, das allerdings eher wie das Bild-
nis eines Jesuitenpaters anmutet und von der
Genußfreudigkeit dieses ebenfalls zu früh ver-
schiedenen, hochbegabten Künstlers uns nichts
verrät.
Leinenreiter, Karrenfuhrwerke, das ganze
ländliche Leben ziehen an uns vorüber, all die
Mühsal des Landmannes und seine wenige
Feierstunden geben ihm Stoffe für seine Dar-
stellungen. Wie schon früher ausgeführt, wandte
er sich dann auch wieder in vereinfachter Form
der Darstellung von Rittern, jetzt sind es die
Heiligen Georg und Martin, zu, oder Kompo-
sitionsstudien im Geiste Marees, dessen Werke
er durch Hildebrand kennen lernte. Reisen
nach Holland und Ober-Italien vermittelten ihm
die Kenntnis der niederdeutschen Landschaft
und der Kunst Mantegnas. Aus dieser späteren
Zeit bringen die Abbildungen den hl. Georg,
eine der Hauptzierden der Frankfurter Städti-
schen Galerie, die Jagd nach einem weißen
Hirsch und weidende Pferde. Eine letzte große
Arbeit lernen wir in dem Schweinemarkt in
Kirchhain kennen, zwar unvollendet geblieben,
aber doch die Quintessenz seines hohen Liedes
auf den Landmann.
Von den im Kunstverein ausgestellten Zeich-
nungen werden vier Blatt vorgeführt, meist
Studien zu Radierungen, seine letzte Arbeit
bildet das Kalenderblatt von 1917 für Klimsch's
Druckerei mit dem sinnenden Saturn, dessen
Sense auch bald unseren Künstler dahinmähte.
— Wenn wir noch einen Rückblick auf das
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