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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Lachmann, Ismar: Karl Strathmann, München
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Bachmann, Paul: Psychologie der Kunst, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0315

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Karl Strathmann-München.

letzten Arbeiten ist das „Kriegergrab". Eine
stille Vision aus der Gegenwart: Ein einsames
Kreuz mitten in blühendem Glanz. Darüber ein
grauer, düsterer Himmel. Leben und Tod! —
Wie wurde der Künstler zu dem, was er ist?
Fast nur durch sich selbst. Am 11. Septem-
ber 1866 wurde er als Sohn des Großkaufmanns
und Konsuls Strathmann in Düsseldorf geboren.
Die Akademie seiner Vaterstadt entließ ihn —
wegen Begabungsmangel. Bei Kalckreuth in
Weimar lernte er dann sein Handwerk, aber
die kräftige Art des Meisters hatte ihm nicht
viel zu geben. In München suchte er seine

eigenen Wege. Als Fünf undzwanzigjähriger ist
er noch Impressionist. Ein Bild „Begegnung"
hat jetzt bei der Rückschau auch diesem früheren
Strathmann viel Ehre gebracht. Später kam
dann der Umschwung ins andere Gebiet. All-
mählich fand er am Isarstrand sicheren Grund.
Die Karikaturen „fin de siecle" machten den
ersten Ruhm. Dann wurde er ständiger Gast
in den Sezessionen. Heute steht er als merk-
würdigste Erscheinung im deutschen Künstler-
tum. Sein Werk ist reich, aber sein Pinsel ist
noch voll sprühender Kraft. Hier keimen noch
Wurzeln zu reicher Hoffnung......... i. l.

PSYCHOLOGIE DER KUNST.

VON PROFESSOR PAUL BACHMANN—COLN.

Höher - Entwicklung ist das Streben der
Menschheit — auch die Kunst dient zur
Höherentwicklung des Menschengeschlechtes,
denn je höher die Kultur eines Volkes, desto
höher auch seine Kunst. Unser Leben ist un-
zertrennbar von der Kunst. Wir durchschreiten
die Straßen der Großstadt — aus breiten Fen-
stern lachen uns Bilder und Reproduktionen
alter und neuer Meister entgegen — begehrens-
werte Wohnräume stehen gebrauchsfertig hinter
hohen Ausstellungsfenstern — figurale und or-
namentale Plastik grüßt uns von öffentlichen
und privaten Gebäuden — monumentale und
profane Architekturen postieren in eindrucks-
voller Schönheit Markt und Straße. Kunst, ewig
sich verjüngende Kunst, wohin wir schauen —,
so kann ein empfänglicher Geist nach und nach
sein Urteil reifen. Freilich nicht Vielen wird
das gelingen, denn die „bildende Kunst" liegt
nicht Jedermann, wie ja auch nicht Jeder Ver-
ständnis und Auffassung für die „darstellenden
Künste" haben kann. Immerhin aber ist die
letztere — „die darstellende Kunst" — mehr
in das Volk eingedrungen, als die bildende
Kunst, — sie ist gleichsam ein Stück unserer
deutschen Volksseele geworden. Das liegt in
ihrem ganzen Wesen — sie wirkt mehr von
innen nach außen, während die bildende Kunst
von außen auf uns eindringt. Weil nun gerade
hierin die verklärende Kraft der bildenden Kunst
liegt, so sollte sie vielmehr in unserer täglichen
Umgebung zu finden sein, — denn was will sie
denn anders, als unser Leben verschönern, das
Bereich unseres täglichenWirkens schmücken —
unsere Umgebung heiterer, sonniger, lebendiger
gestalten. Die Kunst soll uns draußen und da-
heim umwehen, wie Luft aus Himmelshöhen, —
so wird sie unser Dasein bereichern, und uns
selbst durchwärmen mit der Glut stillen Wohl-

behagens und innerer Zufriedenheit; denn
der Mensch, der mit der Kunst durch
die Welt geht, lebt doppelt.

Daß der Kunst diese Himmelskraft, den
Menschen über die rauhe Luft des Tages in
reinere Atmosphäre zu erheben, innewohnt,
beweist ein Gang durch die Jahrtausende un-
seres Erdbestehens, denn wie wäre es anders
wohl erklärlich, daß die Kunst immer den Gleich-
tritt mit Kultur undWeltgeschichte — vom An-
beginn der Welt bis auf den heutigen Tag —
gehalten hätte! Warum schmückte denn der
kulturarme, prähistorische Mensch sein Kleid,
sein Hausgerät, seine Hütte, seine Waffe —
kurz alles, was ihn umgab? Doch nicht allein
weil er Freude am Schaffen fand, sondern weil
er in der Veredelung seiner Umgebung ein Heben
seines „Ichs" unbewußt — instinktiv fühlte,
und so ist diesen Anfängen der Kunst ein viel-
leicht stärkerer Einfluß auf die Entwicklung des
Menschengeschlechtes beizumessen, als man im
allgemeinen gewohnt ist, anzunehmen. Der
Mensch ist von Natur aus zur Kunst prädesti-
niert, das zeigt sein schmückender Sinn, den
wir an allen ihn umgebenden Dingen seit Be-
stehen des Menschengeschlechtes beobachten
können. Je höher ein Volk stieg in Kultur und
geistiger Entwicklung, desto energischer schritt
seine Kunst vorwärts, — daraus ersehen wir,
wie die Kunst der Völker auch durch äußere
Verhältnisse beeinflußt, wie sie in ihrer Ent-
wicklung entweder gehemmt oder gefördert
wird. Ein Gang durch die Kunst- und Welt-
geschichte der Jahrhunderte zeigt deutlich, wie
Krieg und politische Wirren immer ein Nieder-
halten des vorwärts drängenden Stromes der
Kunst zur Folge hatten. Als Beispiel mögen
nur dienen: die Zeit des 30jährigen Krieges,
als Deutschland unter den Greueln und Lasten
 
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