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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Mayr, Karl: Franz Hoch, München
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0079

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ihn der Lebende niemals gehabt. Im Tode ward
ihm die Krone, die ihm das Leben versagt hatte.

Hier ist also ein schweres Unrecht gut zu
machen. Wir haben mit den interessanten, auf-
regenden Malern, die das Entzücken der Kunst-
philologen des Tages waren, seltsame Dinge
erlebt. Schon nach wenigen Jahren strömten
sie den leisen Moderduft rasch überwundenen
Moden aus. Anders hier. In den prachtvoll
erhaltenen, immer leuchtender zusammenwach-
senden Tafeln Hochs spricht sich eine volle,
reife Natur aus, die deshalb fesselt und jung
bleibt, weil sie zwar offenbar alles kannte, was
vor und neben ihr war, dennoch aber nicht im
Strudel der sich ablösenden Moden und Vor-
bilder sich verlor; er blieb sich selber treu
und ist weder ein Sklave noch ein Vergewaltiger
der Natur gewesen. Aus dem Simpelsten
wußte er etwas Reiches zu gestalten. „Einfach
schenken aus sich heraus, Freude und Schön-
heit voraussetzungslos austeilen" — diese Lehre
dünkte ihn die beste Wegzehrung, die ihm einst
Schönleber als jungem Mann mitgegeben und

die ihn, soweit ihre Pfade auseinandergegangen,
doch in den Erschütterungen und in der be-
täubenden Entwicklungsgeschwindigkeit der
Jahre vor dem Krieg immerdar schaffensfroh
erhalten hatte.

Etwa um sein 28. Jahr hat Franz Hoch den
eigenen Ausdruck seiner Natur gewonnen.
Alles Frühere war Vorbereitung: das Gym-
nasium in Freiburg, die Aneignung des Könnens
auf der Karlsruher Akademie, deren Stolz Mitte
der 80 er Jahre es war, zuerst an einer Staats-
anstalt in Deutschland das naturalistische
Studium und den Freilichtunterricht eingeführt
zu haben. Die Geschicklichkeit und Leichtig-
keit der Hand, die schon am Gymnasiasten auf-
gefallen war, hat ihn nicht zum Virtuosentum
verführt. Er blieb immer weit davon entfernt,
eine erfolgreiche Spezialität auszusuchen und
sie dann wirkungsvoll auszubauen. Es waltete
vielmehr in ihm als Grundstrom eine tiefe Ehr-
lichkeit gegen seine Eindrücke. Es wäre ihm
auch nicht etwa schwer gefallen, die Dinge so
zu bewältigen, daß sie leicht nach etwas Gutem
 
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