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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Zoff, Otto: Vom Symbol in der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0295

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Vom Symbol in der Kunst.

MAX PECHSTEIN—DRESDEN.

>JUNGES MÄDCHEN« 1908.

wie es ist, so verändert es der andre (im Be-
streben, es zu veredeln): aber beide gehn vom
Sichtbaren aus und beide erkennen im Sicht-
baren das Ziel. Selbst im Barock noch ist das
Sichtbare Ziel, selbst im Barock ekstatischster
Neigung: wenn hier die irdische Materie von
Sehnsucht nach jenseitigem bewegt wird, so ist
es eben nur Sehnsucht, Sehnsucht von immer-
hin Materie. Während die Gotik schon jenseits
der Materie war und ihr eigentliches Leben
außerhalb des Irdischen führte.

Denn das Symbol wurzelt in einem einheit-
lichen und von keiner Reflexion gestörten

Glauben an Jenseitiges. Nur wenn die Mensch-
heit, so vielgestaltig und divergierend sie auch
sein mag, sich in ihren ideellen Anschauungen
einig sieht, nur dann schafft sie sich Symbole,
Symbole ohne Erläuterungen, Symbole von
Selbstverständlichkeit, Symbole von organischer
Existenz. Und nur dann auch ist das Individuum
von einer unbedingten Sicherheit jeder irdischen
Erscheinung gegenüber. Es weiß, wie viel diese
in Bezug zu der hinter ihr stehenden Idee zu
gelten hat. Oder man kann das auch so aus-
drücken : mit einer instinktiven Sicherheit bildet
es sich die sichtbare Erscheinung nach der ide-
 
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