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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Weinmayer, Konrad: Hermann Stockau, Dachau: zu seinem 50. Geburtstag
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0155

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Hermann Siockmann -Dachau.

gemalt, bis zur Erschöpfung. Was wir hier se-
hen, sind leidenschaftliche Ergüsse eines für
Farbe prädestinierten Menschen. Darum zog es
ihn auch nach dem Moor. Eine weite Ebene,
von dem Garten des hochgelegenen Dachauer
Schlosses übersehbar, in der Ferne das Münch-
ner Stadtbild, dahinter die lange Bergkette,
und darüber ein weitgespannter wundervoller
Himmel. Aus diesem Reich stammen Stock-
manns Landschaften. Bald malt er das Ganze,
bald Teile daraus, wie Partien an moorigen Bä-
chen, oder am Waldesrand. Keine rein deko-
rativen, momentanen und kurzlebigen Aus-
schnitte, sondern mit erstaunlicher Vornehmheit
abgerundete Bilder. Nirgends ein Loch in der
Form- oder Farbkomposition, alles bis ins
Kleinste abgewogen und in sich abgeschlossen.
Nirgends eine Brutalität. Der Himmel, als der

feinste Teil dieser großen Dachauer Ebene, ist
ihm ein Hauptorgan seiner Bilder. Er malt kolo-
ristische Erlebnisse, eine Symphonie in Grün,
die ganze Skala des Grün durchlaufend, vom
tiefsten, stumpfen Grün bis zum hellsten Gelb.
Dazu stahlblauer Himmel, die Farbfelder schnei-
dend dünn. „Frühling". Ein andermal ist das
Grün vollständig verhalten und nur als „ Gewürz "
verwendet in der prachtvollen warmen Sattheit
des Moores. Da haben die kalten spektralreinen
Farben zu schweigen, und es beginnt erst der
Tanz der eigentlichen Farben des Künstlers,
der warmen Skala des Moores. Alles ist dann
fließende Farbe, der Boden, die Menschen, der
Himmel, alles förmlich schwitzend vor Leiden-
schaft, und plötzlich mitten in dieser Sattheit ein
befreiendes Wort, das Aufflackern etwa eines
Rot als Kulminations- und Sammelpunkt zu-

XX- Juni 1917. 3
 
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