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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Rehbein, Arthur: Professor Fritz Burger
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0237

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PROFESSOR FR. BURGER—BERLIN. GEMÄLDE »FAMILIENBILD«

PROFESSOR FRITZ BURGER.

Am 16. Juli 1917 wird Professor Fritz Burger
J\ 50 Jahre alt. Erst fünfzig? Und hat doch
eine so reiche Ernte jetzt schon eingebracht, daß
es für ein ganzes langes Künstlerleben ausreichen
würde. — Schon fünfzig? Und ringt doch immer
noch wie ein ganz Junger um die Form, in der
er am besten seinen inneren Gesichten Aus-
druck geben kann. — Fritz Burger gehört als
Fünfziger zu den Klassikern der Kunst und ist
doch noch problematisch. Die Sachkundigen sind
sich darüber einig, daß wir in ihm den Porträt-
künstler unserer Zeit zu sehen haben. Das
große Publikum aber steht vielen seiner Bilder
noch mit einer gewissen Scheu gegenüber, wenn
es auch fühlt, daß hier ein Auserwählter zu ihm
spricht. Das macht eben die Neuartigkeit der
Ausdrucksmittel, deren er sich bedient. So er-
staunlich für jeden die fast visionäre Sicherheit
ist, mit der Fritz Burger den Wesenskern sei-
nes Objektes erschaut, so befremdend ist da-
gegen für viele die Sparsamkeit der Mittel, mit
denen er das Ersehene zur Wiedergabe bringt.

Ich sprach von inneren Gesichten und von
visionärem Schaffen. Und habe damit vielleicht
den Schlüssel zu Burgers Kunst gefunden.
Seine Malweise bedeutet eine Abkehr vom un-
bedingten Impressionismus ; es kommt ihm gar-
nicht auf die zufällige, augenblickliche Erschei-
nung an; sein ganzes Drängen geht vielmehr
dahin, das Bleibende zu erfassen und festzu-
halten. Er malt nach einer inneren, nach einer
vorgestellten Farbe, ja ich möchte beinahe von
einer Astralfarbe sprechen, in der sich ihm die
seelische Persönlichkeit seines Modells dar-
stellt. Was Wunder, daß mancher Beschauer
stutzt, wenn er ein Porträt in so unwirklichen
Farben sieht. — Hebbel sagt irgendwo in sei-
nen Tagebüchern vom künstlerischen Schaffen:
„Stoff ist Aufgabe, Form ist Lösung." Und ein
anderes Wort über Kunst lautet: „Der Weg
ist nichts, das Ziel ist alles." Nun, wenn wir
BurgersKunstvon diesemGesichtspunkte aus be-
trachten, kann es uns nicht beifallen, das Befrem-
den der Menge zu teilen. Wir sehen, daß unser
 
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