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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Lux, Joseph August: Österreichische Werkkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0190

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Österreichische Werkkunst.

bringt. Das vorstehend Gesagte wird dem
deutschen Leser gewissermaßen als Leuchte
auf dem Weg zu dem Innern der österreichischen
Kunst und somit zu dem bilderreichen Inhalt
des Buches dienen. So vorzüglich die Auswahl
und Zusammenstellung der Bilder auch ist, so
muß ich es doch bedauern, empfindliche Lücken
zu treffen. Wer über österreichische Werk-
kultur Bilder veröffentlicht, muß schon ein so
weites Herz haben, um unparteiisch die Ge-
samtheit der künstlerischen Qualitätsproduktion
zu bringen und muß sich hüten, künstlerisch
bedeutende Gruppen auszulassen, aus dem
kleinlichen Grund, weil sie zufällig nicht zum
Verein gehören. Es ist schade, daß dem an
sich so verdienstlichen Buch auf diese Weise
Abbruch geschieht und die leicht zu erreichende
Vollkommenheit mangelt.

Neben dieser Werkkultur Österreichs präsen-
tiert sich jedoch in einem stattlichen Band die
„Deutsche Werkkunst" (Verlagsanstalt Alex.
Koch,Darmstadt), die insofern ein Geschlossenes
bietet, als sie die Arbeiten deutscher und öster-
reichischer Künstler von der „Werkbund-Aus-
stellung zu Köln am Rhein" vereinigt. Dem
deutschen Leser brauche ich ja nicht erst
deutsche Werkkunst zu erklären; meine Aufgabe
beschränkt sich nur darauf, ihm österreichische
Werkkunst näher zu bringen. In dieser Hinsicht
ist der Koch'sche Band besonders lehrreich,
weil er die Möglichkeit vergleichender Studien
über Österreichische und Deutsche Werkkunst
gibt. Freilich darf man nicht vergessen, daß
sich die österreichische Kunst zu Köln in ihrer

Besuchstoilette gibt, also nicht ganz in ihrer
häuslichen Intimität; aber das ist ja die Eigen-
tümlichkeit jeder Ausstellungskunst. So viel
aber wird bei der Vergleichung klar, daß der
österreichische Genius eben Gefühlsnatur ist,
während der deutsche Künstler den organisierten
Tat- und Willensmenschen verrät. Vergessen
wir nicht, daß die Prinzipien von Zweckmäßig-
keit, Sachlichkeit, Materialgemäßheit zuerst in
Deutschland zur entscheidenden Vorherrschaft
gebracht wurden und das gesamte deutsche
Schaffen nach einem bestimmten einheitlichen
Ziel orientierten, wobei das Eigenpersönliche
oder lokal Bestimmte naturgemäß in den Hinter-
grund treten mußte, wenn sie sich auch nicht
immer nicht ganz verleugnen wollte. Aber sie
empfängt durch diese herrschenden Direktiven
dennoch eine straffere Haltung und Organisation
zum Unterschied von der gefühlsmäßigeren,
individuelleren österreichischen Art, die auf die
Vielheit des Universalismus gestellt ist, und die
man, wenn auch mit Unrecht, deutscherseits
gern als „spielerisch" bezeichnet. Ich aber
meine, man soll die beiden nicht gegeneinander
abwägen, sondern man soll sie zusammenwägen,
wie es in dem Alexander Koch'schen Band
„Deutsche Werkkunst" trefflich geschehen ist.

& JOSEPH AUGUST LUX.

ur ein Schöpfer, der Einheit von Mensch und
Schicksal visionär erlebt, kann Mensch und Schick-
sal und das Verwachsen beider aus einem Zentrum
gestalten, Seele und Form in seiner Dichtung in eins
schauen und als Einheit schauen lassen. Diese Einheit
von Geist und Leben ist aller lebendigen Kunst Vor-
ausse^ung und Merkmal...... F. F. BAUMGARTEN.

N

ANTON HOFER—WIEN. »MEHRFARBIGES KISSEN MIT STICKEREI«
 
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