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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Gegen eine Luxussteuer auf Kunstwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0180

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GEGEN EINE LUXUSSTEUER AUF KUNSTWERKE.

Der deutschen Künstlerschaft droht Gefahr!
Ein neuer Steuerentwurf schlägt eine Be-
steuerung aller Kunsterwerbungen vor, die den
Betrag von 100 Mark übersteigen. Die Abgabe
soll die erschreckende Höhe von 20 von Hun-
dert betragen, und nur die Verkäufe an das
Ausland sowie die Verkäufe zwischen Kunst-
händlern sollen steuerfrei bleiben.

An den Reichstag richteten die führenden
Künstler, Leiter deutscher Kunstausstellungen,
die Bitte, die bildenden Künstler Deutschlands
beim Verkauf ihrer Werke von der geplanten
Luxussteuer auszunehmen. In der Eingabe heißt
es: „Bisher war die Ausübung jeglicher Kunst
zum Unterschied von Handel und Gewerbe von
jeder Berufsabgabe frei. Während auch nach dem
geplanten Gesetz alle übrigen Künstler, wie
Dichter, Komponisten, Schriftsteller frei bleiben,
würden nur die M a 1 e r und B i 1 d h a u e r zu einer
Gewerbesteuer herangezogen werden. Auf
diese Weise würde der bildende Künstler durch
die Luxussteuer die doppelte Einkommensteuer
zahlen. Auf den Käufer von Gemälden und
Plastiken läßt sich die Steuer nicht abwälzen,
da nur bei Dingen des notwendigen Gebrauchs

der Erwerb trotz eines höheren Preises nicht
unterlassen wird. Aber auch für die Person des
Käufers wäre die Zahlung einer Sondersteuer bei
dem Erwerb von Kunstwerken eine Ungerechtig-
keit. Warum soll derjenige, der sein Einkommen
nicht verpraßt, sondern spart, um sich mit Kunst-
werken zu umgeben, für seinen Idealismus noch
bestraft werden? — Dasselbe Einkommen zur
Förderung der Kunst in unserem Vaterlande
verwendet, würde also doppelt so hoch be-
steuert werden, als wenn es auf Reisen ins
Ausland getragen wird. Kunstwerke lassen sich
nicht mit Gold und Geschmeide auf eine Stufe
stellen. Während der Sinn für edle Kunst und
die Aufopferung, für diese schwankenden Werte
Geld auszugeben, der Förderung bedarf, fließt
der Wunsch, sich mit Perlen und Brillanten zu
schmücken, aus sehr verbreiteten aber weniger
idealen Motiven, die auch durch den höchsten
Preis nicht unterdrückt werden. Die Künstler
sind gern bereit im Rahmen der allgemeinen
Abgaben mit allen anderen Volksgenossen die
Lasten des Krieges zu tragen, eine Sonder-
steuer gerade für die bildende Kunst erscheint
ihnen indes ungerecht und kulturwidrig." —

PROFESSOR JOSEF BREITNER »GRABRELIEF IN BRONZE«
 
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