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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Ulmer, Karl: Die Kunst nach dem Kriege
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0108

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Die Kunst vach dem Kriege.

Feinden zu trotzen. Die Macht der Über-
zeugung und des inneren Glaubens, das Gefühl
der Brüderlichkeit und das Vertrauen zu ein-
ander, das den ersten und den letzten Soldaten
verbindet, gab ihnen eine Seele und einen
Willen, verlieh ihnen allen Geduld, Kaltblütig-
keit, Tatkraft und Opferfreudigkeit. Je mehr
von der menschlichen Natur verlangt wird,
desto mehr gibt sie. Das Notwendige tut seine
Wirkung. Charaktereigenschaften, die unter
anderen als den heutigen Bedingungen sich
entwickelt hätten, können nicht zur Entfaltung
kommen, sie verkümmern; andere hingegen
blühen dafür auf. So gibt es keine Grenzen
mehr für die Schaffensfreudigkeit, für die Opfer
und Leiden der menschlichen Natur, es gibt
nur einen Überfluß an Mut, an Aufopferung,
Geduld und Willen. Kleines, Eigenwilliges und
Verwickeltes wird hinweggefegt, der gewaltige
Kampf hat uns höher denken gelehrt, hat
fremde Einflüsse hinweggespült, sodaß die
Quellen reinen, einfachen und großen Empfin-

dens wieder hell fließen. — Diese ewige Trieb-
kraft tatkräftiger Charaktere, das schnelle Zu-
greifen, die Gewohnheit plötzlicher Entschlüsse
und die Befähigung zum Handeln und Dulden,
— alles, was unser Volk jetzt täglich und stünd-
lich durchmacht, wird ein neues Geschlecht
aufrechter, ungebrochener Menschen erzeugen,
ein Geschlecht das fähig ist, starke, einfache
und große Formen zu bilden, die aus seinem
Geiste hervorgegangen sind.

Die nationale Kunst wird erstehen. Im Be-
wußtsein und dem Gefühl der großen Dinge,
welche das deutsche Volk geleistet hat, wird
es seinen Kindern eine neue Bahn weisen. Die
Kraft, die fähig ist eine neue Welt zu schaffen,
wird darüber hinauswachsen und eine Welt
schaffen, die frei ist von allen fremden Ge-
danken, alles aus sich selber zieht und nur als
Führer die eigenen Sinne und das eigene Herz
hat. Große, wahre und einfache Gebilde wer-
den entstehen, die allein in den nationalen
Trieben wurzeln...... karl ulmer—Hamburg.

E. M. ENGERT—MÜNCHEN. SILHOUETTE vFLÖTENSPIELER«
 
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