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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Habicht, H.: Kultur und Kunst (Wünsche und Ziele)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0277

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Kultur und Kumt ( Wünsche und Ziele).

H. BEHRENS. »LOWE UND SCHLANGE«

KERAM. WERKST. DER DEBSCHITZ-SCHULE.

Zweifellos wird man sich zunächst auch mit
Phrasen wie Künstlerfreiheit, Menschentum der
Kunst u. ä. über die Zumutung, sich voll und
ganz unter den Zwang, sich durch und durch als
Deutschen zu fühlen, hinwegsetzen. Es wird aber
wenig nützen, denn ein Sichbeugen unter die
Herrschaft des mit Notwendigkeit zu erwarten-
den „Sichdeutschfühlens" wird früher oder
später doch geschehen müssen. Dagegen wer-
den auch Redensarten wie „Spießbürgertum",
„Engherzigkeit", „Froschperspektive" usw.
nichts anhaben können. Man überlege auch,
daß es ja nicht eine beliebige sondern die
deutsche Kultur und Kunst gewesen sind, die
wir als völlig eigene, unbeeinflußte Erschei-
nungen bis jetzt noch nie gezeitigt haben, die
man sehnsüchtig schon lange vor dem Kriege
erhofft hatte.

III.

Wenn es also wirklich das Deutschtum ist,
das als anregender, die Kräfte auslösender
Machthaber anzusehen sein wird, so lassen sich
schon jetzt natürlich Wünsche und Ziele be-
zeichnen. Nicht eitlen Prahlens willen anderen
Nationen gegenüber, sondern aus der unbeein-
flußten Erkenntnis heraus, daß noch ungeheuere
Schätze in den Taten des deutschen Geistes
und Wesens zu heben sind, wird man sich ernst-
lich auf sich besinnen und strebend bemühen

müssen. Denn seien wir ehrlich, Wenige,
Wenige nur sind es, die den ganzen Reichtum,
die Größe und die Eigenart unserer deutschen
Güter voll erfaßt und zu ihrem Besitz gemacht
haben. Es kann nun nicht meine Aufgabe sein
— wozu auch der Platz nicht reicht —, eine
Darstellung des deutschen Wesens zu bieten.
Nur eines möchte ich hervorheben. Mit der
oberflächlichen Art und Weise, mit der irgend
ein Schlagwort, das angeblich etwas über das
Deutschtum aussagen soll, benutzt wird , um
darauf aufzubauen, ist es wirklich nicht getan.
So hat man mit dem Begriff „Verinnerlichung",
der tatsächlich einen Teil des deutschen Wesens
und der Sonderstellung der deutschen Kunst
ausmacht, geradezu Unfug getrieben. Man
„macht" nun, weil es zu einem Gemeinplatz
geworden ist, daß Verinnerlichung eben unbe-
dingt an deutsche Kunst geknüpft ist, in die-
sem Begriff, ohne sich die geringste Mühe zu
geben, die ganz besondere Ausprägung dieser
Eigenart in deutschem Wesen und deutscher
Kunst in sich aufzunehmen. Deshalb erscheinen
dann — wie ein Modeding — wahllos nachge-
ahmte manuelle Übertreibungen in asiatischem
Gewände, im Stile Giotto's, Greco's usw. Nein,
so einfach ist die Sache doch nicht. Nicht um
die äußere Form für ein wirklich erlebtes Sich-
versenken der Seele, sondern um der Seelen
 
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