Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (40.1917)

verfließender Töne, umspielt das Stuckwerk
der Decken, die goldenen Zierate, die Heiligen-
bilder und Fahnen, die schwarzen Gitter und
geschnitzten Holzgestühle, die Priester und An-
dächtigen. Das Beste, was er an solchen
Bildern geschaffen, hat ihm niemand vor- und
keiner nachgemacht. Neben den Kirchen die
weitläufigen Flure mit sauberen Dielen und
Ziegelböden, mit farbigen Türen, verwinkelten
Treppen und Gängen und Fenstern, durch die
das Licht hereinquillt. Dann die dämmerigen
Zimmer, Werkstätten und dunklen Gelasse, in
denen ein paar Farben an Menschen oder Ge-
genständen kräftig aufleuchten, die Küchen und
Salons und die Arbeitszimmer, die mit zusam-
mengetragenen Farbstücken bald feintonigzart,
bald voll malerischen Überschwangs schimmern

Gedächtnis-Ausstellungfür Gotthardt Kuehl.

GOTTHARDT
KUEHL t
»STANDES-
AMT« 1913.

und leuchten oder herausfordernd prunkend die
Absicht verraten und die Nachahmer ermuntern.

Nach Paris fand Kuehl zunächst in München
wieder ein fruchtbares Arbeitsfeld. Von dort
wurde er nach Dresden berufen, was nicht
minder für ihn als für die sächsische Hauptstadt
ein künstlerischer Gewinn war. Hier fand
der durch den Süden Verwöhnte zwar keine
schimmernden Kirchenhallen, die ihn zur Dar-
stellung reizten. Dafür entdeckte er aber die
malerischen Schönheiten der alten Barockstadt
an der Elbe. Von seiner Werkstatt, mit dem
bekannten Glasausbau auf der Kunstakademie,
genoß er den Blick auf die Brühl'sche Terrasse,
die Elbe und das Neustädter Ufer flußaufwärts
und abwärts, auf die ziervolle katholische Hof-
kirche und den Schloßturm, die herrliche Kuppel