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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Klein-Diepold, Rudolf: Waldemar Rösler
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0067

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WALDEMAR RÖSLER t LICHTERFELDE.

»LANDSCHAFT MIT BUSCHEN«

WALDEMAR RÖSLER f

Als Mitte Dezember vorigen Jahres die Nach-
richt die Zeitungen durchlief, Waldemar
Rösler, der seit dem Sommer 1914 im Felde
gestanden, sei auf einem Gute in Ostpreußen
einem plötzlichen Tode erlegen, war es fast als
erfülle sich eine bange Ahnung, die einige seit
langem gehegt — denn jeder wußte, wie der
äußerlich zwar kräftige, an Gemüt aber weiche
Mensch, unter den rauhen Erlebnissen des
Krieges litt, trotz der fast pfiffigen Lebensklug-
heit, die aus seinen hellen Augen blitzte und der
Fähigkeit sich denNöten des Daseins anzupassen
und sich ihnen gewachsen zeigen. So ist es,
als ob ein unabwendbares Schicksal sich hier
vollzog. Als Sohn eines Künstlers, der früh im
Leben Schiffbruch litt, fast schon als Knabe auf
sich selbst gestellt, kämpfte er sich von Erfolg
zu Erfolg durch, bis der große Krieg ihn aus dem
Schaffen riß und damit seine sonst so springen-
den Energien gelähmt zu haben schien.

Mit ihm ist in dieser Zeit der sich über-
stürzenden Gärungen künstlerischen Wollens,
eine der stärksten, und in ihrer natürlichen
Schlichtheit eigensten und zukunftsvollen Be-
gabungen aus dem Kreise der deutschen Kunst

geschieden, die alle jene Schaffensbedingungen
erfüllte, die man an echtes Künstlertum und aus-
gereifte Leistungen stellt: d. h. ein durchaus
persönliches Verhältnis zur Natur, das unbeirrt
aller Strömungen und Mannigfaltigkeiten der
Stilwandlungen, der koloristisch-persönlichen
Vortragsarten ringsum, immer wieder sich
selbst zum Ausdruck bringt in den eigenen,
fortschreitenden Entwicklungsphasen nach der
formalen wie koloristischen Seite. Auf Rösler
trifft zu, daß er zu den wenigen jüngeren
Malern gehört, die sich durchaus selbständig
der Natur nahten und talentvoll genug waren,
während diesem Vorgang, von dem was rings-
um in der Kunstwelt vorging, nicht gestört zu
werden. Es ist bedauerlich, daß man solches
heute als etwas besonderes betonen muß,
denn diese Anlage und Fähigkeit ist im Grunde
die selbstverständliche Voraussetzung jedes
echten und natürlichen Talentes, das man in
früheren Zeiten darum noch nicht in die obersten
Reihen rangierte, in unseren Tagen aber schon
als eine Seltenheit zu bezeichnen Anlaß hat.
Wenn er dabei nun als ein ausgesprochen moder-
ner Maler sich gab und auftrat, so ist diese seine

XX- April 1917. 5»
 
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