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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Stiller, Richard: Gedächnis-Ausstellung für Gotthardt Kuehl
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0353

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GOTTHARDT KUEHLt DRESDEN.

»AUGUSTUSBRUCKE IM WINTER« 1898.

GEDÄCHTNIS-AUSSTELLUNG FÜR GOTTHARDT KUEHL.

Der Sächsische Kunstverein in Dres-
den brachte zu Ehren des Künstlers, der
wie kein anderer seit den Tagen Canalettos
durch seine modernen Darstellungen von Dres-
dener Stadtansichten und nicht zuletzt durch
seine nachdrücklichen und erfolgreichen Be-
mühungen um die Erneuerung der Dresdener
Kunst sich dauernde Verdienste um die sächsi-
sche Hauptstadt erwarb, eine mit Umsicht ge-
wählte und mit Geschmack angeordnete Aus-
stellung seiner Werke. Viele öffentliche Samm-
lungen , darunter Berlin, Dresden, Lübeck,
München und private Sammler haben aus ihrem
Besitz dazu beigesteuert und den Nachlaß er-
gänzt. Die Sammlung bietet mit über 200
Arbeiten eine übersichtliche und umfassende
Zusammenstellung vom Lebenswerk des im
Januar 1915 verstorbenen Malers. Sie zeigt
den Städteschilderer, den Kirchen- und Innen-
bildmaler, den deutschen Impressionisten in
seiner besonderen Art. Sein gesamtes Schaffen
liegt in bezeichnenden Arbeiten, von der rasch
hingeworfenen Studie und Zeichnung bis zum

vollendeten Werke, in glänzenden Gemälden
und virtuosen Prunkstücken ausgebreitet. Sie
spiegeln ein Stück Entwickelung der neueren
deutschen Malerei in der künstlerischen Dar-
stellungsweise wie in der Wandlung des allge-
meinen Kunstgeschmacks. Sie gipfelt in der
farbigen Eindrucksschilderung und lehrt auch
wieder, daß der Impressionismus, wie Kuehl
ihn gleich vielen anderen anwandte, als Aus-
gangs- und Grundform zum selbständigen Ar-
beiten, alle Möglichkeiten einer Weiterentwick-
lung in sich birgt und verbürgt.

Mit Werken aus den siebziger Jahren setzt
die Sammlung ein und reicht bis ins letzte
Lebensjahr. Auch bei Kuehl wiederholt sich
die oft beobachtete Erscheinung, daß die raschen
Studien und die farbigen Gemälde der Früh-
zeit im Gegensatz zu einander stehen, indem
diese Studien uns auch heute noch weit mehr
malerische Eigenschaften bieten als jene vollen-
deten Gemälde, die in zeichnerischer Schärfe
und Klarheit des Tons ihr Wesentliches geben
und noch nichts von dem lockeren Lichtflimmer

XX. September 1917. 2
 
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