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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Mayr, Karl: Franz Hoch, München
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0075

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PROFESSOR FRANZ HOCH t

fs- hott,.

GEMÄLDE »PERUGIA« 1909.

FRANZ HOCH f MÜNCHEN.

An einem Junimorgen des Jahres 1916 ver-
J~\ rann das Leben des Münchener Malers
Franz Hoch in einem Vogesenwald. Trotz seiner
43 Jahre hatte er sich im Sturm der unvergeß-
lichen Augusttage von 1914 als Freiwilliger
einschreiben lassen. Lange Zeit hat er unver-
drossen unterrichtet; seine Vorgesetzten mein-
ten, niemals einen gewandteren Lehrer für das
Krokizeichnen gehabt zu haben. Endlich zog
er als Leutnant mit den Mindelheimer Land-
sturmmännern ins Elsaß. Die dem prächtigen
Manne nachtrauerten, erinnerten sich, wie der
hochgewachsene Alemanne aus Freiburg i. B.
vor 18 Jahren nach einem bedeutenden Aus-
stellungserfolge sich in München niedergelassen
und da alsbald Wurzeln zu schlagen begonnen
hatte, daß er sieben Jahre lang vorher der
Lieblingsschüler und Freund Schönlebers in
Karlsruhe gewesen, daß ihn einst ein träume-
risch-weiser Landmann, Emil Lugo, in den
baumreichen Ebenen der Dreisam gelehrt, was
ein Naturausschnitt und was ein Bild sei —
jener Emil Lugo, dem aus dem 17. Jahrhundert
herüber die Geisterhand des Lothringers Claude
Gelee so verwandtschaftlich zugewinkt hatte.
Man erinnerte sich auch an die Bilder, die

man da und dort in Ausstellungen gesehen und
dann wieder in öffentlichen Sammlungen ange-
troffen hatte, daß die Zeitungen ihn gar manch-
mal ärgerlich einen Proteus gescholten, weil er
so oft in neuer Gestalt aufgetaucht war, was
doch nicht sein darf. Und mancher von den
vielen Tausenden, deren bescheidene Wohn-
räume eine seiner großen farbigen Steindrucke
über den eintönigen Alltag hinaushob, mochte
mit Wehmut davon gelesen haben, daß die
freundliche Hand, die diese Erquickungen ge-
schaffen, nun für immer erlahmt sei. Im all-
gemeinen hatten sich — nicht ohne eine gewisse
Schuld des Malers selbst — weite Kreise, die
nur das von seinem Schaffen kannten, was ver-
einzelt in Ausstellungen gedrungen war, daran
gewöhnt, ihn als einen zwar sehr tüchtigen
Künstler, jedoch nicht als einen solchen gelten
zu lassen, der sich durch Frische und Natur-
haftigkeit ausdrückte. Dazu kam, daß man sich
schwer tat, wenn man ihn in eines der vor dem
Kriege so sehr beliebten Abwandlungsschemata
einreihen wollte. Er gehörte nicht zu den
lockeren Impressionisten, weder zu denen von
der Seine, noch zu denen von der Spree. Und
gab es damals sonst einen einigermaßen brauch-

XX- April 1917. 6
 
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