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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Weinmayer, Konrad: Hermann Stockau, Dachau: zu seinem 50. Geburtstag
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0151

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HERMANN STOCKMANN-DACHAU.

GEMÄLDE »DIE HOCHEBENE«

HERMANN STOCKMANN-DACHAU.

ZU SEINEM 50. GEBURTSTAG.

Am 28. April 1867 wurde Professor Hermann
i \ Stockmann in Passau geboren. In Mün-
chen besuchte er die Akademie der Künste
und war Schüler von Wilhelm Diez. Seit 1898
lebte er in seinem Hause in Dachau, einem
wahren Schmuckkästchen, gefüllt mit den erle-
sensten Werken heimischen Kunstgewerbes aus
dem 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts. — Man kennt den Künstler allgemein
als Illustrator der Münchner Fliegenden Blätter
und schätzt ihn in dieser Art der Illustration als
feinen Epigonen jener Glanzzeit deutscher
Buchillustration, die mit den Namen Schwind,
Richter und Neureuther wohl am einfachsten
gekennzeichnet ist. Stockmann ist der ge-
borene Märchenerzähler mit seiner nie ver-
siegenden Frische plastischen Humors und
seiner, eben von jener großen Zeit überkomme-
nen musikalischen Linie. Und als echter Deut-
scher hat auch er die ausgesprochene Begabung
für die reinste Art deutscher Graphik, für den
reinen Holzschnitt. Seine Illustrationen zu den
„Kulturbildern aus Altmünchen" von Karl
Trautmann 1914 und seine Bilder zur Chronik

der Röckl 1917 stellen den Höhepunkt dieser
seiner Kunst dar. Diese Bilder gehören in Er-
findung und Reinheit der Holzschnittelemente,
aber auch im Rahmen unseres heute neuerblü-
henden Holzschnittes überhaupt zu den besten.
Kernig und grob geschnitten und von einer in-
neren Wärme, wie selten.

Hier jedoch soll vor allem von dem Land-
schaftsmaler Stockmann die Rede sein, von dem
unendlich feinen Koloristen. Ein vollständig
neuer Mensch nach den Illustrationen. Nicht
der mindeste Zusammenhang! Zwei vollständig
von einander unabhängige Erscheinungen. Von
Wilhelm Diez, seinem Lehrer, höchstens noch
die Schule des feinen Taktes in Form und
Farbe, sonst ganz er selbst, der Maler des Da-
chauer Moores. Nirgends das mindeste Hinein-
spielen des Illustrators in die Landschaft, immer
diese allein, erfaßt in ihrem ganzen Spiel kolo-
ristischer Reize, selten in Ruhe, meist dem Tem-
perament des Malers Stockmann gemäß in
leidenschaftlicher Bewegtheit, mit jagenden
Wolken. Der Pinsel setzt nach. Der kolori-
stische Eindruck wird von der Seele herunter-
 
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